Märchenhafte Leichtigkeit

Erste umfassende Studie zu Wohlfühlfilmen und ihrem Publikum

Sentimental und vermeintlich intellektuell anspruchslos – der Begriff „Wohlfühlfilm“ wird in der Filmkritik meist abwertend verwendet. Demgegenüber spricht ein interessiertes Publikum, das Filme gezielt wegen ihres Wohlfühlfaktors anschaut, eher wohlwollend davon. Eine Studie am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik hat nun erstmals untersucht, welche Filme aus Zuschauersicht prototypische Wohlfühlfilme sind und was den Wohlfühlfaktor ausmacht.

Rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und den deutschsprachigen Regionen Belgiens und der Schweiz nahmen an der Studie teil. Dabei zeigte sich, dass vor allem romantische Komödien ein besonders hohes Wohlfühlpotential besitzen. Als typische „Feel-good“-Filme wurden unter anderem „Tatsächlich... Liebe“, „Pretty Woman“, „Die fabelhafte Welt der Amélie“ und „Ziemlich beste Freunde“ genannt.

Die Studienergebnisse liefern Anhaltspunkte dafür, welche inhaltlichen und formalen Eigenschaften Filme erfüllen müssen, damit sich das Publikum beim Anschauen besonders wohlfühlt: „Neben einer humoristischen Note und dem klassischen Happy End zeichnen sich Feel-good-Filme auch durch bestimmte wiederkehrende Handlungsmuster und Figuren aus“, erklärt Studienleiter und Erstautor Keyvan Sarkhosh. „Oft sind es Außenseiter, die auf der Suche nach der wahren Liebe sind, die sich bewähren und gegen widrige Umstände kämpfen müssen – und am Ende ihre Rolle in der Gemeinschaft finden.“

Doch nicht nur Romantik und Humor, sondern auch dramatische Momente gehören zu den charakteristischen Bestandteilen eines Wohlfühlfilms. Diese berühren die Zuschauerinnen und Zuschauer meist emotional stark. Zugleich sind sie oftmals in ein märchenhaftes Setting eingebettet, das ebenfalls typisch für Feel-good-Filme ist und wesentlich zur wahrgenommenen Leichtigkeit beiträgt. Nicht zuletzt die Mischung all dieser Elemente macht einen Wohlfühlfilm aus.

Die Ergebnisse der Studie wurden unlängst in der Fachzeitschrift Projections veröffentlicht. Sie unterstreichen, dass sich viele Menschen Wohlfühlfilme gezielt anschauen, um zu entspannen und ihre Stimmung zu heben. Viele der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer stimmten darüber ein, dass Wohlfühlfilme zwar sentimental, aber nicht kitschig und vor allem handwerklich sehr gut gemacht sind. Hierin unterscheidet sich die positiv besetzte Verwendung des Labels aus Zuschauersicht sehr deutlich von der überwiegend negativen Haltung professioneller Filmkritikerinnen und Filmkritiker.

 

Originalveröffentlichung

Sarkhosh, K., und Menninghaus, W. (2021). The feel-good film: Genre features and emotional rewards. Projections, 15 (1), 55–92. DOI:10.3167/proj.2021.150104


Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik wurde 2013 in Frankfurt am Main gegrün­det und beschäftigt derzeit über 160 Mitarbeiter. Das Institut erforscht interdisziplinär, was wem warum und unter welchen Bedingungen ästhetisch gefällt. Dabei widmen sich die Forschungen in den drei Abteilungen Sprache und Literatur, Musik sowie Neurowissen­schaf­ten insbesondere den Grundlagen ästhetisch wertenden Wahrnehmens und Erlebens.

 

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