Kleine Fächer und die AVL

Ist die AVL ein „kleines Fach“? Jedenfalls wird sie als solches von der Mainzer Arbeitsstelle für kleine Fächer an der Johannes-Gutenberg-Universität rubriziert. Die rührigen Mitarbeiter der Arbeitsstelle arbeiten seit 2014 an einer Einordnung und Analyse der gegenwärtigen Situation so genannter kleiner Fächer in Deutschland. Aktuell werden 151 „kleine Fächer“ in einer Datenbank erfasst und näher beschrieben.

Die AVL erfüllt alle der aufgeführten Abgrenzungskriterien zu „Spezialgebieten“ (eigene Professuren und Studiengänge, inkl. Qualifikationsprofil, eigene Fachgesellschaft und -zeitschrift) und ist auch ihrem Selbstverständnis nach ein eigenständiges Fach und keiner Nationalphilologie zu- oder unterzuordnen. Das verbindet die AVL mit Disziplinen wie der Allgemeinen Sprachwissenschaft, der Theaterwissenschaft oder der Wissenschaftsgeschichte. Weiterhin heißt es:

Die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft besitzt aktuell 19 Universitätsstandorte. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Professuren des Fachs an deutschen Universitäten um knapp die Hälfte erhöht. In diesem Zeitraum sind sieben Fachstandorte neu hinzugekommen und zwei weggefallen. In der ersten Kartierung, vor rund 45 Jahren, wurden für die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an den Universitäten der BRD 15 Fachstandorte kartiert.

Die Möglichkeit, die Verbreitung dieser kleinen Fächer über eine Deutschlandkarte nachzuvollziehen, bietet das Portal schon länger. Nun wurde die Website der Arbeitsstelle völlig neu gestaltet und erweitert. Im Zuge dessen findet man dort zusätzlich noch redaktionelle Beiträge („Kleine Fächer im Porträt“), eine Expertendatenbank sowie eine fachspezifische Übersicht über Fördermöglichkeiten.

Über die ein oder andere Lücke bei der Erfassung mag man sich wundern (es fehlt u. a. der Lehrstuhl für AVL an der Universität Gießen, dessen aktuelle Inhaberin z. Zt. den Vorsitz der DGAVL innehat), wundern kann man sich auch darüber, dass der Deutsche Romansteinverband zu den fachlich zuständigen Fachgesellschaften gerechnet wird. Doch ist „wundern“ nicht der schlechteste Ausgangspunkt für die Selbstreflexion und kritische Diskussion über die Verfasstheit und Ausrichtung eines Faches.

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