Formen der Aneignung des "Spectators" in der Romania: Die französischen Zeitschriften
Das Projekt befasst sich mit den französischsprachigen Spectateurs Le Misantrope [sic], Le Nouveau Spectateur (Van Effen), La Spectatrice, Le Nouveau Spectateur (Bastide) and Le monde comme il est (Bastide). Die Zeitschriften werden thematisch sowie formal ausgewertet. Dies geschieht durch eine Kategorisierung der narrativen Ebenen sowie der den Schriften inhärenten Darstellungsebenen. Dabei werden besonders Gattungen wie Allegorie, Brief, Fabel, Porträt, Satire, Traum und Utopie ausgezeichnet, um die Genre-Vielfalt der Schriften darzustellen. Die Moralischen Wochenschriften nach dem Modell des englischen Spectator lassen sich als hybride Gattung sui generis bezeichnen, die zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit einzuordnen ist. Dieses Modell ist es auch, welches sich als ideenstiftend für Justus Van Effens Misantrope und seine spätere Schrift Le Nouveau Spectateur erweist. Die Schriften des Holländers zeugen vom Transfer des englischen Originals auf den Kontinent, welcher sich zeitnah zur Erstveröffentlichung des Spectator vollzieht. Die Tatsache, dass der Niederländer die französische Sprache verwendet, gibt Aufschluss über die Verbreitungsstrategien zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Auch werden in den Schriften Eigenarten der englischen Kultur übernommen und in den kontinentalen Kontext eingebettet, was wiederum für eine weitere Verbreitung in Deutschland, Italien und Spanien von herausragender Bedeutung ist.
La Spectatrice zeigt die Genre-Affinität der französischen AutorInnen, zumal diese Zeitschrift von 1728 bis 1729 erscheint und damit dem Female Spectator von 1744 aus der Feder von Eliza Haywood vorausgeht. Die zwei Schriften (Le Nouveau Spectateur (1758-1760), 8 Bände und Le Monde comme il est (1760), 2 Bände) aus der Feder von Jean-François de Bastide beweisen die Langlebigkeit der Gattung über die Jahrhundertmitte hinaus.
Wir wollen in diesem Projekt an den Stand der letzten einschlägigen romanistischen Fachtagungen anschließen, insbesondere an die Sektion „Il Caffè“ des Romanistentages in München (2001) sowie an unsere Sektionen „Moralische Wochenschriften in Europa“ des Romanistentages in Bonn (2009) und des 13. Internationalen Kongress zur Erforschung des 18. Jahrhunderts in Graz (2011) sowie des 14. Internationalen Kongress zur Erforschung des 18. Jahrhunderts in Rotterdam (2015) der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts. Die Ergebnisse werden zum Teil in der von uns bei Peter Lang gegründeten Reihe „Die Aufklärung in der Romania“ erscheinen.