Konferenzen, Tagungen

Transidyllische Perspektiven, Bremen

Beginn
22.06.2023
Ende
23.06.2023

Transidyllische Perspektiven

Workshop des Netzwerks „Politiken der Idylle“
Universität Bremen (Gebäude GW2, Raum A3570)
22.-23. Juni 2023

Gewöhnlich wird die Idylle mit Vorstellungen von Geschlossenheit und Statik verbunden. Das Netzwerk Politiken der Idylle hat demgegenüber die prozessuale und darin dynamische Dimension der Konstitution des Idyllischen betont. Geschlossenheit, Einfachheit, Harmonie und weitere Elemente des Idyllischen sind demnach nicht als diegetisch vorliegende Gegebenheiten zu begreifen, sondern im Zusammenhang von Verfahren des Idyllisierens. Der Einsatz dieser Verfahren, ihre Effekte, Potentiale und Zwecke sind Teil dessen, was man ‚Politiken der Idylle‘ nennen kann. Die mit der Idylle assoziierten Formen der Schließung oder einer harmonisch-ursprünglichen Einfachheit sind durch diese Perspektive bereits insofern überschritten, als zum einen die ihnen zugrundeliegende Dynamik und zum anderen ihr konstitutiver Bezug auf ein Äußeres sichtbar wird.

Mit der Begriffskombination „transidyllisch“ führt der Workshop diese Perspektiven fort und befragt sie in ihrem systematischen ebenso wie ihrem analytischen Stellenwert. Grundlegend ist dabei die Beobachtung, dass die Idylle auf allen Ebenen ihrer Vermittlung und Repräsentation von Übergängen und Querungen geprägt ist: in der Überschreitung von Gattungsgrenzen und in Gattungshybridisierungen; in transnationalen Übersetzungs- und Rezeptionsprozessen; in inter- und transmedialen Konstellationen; in der Kreuzung paradigmatischer Diskurse und Praktiken; in Übergängen zwischen lebensweltlichen und ästhetischen Praktiken; aber auch durch die Darstellung von Figuren des Übergangs und der Transgression. Besonders im Zugriff unterschiedlicher Disziplinen wurde in der Arbeit des Netzwerks zudem deutlich, dass mit der Transposition der Idylle als literarisch-künstlerischem Zusammenhang auf andere Bereiche auch Begriff und Erscheinungsform des Idyllischen immer wieder neu zu fassen sind.

Kontakt: Jan Gerstner (gerstner[a]uni-bremen.de)

Programm:

Do., 22.6

14:00     Begrüßung

14:30     Annika Nickenig (Berlin/Göttingen): Bukolik und generische Überschreitung vom Hausbuch zur Novelle

15:15     Fabio D’Addona (Mainz): Idyllische (?) Kolonialphantasien in Johann Gottfried Herders Neger-Idyllen (1797)

16:00     Kaffee

16:30     Melanie Rohner (Bern): Grenzüberschreitungen: Goethes Hermann und Dorothea

17:15     Lucas Weiser (Halle): Theokrit-Rezeption in deutschen Sizilienreiseberichten des 18. Jahrhunderts

Fr., 23.6.

9:30       Nils Lehnert (Bremen): „Plötzlich…“ Zur dynamischen (Ent-)Idyllisierung von semantischen Räumen bei Walter Moers

10:15     Jan Gerstner (Bremen): Das wandelnde Klischee. Die ‚romantische Idylle‘ als Grenzphänomen

11:00     Kaffee

11:15     Annette Dorgerloh (Berlin): Zwischen Zeitkritik und Rückzugstraum – Idylle als Gegenentwurf in bildender Kunst und Filmen der DDR in den 70er Jahren

13:00     Nils Jablonski (Hagen): Körperphantasien: Das Idyllische im Horror-Genre

13:45     Jakob Heller (Halle): Vom Bestellen des digitalen Gartens. Idyllisieren und Ludologie

14:30     Abschlussdiskussion und Verabschiedung der Gäste

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Postkoloniale Literaturtheorie, Intermedialität, Gattungspoetik, Übersetzung allgemein

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Datum der Veröffentlichung: 16.06.2023
Letzte Änderung: 16.06.2023