Konferenzen, Tagungen

Magier, Heiler, Ingenieure. Reputationskarrieren und publizistische Tricks zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert, Heidelberg

Beginn
09.10.2024
Ende
11.10.2024
Deadline Anmeldung
29.09.2024

Der Typus des frühneuzeitlichen Magus erscheint abhängig vom höfischen, klösterlichen oder städtischen Kontext in je unterschiedlicher Ausprägung. Er wird einerseits als Betrüger und Teufelsbündner verfemt, andererseits als Unterhaltungskünstler, Gelehrter und Feinmechaniker geehrt. Er kann ebenso zum Objekt polizeylicher Verfolgung werden wie zum Nutznießer einer Reputationskarriere am Fürstenhof. Dieser Magier-Typus akquiriert verschiedene Rollen und Kompetenzen, kann Unterhaltungskünstler, Leibarzt, Philosoph, Alchemiker, Ingenieur, Unternehmer etc. sein. In ganz Europa wirken Männer, die kalkuliert nach Einkommen und Reputation streben, zugleich von Inquisitions- und Malefizprozessen bedroht sind und nicht zuletzt publizistisch Reklame für ihre neuen Künste machen. Sie versuchen, von der Aura des Magus zu profitieren, ihre Tätigkeit aber auch als kompatibel mit dem christlichen Wertehorizont und bestehenden Geltungsregimes in Szene zu setzen. Greifbar wird der Typus gerade dadurch, dass er als Akteur auf dem Buchmarkt erscheint. Eine interessante ästhetische Technik in der Engführung von Text und Praktik wäre der publizistische Trick. Dabei wiederholen sich im Medium der Publizistik Strategien der Aufmerksamkeitslenkung und Formen des Self-Fashionings, wie sie auch im Alltag des Zauberkünstlers präsent sind. 

In einer Abendveranstaltung mit einem modernen Illusionskünstler wird die Brücke von den historischen Gegenständen zu einem Phänomen der Gegenwart geschlagen. 

 

Veranstaltungsort

Internationales Wissenschaftsforum Heidelberg
Hauptstraße 242
69117 Heidelberg 

 

Eine Anmeldung bis zum 29.09.2024 ist obligatorisch. Bitte schreiben Sie dafür eine kure E-Mail an: sekretariat.bulang@gs.uni-heidelberg.de

  

 Programm

 

Mittwoch, 9. Oktober

 

17.00 Uhr – Beginn 

18.00–19.00 Uhr – Jan-Dirk Müller (München): Die Überblendung des Wissenschaftlers und Zauberers im Wagner-Buch

19.00–20.00 Uhr – Keynote: Bruce Moran (Univ. of Nevada, Reno): Language, Shifting Meanings, and Guilt by Association: The Reputation and Condemnation of Paracelsian Magic in the Texts of Andreas Libavius

  

Donnerstag, 10. Oktober

 

Sektion I: Diffamierung und Nobilitierung 

9.00–9.30 Uhr – Tobias Bulang, Paula Furrer, Philip Reich: Einführung

9.45–10.45 Uhr – Paula Furrer (Tübingen): Vom Magier zur Marketingstrategie? Die Rezeption der Faust-Narration bei Widmann und Pfitzer

10.45–11.45 Uhr – Volkhard Wels (FU Berlin): Heiler und Unternehmer: Georg am Wald und Leonhard Thurneysser

 

Sektion II: Performanz und Trick

11.45–12.45 Uhr – Philip Reich (Heidelberg): Abenteurer und Hütchenspieler. Trickkunst anonymer Akteure zwischen Schwindel und Reputation von unten

13.45–14.45 Uhr – Anna Wörsdörfer (Münster): Inter/nationale Karrieren italienischer Bühnentechniker. Zum wechselhaften Berufsschicksal der neuen ‚Magier‘ Nicola Sabbatini, Cosme Lotti und Giacomo Torelli an europäischen Fürstenhöfen

15.00–16.00 Uhr – Kirsten Dickhaut (Stuttgart): Cellini als Trickster 

17.00–20.00 Uhr – Abendveranstaltung: Zaubershow und anschließendes Gespräch mit Maximus dem Magier (Abweichender Veranstaltungsort: Neue Universität – Hörsaal 14)

  

Freitag, 11. Oktober

 

Sektion III: Self-Fashioning 

 

9.00–10.00 Uhr – Sergius Kodera (Wien): Giovan Battista della Portas (1535–1615): Thaumatologia. Das Testament eines frühneuzeitlichen Ingenieurs, Magiers, Physiognomen

10.00–11.00 Uhr – Claudius Sittig (Freiburg i.Br.): Die Karrieren eines Stallmeisters und Buchdruckers. Zur Reputation von Georg Engelhard von Löhneysen (1552–1622)

 

Sektion IV: Reflexion und Transfer 

 

11.30–12.30 Uhr – Kathrin Pfister (Heidelberg): Ein deutscher Alchemiker in England. Joachim Polemann zwischen Selbstinszenierung, Reform und Exil

13.30–14.30 Uhr – Bernd Roling (FU Berlin): Selbstmarketing eines Charlatans: Johann Ernst Bessler und das perpetuum mobile im 18. Jahrhundert

14.30–15.30 Uhr – Joana van de Löcht (Münster): Jenseits von Magonia. Wetterwissen und Wetterzauber als Kompetenzfeld des frühneuzeitlichen Magus

ab 15.30 Uhr – Abschlussgespräche

Contact Information

Prof. Dr. Tobias Bulang
Universität Heidelberg
Germanistisches Seminar
Hauptstraße 207–209
69117 Heidelberg

Dr. Philip Reich
Universität Heidelberg
Germanistisches Seminar
Hauptstraße 207–209
69117 Heidelberg

Paula Furrer
Universität Tübingen
Deutsches Seminar
Wilhelmstraße 50
72074 Tübingen

 

Contact Email

philip.reich@gs.uni-heidelberg.de

Attachments

Flyer mit Programm

Veranstaltungsplakat

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Stoffe, Motive, Thematologie, Literatur der Frühen Neuzeit (14. und 15. Jh.), Literatur des 16. Jahrhunderts, Literatur des 17. Jahrhunderts

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Datum der Veröffentlichung: 20.09.2024
Letzte Änderung: 20.09.2024