Konferenzen, Tagungen

Klassen.Gefühle.Erzählen

Beginn
13.06.2024
Ende
14.06.2024

Die Literaturwissenschaftlerin bell hooks schreibt in ihrem Buch Die Bedeutung von Klasse: „Heutzutage ist es angesagt, über Themen wie race und Gender zu sprechen; das weniger coole Thema ist Klasse. Es ist das Thema, bei dem wir alle verkrampfen, nervös werden, nicht sicher sind, wo wir stehen.“ Und doch spielen, in einem offenen Verständnis des Begriffs, Klassenzugehörigkeiten für die soziale Verortung des Einzelnen im eigenen Umfeld, für die affektive Verankerung in der gesellschaftlichen Realität, aber auch für individuelles Fühlen und das Erleben des Selbst vielfältige Rollen, die auch in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur aus unterschiedlichsten Perspektiven erfasst werden. Vom Nischenthema, das bell hooks in ihrem zuerst im Jahr 2000 erschienenen Text diagnostizierte, hat sich das Thema Klasse in den letzten Jahren erkennbar wegentwickelt – man könnte gar argumentieren, dass mit Annie Ernaux 2022 eine Autorin den Literaturnobelpreis erhielt, die als Chronistin von Klassengefühlen zu beschreiben wäre.

Die Tagung, die von Mitarbeiter*innen des Instituts für deutsche und niederländische Philologie ausgerichtet wird, nimmt sich vor, diese Gefühlswelten von Klassenbewusstsein, Aufstieg und Abstieg in der Gegenwartsliteratur zu kartieren: Welche Gefühlswelten und affektiven Dynamiken werden mit Klasse verbunden – und wie werden sie erzählt?

Zum Auftakt der Veranstaltung am 13.06., 13:30 Uhr, begrüßen wir den Schriftsteller Enno Stahl zu Lesung und Gespräch (mit Robert Walter-Jochum).

Den anschließenden Vorträgen folgt am Donnerstagabend, 13.06., 20 Uhr, unter dem Titel „Class Confusion“ ein Gespräch mit der Schriftstellerin Barbara Juch (mit Lea Schneider)

 

Programm:

Donnerstag, 13.06.

13:30-13:45    
Ankommen und Begrüßung (Sophie König)

13:45-15:15    
Klasse, Gefühl und Form unter den Bedingungen eines „Analytischen Realismus“. Der Schriftsteller Enno Stahl (Neuss) im Gespräch mit Robert Walter-Jochum

15:15-15:45    Kaffeepause                                       

15:45-16:30    
Friederike Schruhl (Bayreuth): 
Zur Faktizität von „Klasse“ in der Gegenwartsliteratur

16:30-17:15    
Alfred Stumm (Berlin): 
Wütende Texte         

17:15-17:30    Kaffeepause

17:30-18:15    
Julia Bodenburg (Münster): 
Liebevolles Erzählen: Zur Affektpoetik von transclasse-Figuren und ihrer ‚Mutter-Sprache‘ in jüngster Gegenwartsliteratur 

18:15-19:00    
Patrick Eiden-Offe (Berlin): 
Inmitten der Weltkrise die Klasse gewechselt: Klassenbewusstsein, Klassenstolz und Klassenscham. Georg Lukács als transfuge

19:00               Abendessen

20:00               
„Class Confusion“. Die Lyrikerin Barbara Juch (Wien) im Gespräch mit Lea Schneider. Moderation Jana Maria Weiß

 

Freitag, 14.06.

9:00-9:45        
Carolin Amlinger (Basel): 
Reading Class. Lesen und soziale Grenzen 

9:45-10:30      
Gesa Jessen (Berlin): 
Der diskrete Charme der Literatur. Gefühlswelten der Creative Class in Romanen der Gegenwart

10:30-11:00    Kaffeepause

11:00-11:45    
Corinna Schlicht (Duisburg/Essen): 
Scham, Wut und Verzweiflung – Erfahrungen von Klassismus in Romanen von Julia Franck und Shida Bazyar

11:45-12:30    
Lisa Wille (Darmstadt): 
Brüchige Aufstiegsversprechen und soziale Exklusionsangst in Kristine Bilkaus Die Glücklichen und Deniz Ohdes Streulicht

12:30-14:00    Mittagspause, Imbiss

14:00-14:45    
Robert Walter-Jochum (Berlin): 
„Apropos Waffen.“ Gentrifizierung und Verdrängung bei Anke Stelling, Enno Stahl und Torsten Schulz

14:45-15:30    
Tanja Prokic (München): 
Kurzer Vortrag über Tobias. Affektive Dissonanzen zwischen Klassengefühlen, Identitätspolitik und Neuer Spiritualität

15:30-16:00    Kaffeepause

16:00-16:45    
Sarah Carlotta Hechler (Berlin): 
Affektrekonstitution und -verweigerung im autosoziobiographischen Schreiben Annie Ernaux’: Eine distanzierte Vermittlung von ‚Klassengefühlen'?

16:45-17:30    
Kevin Drews (Lüneburg): 
„Ich will nicht die Jobs, die für mich vorgesehen sind, sondern die, die sie für sich reservieren wollen“. Zur Arbeit (in) der postmigrantischen Gegenwartsliteratur

17:30-18:00    Schlussbemerkung, Publikationsvorhaben, Abschied (Robert Walter-Jochum)

 

Veranstaltungsort:
Aquarium im Südblock 
Skalitzer Str. 6 
10999 Berlin

Organisation: 
Sophie König, Lara Tarbuk, Robert Walter-Jochum, Jana Maria Weiß

Anmeldung erbeten unter robert.walter@fu-berlin.de

Contact Email

robert.walter@fu-berlin.de

URL

https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we04/ndl/termine/tagung_klassen_…

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur und Soziologie, Literatur des 19. Jahrhunderts, Literatur des 20. Jahrhunderts

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Einrichtungen

Freie Universität Berlin
Datum der Veröffentlichung: 07.06.2024
Letzte Änderung: 07.06.2024