Kafkas Zeiten: Jahrestagung der Deutschen Kafka-Gesellschaft, Bonn/online
Kafkas Zeiten
30.9.-2.10.2021, Bonn, Genscherallee 3, Foyer
Jahrestagung der Deutschen Kafka-Gesellschaft, Veranstalter: Alexander Kling, Johannes Lehmann
In Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2291 Gegenwart/Literatur und der
Philosophischen Fakultät der Universität Bonn
In den Texten Franz Kafkas ist die Zeit regelmäßig aus den Fugen. Immer wieder verpassen die Figuren den richtigen Augenblick, Geschehen und Handlung werden ins Absolute beschleunigt oder verlangsamt, Briefe treffen zur Unzeit oder überhaupt nicht ein, auf die Medien der Zeitmessung ist kein Verlass, dunkel bleibende Vorgeschichten wirken sich drückend auf die Gegenwart aus. Zeitliche Konzepte wie die Widerkehr, die variierende Wiederholung, die Aufschiebung, das Zurückbleiben oder Überholtwerden und das Sich-Verpassen sind prägend für Kafkas Literatur, zudem organisieren temporale Oppositionen wie die zwischen dem Einmaligen und dem Endlosen, dem Singulativen und Iterativen, dem Warten und dem plötzlichen Umschwung die narrative Struktur der Texte. Die Tagung will den temporalen (Un-)Ordnungen in Kafkas Texten aus drei Perspektiven nachgehen. Erstens ist ein kulturwissenschaftlicher Zugriff zu nennen, der Kafkas Texte in Bezug auf ihre historischen Kontexte und die hier verorteten Zeittheorien in den Blick nimmt. Zweitens bietet sich ein medientheoretischer Zugriff an, denn in Kafkas Werk, das zeigen u.a. seine Briefe an Felice Bauer und Milena Jesenská (etwa der berühmte Gespenster-Brief), sind es nicht zuletzt die medialen Formen der Kommunikation, die dem immer wieder ausgetragenen Kampf zwischen temporaler Synchronisierung und Desychronisierung zugrunde liegen. Drittens bedarf es eines narratologischen Zugriffs, der sich etwa den Relationen von Erzählzeit und erzählter Zeit, von singulativem und iterativem Erzählen widmet.
Donnerstag, 30. September 2021
13.30-14.00 Uhr
Agnes Bidmon (Erlangen, Präsidentin der Deutschen Kafka-Gesellschaft): Grußwort
Alexander Kling, Johannes Lehmann (Bonn): Einführung zu Kafkas Zeiten
14.00-14.50 Uhr
Alexander Honold (Basel): Zeitschwellen/Schwellenzeiten. Chronische Liminalität bei Kafka (digital)
14.50-15.40 Uhr
Isolde Schiffermüller (Verona): Ein Traum. Kafkas Zeiten im Proceβ
15.40-16.10 Uhr
Kaffeepause
16.10-17.00 Uhr
Kyung-Ho Cha (Bayreuth/Greifswald): Physikalische und philosophische Perspektiven auf die Zeit in Eine alltägliche Verwirrung
17.00-17.50 Uhr
Martin Bartelmus (Düsseldorf): Kafkas Aperturen. Was literarische Anfänge mit der
Relativitätstheorie zu tun haben
19.30 Uhr: Gemeinsames Abendessen: Tuscolo Münsterblick, Gerhard-von-Are-Straße 8, 53111 Bonn
Freitag, 1. Oktober 2021
10.00-10.50 Uhr
Antonia Eder (Karlsruhe): Der Mythos und seine Zeit. Kafkas Mythosvariationen (Prometheus, Das Schweigen der Sirenen)
10.50-11.40 Uhr
Armin Schäfer (Bochum): Aspekt und Zeitlichkeit im Gracchus-Komplex
11.40-12.00 Uhr
Kaffeepause
12.00-12.50 Uhr
Sarah Stoll (München): Engste Bühne. Zerstörte Gegenwart. Der Gruft-Wächter – ein episches Drama
12.50-13.40 Uhr
Dirk Oschmann (Leipzig): „Sturz durch die Jahrtausende“. Zum Problem der Überlieferung
in Kafkas Beim Bau der Chinesischen Mauer
13.40-15.00 Uhr
Mittagspause: Gemeinsames Essen im Café im Kunstmuseum
15.00-15.50 Uhr
Syamala Roberts (Cambridge): Kafka beim Zeitverschwenden. Zur Kafkaschen Hörpoetik
15.50-16.40 Uhr
Rolf Goebel (Huntsville): Zeit und Klang. Kafkas auditive Atmosphären (digital)
16.40-17.10 Uhr
Kaffeepause
17.10-18.00 Uhr
Michael Niehaus (Hagen): „Letzthin“. Über ein zeitliches Scharnier in einigen Texten Franz Kafkas
18.00-18.50 Uhr
Anatol Heller (Berlin): Zerdehnte Zeit. Langeweile und Messianismus in späten Texten Kafkas
20.00 Uhr: Gemeinsames Abendessen: Restaurant Bühne, Kapuzinerstraße 13, 53111 Bonn
Samstag, 2. Oktober 2021
9.30-10.20 Uhr
Anne Fuchs (Dublin): Posthumane Figurationen der Beschleunigung in Kafkas Betrachtung
10.20-11.10 Uhr
Lea Liese (Basel): Philiströses Zeitempfinden und Raubtier-Kapitalismus: Kafkas Arbeits-Tiere
11.10-11.30 Uhr
Kaffeepause
11.30-12.20 Uhr
David Fuchs (Luxemburg): Hungerkunst als Zeitkunst. Zur ästhetischen Eigenzeitlichkeit
der Hungerkünstler-Erzählung Franz Kafkas
12.20 Uhr
Abschlussdiskussion
Aufgrund der Corona-Hygienevorgaben ist es leider nicht möglich, dass interessierte Gäste vor Ort in Bonn an der Tagung teilnehmen. Wir bitten hierfür um Ihr Verständnis. Es besteht aber die Möglichkeit, per Zoom an der Tagung teilzunehmen. Bei Interesse senden wir Ihnen gerne den Zoom-Zugangslink. Anfragen hierzu bitte an: akling@uni-bonn.de