Workshops, Seminare

Formen des Infinitesimalen: Leibniz und die Verbindung zwischen Mathematik und Literatur

Beginn
10.06.2021
Ende
11.06.2021

Wenn es Mögliches gibt, welches nie zur Existenz gelangt, so ist das Existierende in seiner Erscheinungsweise keinesfalls notwendig, sondern kontingent. Zu dieser fundamentalen Einsicht haben für Leibniz sowohl die Dichtung als auch die Mathematik beigetragen. Schließlich werden die ››Erdichtungen (fabulas)‹‹, wie sie sich in ››Romanen‹‹ finden, auch dann ››an sich für möglich gehalten‹‹, wenn sie in der existierenden ››Reihe des Universums (serie Universi)‹‹ zu keiner Verwirklichung kommen. Und in der Mathematik zeigt das von Leibniz ausformulierte Infinitesimalkalkül die Logik inkompossibler Reihenbildungen. Aus dieser bei Leibniz als epistemischem Umbruch inszenierten Zusammenführung von Dichtung und Mathematik ergeben sich eine Reihe folgenreicher Bezüge. Denn in dem Moment, in dem fabula und infiniti in Analogie gebracht werden und daraus folgend auch die Materie und das Wissen von ihr als kontingent erscheinen, erweist sich jeder Zugang zur Welt als stets nur vorläufig und unabdingbar einer prozessualen Pragmatik unterworfen. 

Der Workshop möchte diesem Zusammenhang von Infinitesimalrechnung, Kontingenz und Roman in seinen verschiedenen Implikationen, Ratifikationen und Fortschreibungen bei Leibniz und in der Leibniz-Rezeption nachgehen. Ausgehend von kurzen Impulsbeiträgen der Teilnehmer:innen werden ausgewählte Texte von Leibniz und aus der Geschichte unterschiedlicher Wiederaufnahmen diskutiert, die an die beschriebene Problematik anschließen. 


Programm

Donnerstag, 10. Juni
09.00 Einleitung 
Christiane Frey (Aachen): Leibniz und kein Ende
Rüdiger Campe (Yale): ››Le palace des destinées‹‹. Emergenz der Fiktion in Leibnizʼ Theodizee
Johanna Schumm (München): ››Tout ce qui est possible‹‹. Zur Erzählbarkeit des Möglichen in den Lebensgeschichten des Theodorus am Ende der Theodizee
13.00 Mittagspause
14.30 Niklaus Largier (Berkeley): The Cloud of Unknowing
Bernhard Siegert (Weimar): Simulation der Sinneswelt. Leibniz als Medientheoretiker

Freitag, 11. Juni
10.00 Armin Schäfer (Bochum)/Alexander Waszynski (Bochum): Verhängnis und Zufall in Daniel Casper von Lohensteins Roman ››Arminius und Thußnelda‹‹ (I, 3)
Anja Lemke (Köln): Leibnizʼ Theodizee im modernen Roman
12.30 Mittagspause
14.00 Astrid Deuber-Mankowsky (Bochum): Die Kontinuität als schöpferisches Motiv der Analysis. Hermann Cohen liest Leibniz
Kathrin Schuchmann (Köln): Differenztheoretische Perspektiven. Gilles Deleuzes Leibniz-Rezeption


Der Workshop findet virtuell via Zoom statt. Gäste sind herzlich willkommen. Anmeldung bei Maximilian Kloppert, m.kloppert@uni-koeln.de.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur und Philosophie, Literatur und Naturwissenschaften, Roman, Erzählung, Literatur des 17. Jahrhunderts, Literatur des 18. Jahrhunderts, Literatur des 19. Jahrhunderts, Literatur des 20. Jahrhunderts
Leibniz ; Literatur und Mathematik

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Universität zu Köln
Erich Auerbach Institute for Advanced Studies

Adressen

Köln
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 28.05.2021
Letzte Änderung: 28.05.2021