Konferenzen, Tagungen
Buchstäblichkeit. Literatur und Liminalität IV
Beginn
01.12.2017
Ende
02.12.2017
[...]
Eine starke Strömung innerhalb der Literaturwissenschaft setzt das Figurale, Metaphorische, Allegorische mit dem Literarischen schlechthin gleich. Für Harold Bloom, dessen Theorie der Dichtung als agonaler Traditionszusammenhang hier zu nennen wäre, entspricht die figurale Lektüre dem Leben, die wörtliche dagegen dem depressiven Absturz in einen tödlichen Wiederholungszwang: „Tropen sind also notwendige Irrtümer über die Sprache, Abwehr letztlich gegen die tödlichen Gefahren der wörtlichen Bedeutung…“ (Bloom, Topographie des Fehllesens, S. 123.) – Setzt man sich diesen Gefahren dennoch aus und löst den Blick einmal vom Figurativen, so kommen zwei Begriffe von Buchstäblichkeit in den Blick: Einer, der inmitten der Dissemination des Sinns auf einer privilegierten Beziehung von Zeichen und Bedeutung (der aristotelischen kyria léxis, dem sensus litteralis der Theologen) beharrt; hier ist nach den diskursiven Mechanismen zu fragen, die solche Buchstäblichkeit durchsetzen, stabilisieren und ihre Überlieferung sicherstellen, beispielsweise im Diskurs des Rechts, der Wissenschaft oder der Religion (semantische Buchstäblichkeit). Andererseits kommt jener Begriff von Buchstäblichkeit ins Blickfeld, der auf der Macht des Signifikanten insistiert, gleichsam unterhalb der Architekturen des Sinns Tatsachen zu schaffen (performative Buchstäblichkeit). Ein fetischistischer Abkömmling dieses Interesses am wirksamen Signifikanten ist die Inszenierung des materiellen Schriftzeichens (graphische Buchstäblichkeit).
Die Tagung möchte dem Thema Buchstäblichkeit im Rahmen dieser doppelten Begrifflichkeit nachgehen, indem sie drei Schwerpunkte setzt:
1. Zum einen soll es um die beschriebene Spannung zwischen buchstäblicher und übertragener Bedeutung im Blick auf eine Rhetorik der Buchstäblichkeit in Theorie und Geschichte der Literatur gehen.
2. In dem Maße, in dem die Buchstäblichkeit auf eine theologisch oder juristisch definierte Instanz des Gesetzes zurückführt, die sie bestätigt oder außer Kraft setzt, bildet die Frage nach dem Zusammenhang von Buchstäblichkeit und Gesetz einen zweiten Schwerpunkt der Tagung.
3. Schließlich soll das Problem der buchstäblichen und übertragenen Bedeutung am Paradigma der Übersetzung diskutiert werden, d.h. anhand einer Praxis, in der es dauernd zur Debatte steht.
PROGRAMM
1. Dezember 2017
9.00-9.30: Achim Geisenhanslüke
Grußwort und Einführung
9.30-10.30: Heinz Sieburg
Die Buchstäblichkeit der Buchstaben
10.30-11.00 Uhr: Kaffeepause
11.00-12.00: Katrin Becker
Das postfaktische Drängen des Buchstaben in Zeiten rechtlich-sprachlicher Entgrenzung
12.00-13.00: Thomas Schröder
Buchstabe, Wort und Geist. Dialektik in Hölderlins Patmos
13.00-14.00: Mittagessen
14.00-15:00: Dieter Heimböckel
Mit „einem Wort“ und „rund gesagt“. Buchstäblichkeit und Anagrammatik bei Kleist
15:00-16.00: Claudia Liebrand
Kafkas buchstäbliche Rhetorik. Signifikantenlogik und Wörtlichkeit
16.00-16:30: Kaffeepause
16.30-17:30: Thomas Emmrich
Vom Pharmakon des Verstehens. Mythenallegorese und Therapie (Medusa)
17:30-18:30 Maren Scheurer
Realität und Symbolfähigkeit: Hanna Segals Geigenspieler und Anton Čechovs „schwarzer Mönch“
Samstag, 2. Dezember
9.30-10.30: Oliver Völker
„Geschiebe“: Zur Verräumlichung der Schrift in Stifters „Der Nachsommer“
10.30-11.00 Uhr: Kaffepause
11.00-12.00: Till Dembeck
Brentanos Klingding. Zur Buchstäblichkeit der homophonen Übersetzung
12.00-13.00: Eva-Maria Konrad
Buchstäblichkeit und Übersetzung: Baudelaire
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Eine starke Strömung innerhalb der Literaturwissenschaft setzt das Figurale, Metaphorische, Allegorische mit dem Literarischen schlechthin gleich. Für Harold Bloom, dessen Theorie der Dichtung als agonaler Traditionszusammenhang hier zu nennen wäre, entspricht die figurale Lektüre dem Leben, die wörtliche dagegen dem depressiven Absturz in einen tödlichen Wiederholungszwang: „Tropen sind also notwendige Irrtümer über die Sprache, Abwehr letztlich gegen die tödlichen Gefahren der wörtlichen Bedeutung…“ (Bloom, Topographie des Fehllesens, S. 123.) – Setzt man sich diesen Gefahren dennoch aus und löst den Blick einmal vom Figurativen, so kommen zwei Begriffe von Buchstäblichkeit in den Blick: Einer, der inmitten der Dissemination des Sinns auf einer privilegierten Beziehung von Zeichen und Bedeutung (der aristotelischen kyria léxis, dem sensus litteralis der Theologen) beharrt; hier ist nach den diskursiven Mechanismen zu fragen, die solche Buchstäblichkeit durchsetzen, stabilisieren und ihre Überlieferung sicherstellen, beispielsweise im Diskurs des Rechts, der Wissenschaft oder der Religion (semantische Buchstäblichkeit). Andererseits kommt jener Begriff von Buchstäblichkeit ins Blickfeld, der auf der Macht des Signifikanten insistiert, gleichsam unterhalb der Architekturen des Sinns Tatsachen zu schaffen (performative Buchstäblichkeit). Ein fetischistischer Abkömmling dieses Interesses am wirksamen Signifikanten ist die Inszenierung des materiellen Schriftzeichens (graphische Buchstäblichkeit).
Die Tagung möchte dem Thema Buchstäblichkeit im Rahmen dieser doppelten Begrifflichkeit nachgehen, indem sie drei Schwerpunkte setzt:
1. Zum einen soll es um die beschriebene Spannung zwischen buchstäblicher und übertragener Bedeutung im Blick auf eine Rhetorik der Buchstäblichkeit in Theorie und Geschichte der Literatur gehen.
2. In dem Maße, in dem die Buchstäblichkeit auf eine theologisch oder juristisch definierte Instanz des Gesetzes zurückführt, die sie bestätigt oder außer Kraft setzt, bildet die Frage nach dem Zusammenhang von Buchstäblichkeit und Gesetz einen zweiten Schwerpunkt der Tagung.
3. Schließlich soll das Problem der buchstäblichen und übertragenen Bedeutung am Paradigma der Übersetzung diskutiert werden, d.h. anhand einer Praxis, in der es dauernd zur Debatte steht.
PROGRAMM
1. Dezember 2017
9.00-9.30: Achim Geisenhanslüke
Grußwort und Einführung
9.30-10.30: Heinz Sieburg
Die Buchstäblichkeit der Buchstaben
10.30-11.00 Uhr: Kaffeepause
11.00-12.00: Katrin Becker
Das postfaktische Drängen des Buchstaben in Zeiten rechtlich-sprachlicher Entgrenzung
12.00-13.00: Thomas Schröder
Buchstabe, Wort und Geist. Dialektik in Hölderlins Patmos
13.00-14.00: Mittagessen
14.00-15:00: Dieter Heimböckel
Mit „einem Wort“ und „rund gesagt“. Buchstäblichkeit und Anagrammatik bei Kleist
15:00-16.00: Claudia Liebrand
Kafkas buchstäbliche Rhetorik. Signifikantenlogik und Wörtlichkeit
16.00-16:30: Kaffeepause
16.30-17:30: Thomas Emmrich
Vom Pharmakon des Verstehens. Mythenallegorese und Therapie (Medusa)
17:30-18:30 Maren Scheurer
Realität und Symbolfähigkeit: Hanna Segals Geigenspieler und Anton Čechovs „schwarzer Mönch“
Samstag, 2. Dezember
9.30-10.30: Oliver Völker
„Geschiebe“: Zur Verräumlichung der Schrift in Stifters „Der Nachsommer“
10.30-11.00 Uhr: Kaffepause
11.00-12.00: Till Dembeck
Brentanos Klingding. Zur Buchstäblichkeit der homophonen Übersetzung
12.00-13.00: Eva-Maria Konrad
Buchstäblichkeit und Übersetzung: Baudelaire
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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters
Forschungsgebiete
Literaturtheorie, Schriftlichkeit, Literatur und Recht, Literatur und Theologie/Religionswissenschaften, Rhetorik, Rhetorische Figuren (Allegorie, Symbol, Metapher), Stoffe, Motive, Thematologie, Übersetzung allgemeinBuchstabe, Buchstäblichkeit
Links
Ansprechpartner
Einrichtungen
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Beitrag von:
Redaktion avldigital.de
Datum der Veröffentlichung:
12.12.2018
Letzte Änderung:
12.12.2018