Zerstückelte Körper und entstellte Gesichter – Ästhetisierte Gewalt in lateinischer und französischer Kriegsliteratur und ihr Potenzial für die ästhetisch-literarische Bildung
Ziel des Promotionsvorhabens ist es, Beschreibungen verstümmelter Körper in lateinischer und französischer (Bürger-)Kriegsliteratur zu untersuchen, die ihnen eigene Ästhetik offenzulegen und davon ausgehend das Potenzial dieser Texte für den schulischen Literaturunterricht auszuloten. Als Grundlage werden zwei Texte aus Antike und Moderne herangezogen: Lucans unvollendetes Bürgerkriegsepos De bello civili und Andréas Beckers 2015 erschienene Erzählung Gueules, welche die im Gesicht verletzten und entstellten Soldaten der Grande Guerre, die sog. gueules cassées, thematisiert.
Die vergleichende Lektüre von Lucan und Becker erfolgt zu den Themenkomplexen (1) Körper und Identität, (2) der Mensch als monumentum, (3) Individuum und Kollektiv sowie (4) Sprache, Körper und Gewalt. Die philologische Analyse soll aufzeigen, welche Ästhetisierungsverfahren in literarischen Texten zur Anwendung kommen, wenn Gewalthandlungen im Zusammenhang von Krieg zum Thema werden. Davon ausgehend soll diskutiert werden, welchen spezifischen Reiz die ästhetische Erfahrung solcher Texte bieten und wie diese in den schulischen Literaturunterricht integriert werden kann.
Dieses Dissertationsprojekt zeichnet sich insofern durch einen innovativen Ansatz aus, als es nicht nur einen antiken und einen modernen Text einer philologischen Analyse unterzieht, sondern die aus der Lektüre gewonnenen Erkenntnisse vor dem Hintergrund psychologischer und literaturdidaktischer Forschung reflektiert und eine anwendungsorientierte Skizze für die Implementierung literarischer Gewaltdarstellungen in den fremdsprachlichen Literaturunterricht entwirft.
Betreut wird die Promotion von PD Dr. Joséphine Jacquier.