Sammelband „… und das ist jetzt unsere Wirklichkeit“ – Literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Perspektiven auf Juan S. Guses Miami Punk (31.01.2023)
CFP für den Sammelband
„… und das ist jetzt unsere Wirklichkeit“ – Literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Perspektiven auf Juan S. Guses Miami Punk
Vor Miamis Küste zieht sich über Nacht der Atlantik zurück; Florida leidet unter einer unerklärlichen Alligatorenplage; es kursieren Gerüchte über Todesschwadronen; Videospielfiguren führen ein unerwartetes Eigenleben; Grundrisse von Gebäuden scheinen sich zu verschieben und Hochhäuser beginnen zu fliegen: Mit seinem von den Feuilletons vielbeachteten zweiten Roman Miami Punk (2019) hat Juan S. Guse (Literaturpreis der Stadt Hannover 2017, Kelag-Preis beim Bachmannpreis 2022) eine ebenso faszinierende wie irritierende Welt erschaffen. Das Verschwinden des Ozeans – lesbar als literarische Verkehrung der Folgen des globalen Klimawandels – hinterlässt nicht nur eine Wüste bis zu den Bahamas, sondern auch zahlreiche offene Fragen und ontologische Unsicherheiten. Gefangen in einem Zustand des Ungewissen scheinen auch die Hauptfiguren, darunter der sich von seinem Elternhaus emanzipierende Lint, die junge Programmiererin Robin und ein namenlos bleibender deutscher Germanist, der für ein E-Sport-Turnier nach Miami reist. Die Protagonist*innen leiden an existenziellen Zweifeln und suchen einen Weg aus dem verzweigten Netz sozialer Abhängigkeiten und virtueller (Gaming-)Welten, die sie täglich umgeben. Doch Miami Punk zeichnet nicht nur inhaltlich ein vielschichtiges Panorama einer versehrten Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Der Roman erprobt ebenfalls innovative narrative Verfahren der Multiperspektivität und Intertextualität zwischen realistischen, popliterarischen und phantastischen Erzählweisen, wodurch der Text in besonderem Maße Herausforderungen an die Rezeption stellt.
Anknüpfend an eine im Oktober 2022 an der Universität des Saarlandes stattgefundene Tagung zu Juan S. Guse ist die Veröffentlichung eines Sammelbandes mit einem thematischen Fokus auf den Roman Miami Punk sowie die bislang erschienenen Folgeprojekte und Adaptionen geplant (Miami Punk – The complete DLC; http://miamipunk-dasgame.de/; https://daviddecoil.com/). Neben eigenen Vorschlägen sind Beiträge insbesondere zu folgenden Themenkomplexen und methodischen Schwerpunkten erwünscht:
- Rezeption und Wirkungsgeschichte
- Fragen nach Gattung(en) und Genre(s) (etwa Utopie/Dystopie, Alternativgeschichte, Cyberpunk/SciFi, …)
- rezeptionsästhetische Herausforderungen
- Formen und Beispiele der Intertextualität und Intermedialität
- figurenpsychologische Perspektiven
- gendertheoretische Ansätze
- spieltheoretische Perspektiven der Game Studies/Ludologie auf den Roman Miami Punk, dessen Adaption als Browser-Game sowie das Hörspiel-Spiel Miami Punk – The complete DLC
- soziologische und philosophische Diskurse
- ökonomische und ökologische Fragestellungen (etwa zum Postkapitalismus, Anthropozän, …)
- fachdidaktische Blickwinkel auf den Roman Miami Punk und dessen Potenzial für einen Einsatz im Deutschunterricht
Abstracts von bis zu einer Seite (für einen Beitrag von ca. 35.000–40.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) werden bis zum 31.01.2023 erbeten. Die Abgabe der fertigen Beiträge soll bis zum 30.09.2023 erfolgen. Bitte senden Sie Ihr Abstract mit einem kurzen wissenschaftlichen Biogramm via E-Mail an:
Jonas Nesselhauf (Universität des Saarlandes):
jonas.nesselhauf@uni-saarland.de
und
Steffen Röhrs (Leibniz Universität Hannover):
steffen.roehrs@germanistik.uni-hannover.de