CfP/CfA Veranstaltungen

Ein Kanon der Neuen Sensibilität I: Vorschläge

Beginn
09.12.2021
Ende
10.12.2021
Deadline Abstract
30.06.2021

Workshop im Rahmen des Teilprojekts „Pop, Literatur und Neue Sensibilität: Theorien, Schreibweisen, Experimente“ im SFB 1472: „Transformationen des Populären“, Universität Siegen, 9. / 10. Dezember 2021

(Jörgen Schäfer / Georg Stanitzek – unter Mitarbeit von Roberto Di Bella)

Wir schlagen vor, die deutschsprachige Literaturgeschichte der Jahre 1965 bis circa 1975 als Ära der „Neuen Sensibilität“ zu fassen. Gemeint ist damit eine lose integrierte intellektuelle Formation, die sich explizit oder implizit auf die begrifflichen Einsätze von Susan Sontag, auch Marshall McLuhan, und Herbert Marcuse bezieht und sie mit eigenen theoretischen Mitteln und literarischen Praktiken fortzuentwickeln sucht.

Gegenüber der literarischen Tradition und bewährten Usancen von Literaturkritik und Literaturwissenschaft setzt die „Neue Sensibilität“ auf radikale Diskontinuierung. Sie forciert die Geste des „Anfangens“ (Rolf Dieter Brinkmann) und eines die Pop(ulär)kultur strikt integrierenden Gegenwartsbezugs. Der Workshop dient dem Ziel, diese literaturhistorische Phase zu erforschen, in der Literatur unter den Vorzeichen von „Pop“, „Postmoderne“ und „Intermedia“ intensiven und experimentellen Kontakt mit Phänomenen des Populären, mit audiovisuellen Medien wie Film, Beatmusik, Werbegrafik und Bildender Kunst gesucht und gefunden hat.

Bei den professionellen Gatekeepern des Literaturbetriebs sind die Ansätze der „Neuen Sensibilität“ auf wenig Gegenliebe gestoßen; zugewandtere Stellungnahmen wie diejenigen von Karl Heinz Bohrer oder Marianne Kesting bleiben Ausnahmen. Und entsprechend wird der euphorisch inklusive literarische Bezug auf die globale Pop Art und populäre Kultur dann spätestens Ende der 1970er Jahre vom Paradigma der „Neuen Subjektivität“ und eines akademisch-philosophischen „Postmoderne“-Begriffs kassiert. Nachdem sich die traditionellen Kriterien der literarischen Hochkultur letztlich als resilient erwiesen haben, bleibt die „Neue Sensibilität“ heute neu zu begreifen.

Der geplante Workshop wird vor diesem Hintergrund versuchen, Begriff und Programmatik der „Neuen Sensibilität“ aus den Quellen aufzuarbeiten und allererst zu bestimmen. Dabei besteht nicht nur großes Interesse an methodischen Verfahren, die die im Gegenstandsbereich überwunden geglaubten Vorurteile in Bezug auf Genregrenzen oder vermeintlich randständige Phänomene tatsächlich einzuklammern erlauben. Auch ist einer möglichst großen Vielfalt an Positionen Raum zu geben. Zu denken ist an Publikationen des März-Verlags, des sogenannten Underground, einzelne Texte von Hubert Fichte, Frieda Grafe, des frühen Peter Handke, von Elfriede Jelinek, Renate Matthaei, Uwe Nettelbeck, Renate Rasp, Ror Wolf u.a.m. Dabei kann es nicht darum gehen, einschlägige Texte auf eine vorausgesetzte Semantik der „Neuen Sensibilität“ hin zu ‚entkernen‘. Es sollen vielmehr gerade auch forcierte formale Experimente, Praktiken und Publikationsweisen sowie die entwickelten kritischen und essayistischen Schreibweisen in den Blick genommen werden.

In diesem Sinne wollen wir im Workshop die „Neue Sensibilität“ quellennah diskutieren und laden interessierte Forscherinnen und Forscher dazu ein, Themenvorschläge einzureichen. In formaler Hinsicht ist der Workshop offen, das heißt, Beiträge können die gängige Vortragsform wählen, aber ebenso willkommen sind Impulsvorträge mit Materialpräsentation und anschließender Diskussion. Sie sollten allerdings 20–30 Minuten Dauer nicht überschreiten. 

Bitte senden Sie ein Abstract, zusammen mit einer kurzen biografischen Notiz und/oder Rückfragen, bis zum 30. Juni 2021 per Mail an folgende Adresse: Frau Monika Traut <monika.traut@uni-siegen.de>.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Medientheorie, Schriftlichkeit, Literatur und Soziologie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur und Philosophie, Literatur und Visual Studies/Bildwissenschaften, Literatur und Musik/Sound Studies, Literatur und Medienwissenschaften, Literatur des 20. Jahrhunderts
Neue Sensibilität ; Populärkultur ; Popkultur ; Pop Art

Links

Ansprechpartner

Einrichtungen

Universität Siegen
DFG-Sonderforschungsbereich 1472 „Transformationen des Populären“

Adressen

Siegen
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 23.04.2021
Letzte Änderung: 23.04.2021