Call for Papers zur Konferenz Grenzüberschreitende Literatur(en) in einer polyphonen Welt: Mehrsprachigkeit als Quelle der literarischen Kreativität Eine Synergie zwischen globale° – Festival für grenzüberschreitende Literatur Bremen und dem Forschungszen
Deutsch (English below):
In der deutschsprachigen Kulturlandschaft sind Festivals, die Musik, Kunst und Film zelebrieren und eine Bühne bieten, etabliert und werden von der Gesellschaft breit rezipiert. Aber auch Literaturfestivals, in denen das geschriebene Wort hörbar gemacht wird und die in den Büchern verhandelten Themen mit den Autor:innen selbst besprochen werden können, gehören zu publikumswirksamen Veranstaltungen.
Das globale° Festival für grenzüberschreitende Literatur existiert in Bremen seit 2007 und startete als „GLOBALE Festival für transkulturelle Gegenwartsliteratur“. Es ging darum, einen Beitrag zur Diskussion der sog. „Migrationsliteratur“ zu leisten, die in den 90er und 00er Jahren intensiv geführt wurde und sich auf Autor:innen bezog, die auf Deutsch schrieben, deren Muttersprache oder Herkunft aber nicht Deutsch war, wie z. B. Emine Sevgi Özdamar, Artur Becker und Marica Bodrožić. Auch in der deutschen Kulturlandschaft sind die Veränderungen des deutschsprachigen literarischen Feldes durch Migrationsliteratur spürbar: Um Schreibende „nicht-deutscher Sprachherkunft“ zu unterstützen, wurde der Adelbert-von-Chamisso-Preis in den 1980ern ins Leben gerufen, 2017 dann eingestellt und seit 2018 in veränderter Form wieder verliehen. Es zeigt sich also, dass die Diskussion um Sprache der Literatur, kontextuelle Zusammenhänge der Herkünfte der Autor:innen und die Sichtbarmachung in der Öffentlichkeit nicht abgeschlossen ist.
Das Festival globale° bietet seit 17 Jahren ein Forum für diese Diskussion. Es werden Lesungen, Workshops und Podien organisiert, es bestehen Kooperationen mit verschiedenen Institutionen in Deutschland, Tschechien, Niederlande und der Ukraine.
Um die Dimensionen dieses Festivals und die Auswirkungen der besprochenen Literaturen auf die Gesellschaft und Kreativwirtschaft zu untersuchen und festzuhalten, wird eine Konferenz zur globale° in Zusammenarbeit mit dem
italienischen interuniversitären Forschungszentrum POLYPHONIE organisiert, deren Ergebnisse in einer Sondernummer der Zeitschrift Polyphonie publiziert werden.
Das interuniversitäre Forschungszentrum POLYPHONIE wurde auf Initiative einiger Kolleg:innen der Universitäten Genua und Catania gegründet und ist eng mit dem Forschungsprojekt „Polyphonie. Mehrsprachigkeit_Kreativität_Schreiben“ verbunden. Dieses Projekt entstand 2009 durch die Zusammenarbeit von italienischen und österreichischen Wissenschaftler:innen, die einem gemeinsamen Forschungsinteresse nachgingen, und zwar der Frage, welche Verbindung es zwischen Mehrsprachigkeit und Kreativität beim Schreiben gibt. Das gleichnamige Webportal (http://www.polyphonie.at) stellt die konkrete Umsetzung dieses Forschungsvorhabens dar. Seine Zielsetzung besteht in der systematischen und interdisziplinär ausgerichteten Erforschung der vielfältigen Zusammenhänge von Mehrsprachigkeit und Kreativität beim Schreiben, um die mehr oder weniger stringenten Beziehungen zwischen individueller und kollektiver Mehrsprachigkeit und Kreativität beim Schreiben im Allgemeinen bzw. literarischer Kreativität im Besonderen zu untersuchen. Das mehrsprachige Portal beinhaltet eine Plattform, die als wissenschaftliche Zeitschrift die Möglichkeit zur Information und Publikation wissenschaftlicher Beiträge bietet (ISSN: 2304-7607). Dort wird die geplante Sondernummer zur globale° erscheinen.
Ziel der Tagung ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der globale° und mit Themen, die Teil des Festivals und Forschungsschwerpunkte von POLYPHONIE sind.
Erbeten werden Vorschläge für Beiträge zu den folgenden Fragestellungen:
· Mehrsprachigkeit und Inspiration: Wie beeinflusst die Fähigkeit, in mehreren Sprachen zu denken und zu schreiben, die Kreativität von Autor:innen? Welche inspirierenden Aspekte ergeben sich aus der Mehrsprachigkeit?
· Inter- und transkulturelle Einflüsse: Wie spiegeln sich kulturelle Vielfalt und multilinguale Erfahrungen in der Literatur wider? Welche neuen Erzählformen und Perspektiven entstehen durch literarische Mehrsprachigkeit? Welche Rolle spielt Transnationalität im Umfeld der literarischen Produktion?
· Identität und Mehrsprachigkeit: Wie beeinflusst die Verwendung mehrerer Sprachen in der Literatur die Konstruktion von Identität? Welche Rolle spielt Literatur bei der Vermittlung von Identitätskonzepten?
· (Selbst)Übersetzung als Kunst: Welche Rolle spielt die Kunst der (Selbst)Übersetzung bei der Vermittlung von literarischer Mehrsprachigkeit?
· Bildung und Literatur: Wie kann literarische Mehrsprachigkeit in Bildungseinrichtungen gefördert werden? Welche Bildungschancen ergeben sich aus dem Lesen und Schreiben in mehreren Sprachen?
· globale° als Plattform für Diversität: Wie haben die internationalen Schriftsteller:innen, die beim Literaturfestival globale° mitgewirkt haben, die deutschsprachige Literaturszene geprägt und bereichert?
· globale° in der Öffentlichkeit: Welche Wahrnehmungen der globale° lassen sich in der Presse und auf Social Media erkennen? Wie hat sich die Rezeption des Festivals durch die Medien entwickelt?
Erbeten werden nicht nur wissenschaftliche Texte, sondern auch kurze literarische Werke, die die Themen Mehrsprachigkeit und Grenzüberschreitungen erkunden.
Format der Tagung: Die Tagung wird eine Mischung aus Plenarsitzungen, Panels, Workshops und Lesungen bieten. Wir laden etablierte Forscher:innen, Nachwuchswissenschaftler:innen sowie künstlerisch tätige Personen, die an der Schnittstelle von Kultur und Wissenschaft arbeiten, ein, um ihre Forschung und literarische Werke zu präsentieren.
Zielgruppe: Die Tagung richtet sich an Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Biographieforschung, Mehrsprachigkeitsforschung, Neurolinguistik, angewandte Linguistik, Translationswissenschaften, Literaturwissenschaft, komparatistische Forschung, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Fremd- und Zweitsprachendidaktik, sowie an alle, die an der Schnittstelle von Literatur und Mehrsprachigkeit interessiert sind.
Tagungssprachen: Deutsch und Englisch
Tagungsort: Bremen
Daten: 11.07.2024-12.07.2024
Bitte senden Sie uns Ihren Vorschlag (max. 500 Wörter) bis zum 14. Februar 2024 an polyphonie@globale-literaturfestival.de
Organisation: David Pappalardo (Catania), Ramona Pellegrino (Genua), Daniel Schmidt (Bremen)
English:
In the German-speaking cultural landscape, festivals that celebrate music, art and film and offer a stage for artists are well established and socially well received. But also festivals for literature, in which the written word is made audible and the topics dealt with in the books can be discussed with the authors themselves, are becoming increasingly important.
globale° – Festival für Border-Crossing Literature exists in Bremen since 2007, and started as “GLOBALE festival for transcultural contemporary literature”. Its aim was to contribute to the debate about the so called “migration literature”, a label that was widely used in the German-speaking context of the 1990s and 2000s, and was often related to the works of authors who wrote in German but had a different mother tongue, like Emine Sevgi Özdamar, Artur Becker and Marica Bodrožić. The influence of migration literature on the German-language literary panorama is also visible in the German cultural scene: in order to support writers of “non-German language origin”, the Adelbert von Chamisso Prize was established in the 1980s, then discontinued in 2017, and has been awarded again in a modified form since 2018. It is thus evident that the debate about the language of literature, the contextual connections of the authors’ origins, and how to make them visible to the public is not over.
Globale° festival has been providing a forum for this discussion for 17 years. Readings, workshops and panels are organized, and there are ongoing collaborations with various institutions in Germany, Czech Republic, the Netherlands and Ukraine.
In this context, organized in cooperation with the Italian inter-university research center POLYPHONIE, a conference on globale° shall explore the dimensions of its festival and the impact of the therein addressed literary phenomena on society and its creative industries.
The inter-university research center POLYPHONIE was founded on the initiative of colleagues from the Universities of Genoa and Catania, and is closely linked to the research project „Polyphonie. Mehrsprachigkeit_Kreativität_Schreiben“ (“Polyphony. Multilingualism_Creativity_Writing”). The latter was born in 2009 from the collaboration of Italian and Austrian scholars who pursued a common research interest, namely the connection between multilingualism and creativity in writing. The web portal http://www.polyphonie.at represents the concrete implementation of this research project. Its objective is the systematic and interdisciplinary research of the manifold connections between multilingualism and creativity in writing, in order to investigate the more or less close relationship between individual/social multilingualism and creativity in writing in general, and in particular literary creativity. The multilingual portal includes a platform that, as a scientific journal, offers a chance to publish scientific contributions (ISSN: 2304-7607). The conference proceedings will be published there as a special issue on globale°.
Therefore, the aim of the conference is the scientific examination of globale°, and of topics that are both embedded in the festival and in the research focus of POLYPHONIE.
We encourage proposals on the following questions:
· Multilingualism and inspiration: How does the ability to think and write in several languages influence the creativity of authors? What inspirational aspects result from multilingualism? What role plays transnationalism in context of literary production?
· Inter- and transcultural influences: How are cultural diversity and multilingual experiences reflected in literature? What new narrative forms and perspectives emerge from literary multilingualism?
· Identity and multilingualism: How does the use of multiple languages in literature influence the construction of identity? What role does literature play in conveying concepts of identity?
· (Self)Translation as Art: What role does the art of (self)translation play in literary multilingualism?
· Education and literature: How can literary multilingualism be promoted in educational institutions? What educational opportunities arise from reading and writing in multiple languages?
· globale° as a platform for diversity: How have the international writers who have participated in the literary festival globale° shaped and enriched the German-language literary scene?
· globale° in the public sphere: What perceptions of globale° can be discerned in the press and on social media? How has the reception of the festival by the media developed?
We encourage not only scholarly texts, but also short literary works that explore the themes of multilingualism and border crossings.
Conference Format: The conference will feature a mix of plenary sessions, panels, workshops, and readings. We invite established researchers, young academics as well as artistic practitioners working at the intersection of culture and academia to present their research and literary works.
Target audience: The conference is aimed at scholars in the fields of biographical research, multilingualism research, neurolinguistics, applied linguistics, translation studies, literary studies, comparative research, media and communication studies, foreign and second language didactics, and anyone interested in the interface of literature and multilingualism.
Conference languages: German and English Conference venue: Bremen
Dates: 11.07.2024-12.07.2024
Please send us your proposal (max. 500 words) until 14th February 2024 to polyphonie@globale-literaturfestival.de
Organizers: David Pappalardo (Catania), Ramona Pellegrino (Genua), Daniel Schmidt (Bremen)