CfP/CfA Veranstaltungen

Bin ichʼs oder bin ichʼs nicht? Bachmanns Echos. Ein Nachwuchs-Kolloquium

Beginn
25.10.2024
Ende
26.10.2024
Deadline Abstract
05.05.2024
Deadline Anmeldung
05.05.2024
Deadline Beitrag
27.09.2024

*English version see below*

Ort der Veranstaltung: Literaturhaus München / Ausstellung „Ingeborg Bachmann. ‚Ich bin es nicht. Ich binʼs.‘“ (Mai – November 2024)

Datum: Fr., 25. und Sa., 26. Oktober 2024

Bewerbungsfrist: 5. Mai 2024


Seit ihrem Tod 1973 ist die Stimme Ingeborg Bachmanns keineswegs verhallt. Ganz im Gegenteil, sie tönt noch immer nach in den Köpfen der Lesenden: Der Autorin wurde zuletzt auch in der breiteren Öffentlichkeit immer wieder große Aufmerksamkeit geschenkt, wie etwa in Form des für die Berlinale nominierten Films „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ (2023) oder im Zuge der jüngst veröffentlichten Korrespondenz mit Max Frisch („Wir haben es nicht gut gemacht“, Piper 2022). Besonders eindrücklich wurde ein ganzes Portfolio verschiedener Stimmen im Rahmen der Ausstellung „Ingeborg Bachmann. Eine Hommage“ (2023) im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien präsentiert.1 Die Ausstellung illustrierte einen facettenreichen Querschnitt der öffentlichen und persönlichen Präsenz der Autorin zu ihrer Lebzeit sowie nach ihrem Tod bis in die heutige Zeit. Die Ausstellungsexponate zeugten von der Wirkung ihres Schaffens sowie dem nicht abreißenden medialen Interesse und der zugleich immer neu angeregten Rezeption durch Wissenschaft und Kunst.

Die Figur des Echos ruft das Problem des Verhältnisses zwischen Original und Wiederholung, zwischen Identität und Differenz auf. Dies gilt sowohl für akustische Phänomene in den Texten selbst als auch für die Rezeption. Inwiefern prägen solche ‚Echos‘ die Sicht auf Ingeborg Bachmann in der heutigen Literaturwissenschaft? Welche Echos gibt es, welchen Beitrag leisten sie und welche Perspektiven werden durch sie eröffnet? Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum des Nachwuchskolloquiums, das sich unter dem Motto ‚Bin ichʼs oder bin ichʼs nicht?‘ mit unterschiedlichen Dimensionen des Echos im Zusammenspiel mit Bachmanns literarischem Schaffen auseinandersetzt – in Anlehnung an den Titel der im Literaturhaus München präsentierten Ausstellung über Ingeborg Bachmann „Ich bin es nicht. Ich binʼs.“ Dieser neue Ausstellungstitel reflektiert die Schlussverse des XIII-ten Gesangs aus Bachmanns Liedern auf der Flucht2und evoziert bereits selbst die Figur des Echos. Das Literaturhaus München, das die ursprünglich in Wien gezeigte Ausstellung in adaptierter Form präsentiert, bietet für das Kolloquium einen idealen Diskussionsort.3

Das Kolloquium schafft die Möglichkeit, insbesondere die Perspektiven von Nachwuchswissenschafter*innen, die am Beginn ihres wissenschaftlichen Werdegangs stehen, zu versammeln und zu diskutieren. Die Veranstaltung bietet eine Plattform, eigene Forschungsarbeiten vor anderen Nachwuchswissenschaftler*innen sowie ausgewählten, renommierten Forscherinnen zu präsentieren und im Rahmen einer kollegialen Diskussion weiterzuentwickeln. Sie dient zudem der – auch internationalen – Vernetzung, indem sie literaturwissenschaftliche Perspektiven produktiv mit Diskursen etwa der Literaturvermittlung oder der künstlerischen Auseinandersetzung verknüpft.

Die Hauptsprache des Kolloquiums wird Deutsch sein. Beiträge in englischer Sprache sowie in anderen Sprachen sind ebenfalls sehr willkommen. Im Zuge eines hybriden Veranstaltungsformats wird die Zugänglichkeit der Veranstaltung sowie deren Reichweite erhöht: Sowohl das Halten von Beiträgen als auch ein aktiver Austausch sollen digital wie in Präsenz ermöglicht werden. Im Zuge der Teilnahme vor Ort ist zusätzlich zum Kolloquium ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung im Literaturhaus München sowie ein gemeinsames Abendessen vorgesehen.

Die Beiträge für das Kolloquium können einer Vielzahl von Zugängen und Herangehensweisen folgen, denn die Figur des ‚Echos‘ kann im Kontext von Bachmanns Literatur sowie ihren (Nach-)Wirkungen diverse Formen annehmen. Die mythologische Figur namens Echo etwa, um die herum Diskurse von Subjektivität und Souveränität, Verantwortung und Sprachgerechtigkeit sichtbar werden, ist hierbei genauso interessant wie das klangliche Phänomen des Echos als Widerhall, als verfremdende und verfremdete Spiegelung von Stimme(n). Wie lassen sich diese und andere Perspektiven mit literaturwissenschaftlichen Fragestellungen zu Bachmann verbinden?Die Beiträge des Kolloquiums können sich dem Echo über folgende Fragestellungen nähern:

A. Echos auf Bachmann (Rezeption)

- Was zeichnet die Echos auf Bachmanns wiederauflebende mediale Präsenz in Film, Briefpublikationen etc. aus? Welche Veränderungen oder Kontinuitäten sind in der Rezeptionsgeschichte zu beobachten?

- Welche Potentiale halten Aufnahmen der Schriftstellerin Bachmann und ihrer Texte in andere künstlerische (beispielsweise in musikalische oder dramatisch-theatrale) Werke bereit? 

- Wo finden sich schriftstellerische Echos auf Bachmanns Werk? Inwiefern haben Autor*innen des 20. oder 21. Jahrhunderts Bachmanns Poetologie in ihr Denken und Schreiben aufgenommen?

B. Echos innerhalb von Bachmanns Werk (Text)

- Wo bedient sich Bachmann der/dem Echo/s als Metapher? Welche Rolle spielt eine solche Metapher in Bachmanns Werk, wie hängt sie etwa mit ihrer Verhandlung des Sprachverlusts zusammen?

- An welchen Stellen und in welchen Texten findet sich das Echo als Motiv und inwiefern bietet es eine Vergleichsgrundlage für die werkimmanente Analyse?

- Inwiefern können Bachmanns intertextuelle und polyphone Schreibverfahren als Praxis des ‚Echoing‘ verstanden werden? Lassen sich Wechselbeziehungen innerhalb ihres Werks (zum Beispiel zwischen Briefen und Prosa, poetologischen und lyrischen Texten, zwischen Texten derselben Gattung) als intertextuelle Echos lesen?

C. Bachmanns Echos (Kontext)

- Wo findet sich in Bachmanns Werk die/das Echo als ethische Figur, etwa im Sinne eines unbedingten Antwortens? 

- Welche Spezifika weisen Bachmanns Echos sprachphilosophischer Perspektiven auf, die etwa im Zuge der Auseinandersetzung mit Heidegger oder Wittgenstein entwickelt und in ihre Literatur übertragen werden?

- Kann der Mythos der Echo aus Ovids Metamorphosen für Lektüren von Ingeborg Bachmanns Texten fruchtbar gemacht werden? Welche Fragen bringt der Mythos von Echo und Narziss ins Spiel? In welchem Verhältnis dazu stehen andere mythologische Stoffe, wie beispielsweise der von Undine?

Es steht den Beitragenden selbstverständlich frei, auch andere Perspektiven aufzuzeigen.

Methodisch ist für das Kolloquium, dem Motiv der/s Echo/s folgend, ein Response-Verfahren vorgesehen. Mehrere wissenschaftliche Beiträge mit einer jeweiligen Länge von 20 Minuten werden hierbei im direkten Anschluss von einer etwa 10-minütigen Respondenz einer*s weiteren Teilnehmenden ergänzt: Sie reagiert unmittelbar auf das zuvor Vorgetragene und liefert Anregungen für die darauffolgende Diskussion.

Alle Bewerber*innen werden bereits zum Zeitpunkt der Bewerbung darum gebeten, anzugeben, ob die Teilnahme voraussichtlich digital oder in Präsenz erfolgen wird. Zudem soll angegeben werden, ob ein eigener Beitrag und/oder eine Respondenz vorgeschlagen wird – Doppelnennungen sind möglich. In beiden Fällen wird um die Einreichung einer Kurzbiographie mit Angabe bisheriger Berührungspunkte und Arbeitsthemen zu Bachmann gebeten. Für eigene Beiträge ist zusätzlich ein Kurzexposé (ca. 500 Wörter) einzureichen.

Bewerbungenkönnen bis einschließlich zum 5. Mai 2024 per E-Mail an folgende Adresse gesendet werden: bachmann-kolloquium@outlook.com.

Im Falle einer Annahme bitten wir um die Einreichung von detaillierterenAusarbeitungen der jeweiligen Beiträge bis zum 27. September. Diese dienen als Grundlage für das Verfassen der Respondenzen.

Das Kolloquium findet von Freitag, 25. Oktober bis Samstag, 26. Oktober 2024 im Literaturhaus München statt. Reise- und Übernachtungskosten können, vorbehaltlich der finanziellen Förderung durch einen Drittmittelgeber, erstattet werden.

Wir freuen uns über eure/Ihre Bewerbungen und stehen unter der angegebenen E-Mail-Adresse auch für Rückfragen zur Verfügung!

Organisationsteam: Sebastian Schönbeck (Universität Bielefeld), Jessica Martensen (Technische Universität Braunschweig), Anna Seethaler (Literaturhaus München), Brigid Grigg (University of Melbourne) und Henrike Ribbe (Friedrich-Schiller-Universität Jena).

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Bin ichʼs oder bin ichʼs nicht?

Bachmanns Echoes. A conference for Early Career Researchers. 


Place: Literaturhaus Munich / Exhibition “Ingeborg Bachmann. ‘Ich bin es nicht. Ich bin’s.’” (May – November 2024)

Date: Friday, 25th and Saturday, 26th October 2024

Call for Papers submission deadline: 5th May 2024

Since her death in 1973, the voice of Ingeborg Bachmann has not dimmed. On the contrary, it continues to reverberate in people’s minds, echoing, so to speak, prompting continued efforts to understand her work. Recently, the author has garnered increased attention in the broader public sphere, as evidenced by works such as the film “Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste” (2023), nominated for the Berlinale, or in the recently published correspondence with Max Frisch (“Wir haben es nicht gut gemacht”, Piper 2022). A diverse array of voices was skillfully showcased in the exhibition “Ingeborg Bachmann. Eine Hommage” (2023), in the Austrian national library’s literature museum in Vienna.4 The exhibition provided a multifaceted cross section of the author’s public and private persona, both during her lifetime and after her death. It serves as a testament to the enduring impact of Bachmann’s texts, as well as the sustained interest and ongoing reception that her work provokes in research and art.

The figure of the Echo provokes questions about the dynamic between the original and its repetitions, between resemblance and difference. This applies not only to the auditory phenomenon in texts themselves but also to their reception. How do these ‘echoes’ shape current perspectives on Ingeborg Bachmann within literary studies? What forms do these echoes take, what is their impact, and which interpretations are being considered? These questions, among others, will be at the heart of this early career researchers’ conference. The conference endeavours to explore various dimensions of the echo in relation to Bachmann's work, taking cues from the new title of the Munich exhibition: “Ich bin es nicht. Ich bin's.” The title, derived from the final words of the thirteenth song from Bachmann’s Liedern auf der Flucht5, already invokes the figure of the echo. The Literaturhaus München, where this adaption of the Vienna exhibition is being showcased, provides an ideal environment for scholarly discourse.6

The conference aims to bring together perspectives and foster discussion among researchers, particularly those at the beginning of their academic careers. It seeks to provide a platform for presenting one's own research projects to other early career researchers, as well as to selected reknowned scholars, and to further develop them through collegial discussion. In doing so, it also functions as a networking opportunity, both locally and internationally, by productively connecting perspectives from literary studies with other discourses, such as those on literary dissemination and artistic engagement.

While the conference will primarily be conducted in German, contributions and participation in English and other languages are more than welcome. The conference aims to enhance accessibility and broaden its reach by using a hybrid format, accommodating both in-person attendance and online participation. For those attending in person, a joint visit to the on-site exhibition in Munich as well as a conference dinner is planned.

Contributions to the conference can encompass a wide range of approaches, considering the multifaceted nature of the figure ‘Echo’ within the context of Bachmann’s work and its subsequent impacts. The auditory phenomenon of the echo as a resonance, as a distorting and distorted mirroring of voice(s), is just as intriguing here as the mythological figure Echo, around whom discourses of subjectivity and sovereignty, responsibility and linguistic justice revolve. How can these and other perspectives be linked to literary questions regarding Bachmann’s work? Contributions to the colloquium can approach the echo through the following questions:

A. Echoes of Bachmann (reception)

  • What insights emerge from a critique of the most recent reception of Bachmann’s resurgent media presence in film, letter publications, etc.?  What changes or continuities in the reception can be observed over time?

  • What potential do adaptations of the writer Bachmann and her texts into other artistic (such as musical or dramatic-theatrical) works hold?

  • Where do literary echoes of Bachmann’s work appear, particularly from a poetological perspective? To what extent have authors of the 20th or 21st centuries incorporated Bachmann's poetics into their own thinking and writing?

B. Echoes within Bachmann’s works (text)

  • Where does Bachmann employ the Echo as a metaphor, and what role does it play in her literary works? How does it interact, for example, with themes such as the loss of language?

  • In which specific instances and texts does the Echo appear as a recurring motif, and to what extent does it provide a basis for a immanent analysis of her work?

  • To what extent can Bachmann’s intertextual and polyphonic writing technique be understood as ‘Echoing’? Can correlations within her works, for example between letters and literary works, poetry and prose, or between texts of the same genre, be understood as intertextual echoes?

C. Bachmann’s Echoes (context)

  • Where does the echo appear in Bachmann’s work as an ethical figure, such as the notion of an unconditional response?

  • What specific aspects of Bachmann’s work reveal the echo of her engagement with the philosophy of language, developed for example through her engagement with thinkers such as Heidegger and Wittgenstein and transferred (transformed) into her literature?

  • Can the myth of Echo from Ovid’s Metamorphosis offer productive insights in a reading of Bachmann’s texts? What questions arise from the myth of Echo and Narzissus? What connections exist between this mythological material and other mythological figures, such as Undine?

Contributors are, of course, free to explore additional perspectives beyond these suggestions.

Following the motif of the echo, the conference will adopt an interactive format based on a call-and-response structure. Each session will consist of several contributions, each lasting approximately 20 minutes, which will be immediately followed by an approximately 10-minute response from another participant. The respondent directly engages with the preceding presentation, and provides a springboard for subsequent discussion.

All applicants are asked to specify in their initial application whether they intend to participate in person or digitally. Additionally, they should indicate whether they wish to present a twenty-minute paper, a ten minute response, or both. In either case, applicants are required to provide a brief bio detailing their previous engagement with Bachmann. For individual contributions, we request that applicants also provide a short abstract of approximately 500 words.

Applications should be submitted via email by May 5, 2024, inclusive, to the following email address: bachmann-kolloquium@outlook.com.

If your paper is accepted, we kindly ask for a detailed elaboration of each presentation no later than four weeks prior to the conference, ie., before September 27. This will serve as the foundation for the ten minute responses.

The conference will take place from Friday, October 25th to Saturday, October 26th, 2024 at the Literaturhaus München. Travel and accommodation expenses may be reimbursed, subject to financial support from a third-party sponsor.

We look forward to your applications, and are available to address any inquiries at the email address provided above. 

Organisers: Sebastian Schönbeck (Universität Bielefeld), Jessica Martensen (Technische Universität Braunschweig), Anna Seethaler (Literaturhaus München), Brigid Grigg (University of Melbourne), Henrike Ribbe (Friedrich-Schiller-Universität Jena).

1https://www.onb.ac.at/museen/literaturmuseum/programm/vergangene-ausstellungen/ingeborg-bachmann-eine-hommage

2Ingeborg Bachmann: Lieder auf der Flucht, XIII, in: Anrufung des Großen Bären, Werke Bd. 1, S. 146.

3https://www.literaturhaus-muenchen.de/ausstellung/ingeborg-bachmann/

4https://www.onb.ac.at/museen/literaturmuseum/programm/vergangene-ausstellungen/ingeborg-bachmann-eine-hommage

5Ingeborg Bachmann: Lieder auf der Flucht, XIII, in: Anrufung des Großen Bären, Werke Bd. 1, S. 146.

6https://www.literaturhaus-muenchen.de/ausstellung/ingeborg-bachmann/

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Poststrukturalismus, Dekonstruktion, Feministische Literaturtheorie, Literatur und andere Künste, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur und Philosophie, Poetik

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Friedrich-Schiller-Universität Jena
Universität Bielefeld
Technische Universität Braunschweig
University of Melbourne
Literaturhaus München
Beitrag von: Henrike Ribbe
Datum der Veröffentlichung: 05.04.2024
Letzte Änderung: 05.04.2024