CfP/CfA Veranstaltungen

Ausloten. Medienwissenschaft in Zeiten der Klimakatastrophe (Düsseldorf, 14.-16.3.2024, Einreichung bis 31.1.2024)

Beginn
14.03.2024
Ende
16.03.2024
Deadline Abstract
31.01.2024

Klima hat Konjunktur – auch in medienwissenschaftlichen Publikationen. Gleichzeitig scheint sich der disziplinäre Spalt zwischen kommunikations- und kulturwissenschaftlich ausgerichteter Medienwissenschaft auch in der Forschung rund um Klima und Klimawandel der letzten zwei Jahre zu wiederholen. So fragt der in diesem Jahr erschienene Band Klima(wandel)kommunikation (Wolling/Becker/Schumann 2023) etwa nach den Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation im Angesicht des Klimawandels (Engels 2023), typologisiert Bevölkerungssegmente aufgrund von Wissen und Einstellungen zur Energiewende (Arlt/Schaller/Sultanova 2023) oder verfolgt die deutsche Printberichterstattung rund um Greta Thunberg (Schmid-Petri/Korpowski 2023). Auch der eher populärwissenschaftliche Band Medien in der Klimakrise setzt bei der medialen Öffentlichkeit an und formuliert aus kommunikationswissenschaftlicher und journalistischer Perspektive Empfehlungen an Medienschaffende (Brüggemann/Götze 2022).

Was der Klimawandel ist und was er für uns bedeutet, ist eine medial vermittelte Realität. Die Medienwissenschaft kann einen wichtigen Beitrag zu deren Verständnis leisten. Dazu gehören theoretische und methodische Ansätze, mittels derer die Mechanismen der Wahrheitsproduktion und Kommunikation im Allgemeinen reflektiert werden können. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche Verhandlungen des Klimawandels als Stoff in Literatur und Film, über die sie nicht zuletzt zum Thema unseres Faches werden (ua.: Dürbeck/Probst/Schaub 2022; Orasmus 2023; Teigler 2022). Die häufig eurozentrischen und konzeptionell wenig diversen Grundlagen der dabei zum Einsatz kommenden Narrative, Utopien und Dystopien hat zuletzt Carl Death (2022) problematisiert und die Debatte um afrofuturistische Erzählungen erweitert. Denn trotz des scheinbar inhärent kritischen Impetus’ der Beschäftigung mit dem Klimawandel erscheint der dominante wissenschaftliche Diskurs, so stellt Death mit Sheila Jasanoff (2010) fest, häufig seltsam apolitisch. Dabei böte gerade eine kulturwissenschaftlich ausgerichtete Medienwissenschaft die (begrifflichen) Instrumente an, um mediale Klimarepräsentationen, die Medienproduktion und -nutzung in kritischer Absicht zu repolitisieren und gleichzeitig reflexiv nach der eigenen diskursiven Bedingtheit, nach den richtigen Einsätzen einer medial informierten Klimakritik zu fragen.

Schließlich richtet die Medienwissenschaft inzwischen durchaus den Blick auf sich selbst, wenn beispielsweise Judith Keilbach und Skadi Loist in Nach dem Film nicht nur die Ökobilanz der Produktion von Film und Fernsehen thematisieren, sondern auch auf die ökologischen Kosten der Rezeption verweisen, die nicht zuletzt im Kontext von Forschung und Lehre entstehen. Konsequent fordern die Autorinnen, Prinzipien der Nachhaltigkeit in einem feministisch und postkolonial reflektierten Sinne auch curricular zu verankern (Keilbach/Loist 2023).

Vor dem Hintergrund dieses diskursiven Feldes untersucht der Workshop die medialen und politischen Bedingungen und Abhängigkeiten, die der menschengemachte Klimawandel schafft und aus denen heraus er geschaffen wurde. Der intersektional und inklusiv positionierte Workshop lädt dazu ein, die Folgen, Ursachen und Entanglements der Klimakatastrophe mithilfe verschiedener Beitragsformate zu diskutieren. 

 

Mögliche Beitragsformate und -themen

Da unser Workshop eine möglichst niedrigschwellige Beteiligung ermöglichen möchte, sind verschiedene Beitragsformate denkbar und möglich, neben klassischen Vorträgen also beispielsweise kollektive Formen des Nachdenkens, praktische Workshops, Werkstattberichte, Text- und Materialdiskussionen oder ganz andere Formate.

Wir sind offen für alle Themen, die das benannte Feld berühren und freuen uns insbesondere (aber nicht exklusiv) über Beiträge, die konkrete Praktiken des Klimawandels, Fragen von Klimawandel und Wissenspolitiken sowie theoretische und methodologische Reflexionen über das Verhältnis von Medienwissenschaft und Klimapolitik(en) in den Blick rücken.

 

Themen außerhalb des Schwerpunkts

Die Workshops der AG Medienwissenschaft und politische Theorie verstehen sich über das jeweils konkrete Workshopthema hinaus immer auch als offenes Forum zur Diskussion aktueller oder historischer Fragestellungen rund um die Verbindung von Medienwissenschaft und politischer oder soziologischer Theorie, Sozialphilosophie, politischer Praxis und Hochschulpolitik. Vorschläge für Textdiskussionen oder für eines der möglichen Beitragsformate sind daher immer auch außerhalb des Schwerpunkts willkommen und erwünscht.

Der Workshop ist offen für interdisziplinäre Impulse einerseits sowie Beiträge und Berichte aktivistischer Gruppen andererseits. Wir freuen uns über die Beteiligung von Studierenden und Wissenschaftler*innen aller Qualifikationsstufen ebenso wie von Personen und Gruppen, die sich innerhalb und außerhalb der Wissenschaft mit den entsprechenden Themenfeldern beschäftigen.

Bitte sendet uns eure Ideen zu Inhalt und Format, ein paar Angaben zu eurem eigenen akademischen oder aktivistischen Hintergrund sowie den idealen Zeitrahmen für euren Beitrag. Schickt gerne auch Vorschläge, Ideen oder Bedürfnisse für einen guten Workshopverlauf bis zum 31.01.2024 an das Orga-Team unter d.wolf[at]hhu.de.

Der Workshop ist als Hybridveranstaltung mit Präsenzteil an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf geplant und findet vom 14.-16. März 2024 statt. Bei fehlender anderweitiger Finanzierung können wir euch zudem ggf. bei den Fahrtkosten unterstützen. 

 

Orga-Team

Alex Schmiedel, Alina Valjent, Christoph A. Büttner, Deborah Wolf

 

Literatur

Arlt, Dorothee/Schaller, Sophia/Sultanova, Natalia: Mit der Energiewende gegen den Klimawandel? Eine Typologie auf Grundlage von Wissen und Einstellungen zur Energiewende. In: Wolling/Becker/Schumann 2023, 59–79.

Brüggemann, Michael/Götze, Susanne: Medien in der Klima-Krise. München 2022.

Death, Carl: Climate Fiction, Climate Theory: Decolonising Imaginations of Global Futures. In: Millennium: Journal of International Studies 50:2 (2022), 430–455.

Dürbeck, Gabriele/Probst, Simon/Schaub, Christoph (Hgg.): Anthropozäne Literatur. Poetiken –  Genres –  Lektüren. Berlin/Heidelberg 2022.

Jasanoff, Sheila: ‘A New Climate for Society’, Theory, Culture and Society 27, no. 2–3 (2010).

Orasmus, Dominika: (Eco)Anxiety in Nuclear Holocaust Fiction and Climate Fiction: Doomsday Clock Narratives. Milton 2023.

Schmid-Petri, Hannah/Korpowski, Viola: Die Darstellung Greta Thunbergs in der deutschen Printberichterstattung. In: Wolling/Becker/Schumann 2023, 105–122.

Teigler, Rolf: Dystopie ist feige. Der Klimawandel als Filmstoff zwischen Katastrophenszenario, Beziehungsgeflecht und visionären Utopien. In: Risiken, Krisen, Konflikte. Herausforderungen und Perspektiven medialer Vermittlungen. Hg. v. Beuthner, Michael/Bomnuter, Udo/Kantara, John A. Wiesbaden 2022, 87–99.

Wolling, Jens/Becker, Marius/Schumann, Christina (Hgg.): Klima(wandel)kommunikation. Im Spannungsfeld von Wissenschaft, Medien und öffentlicher Meinung. Ilmenau 2023.

Keilbach, Judith/Loist, Skadi: Green Media. Von Green Production zu nachhaltiger Medienwissenschaft. In: Nach dem Film 1:21 (2023), 1–19.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Ecocriticism, Interdisziplinarität, Literatur und Soziologie, Literatur und Medienwissenschaften, Intermedialität

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Einrichtungen

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Datum der Veröffentlichung: 08.01.2024
Letzte Änderung: 08.01.2024