CfP/CfA Veranstaltungen

Aufstieg/Abstieg/Ausstieg – Modelle und Narrative sozialer Mobilität in der deutschen Literatur, Essen

Beginn
16.05.2023
Ende
17.05.2023
Deadline Abstract
12.11.2023

Aufstieg/Abstieg/Ausstieg – Modelle und Narrative sozialer Mobilität in der deutschen Literatur

Mit dem social turn hat sich die germanistische Literaturwissenschaft in den letzten Jahren verstärkt Konfigurationen von Klasse, Herkunft und Klassenwechsel zugewendet; insbesondere die Autosoziobiografie wurde dabei als Forschungsgegenstand etabliert (vgl. Blome/Lammers/Seidel 2022). Der geplante Workshop zielt darauf, die Perspektiven auf literarische Gestaltung sozialer Mobilität in historischer wie systematisch-theoretischer Hinsicht zu erweitern: In welchen Gattungs-, Verfahrens- und Sozialkontexten werden Phänomene des Klassenwechsels literarisch modelliert? Welche Erzähltopoi werden dabei entworfen (oder verworfen), und welche (Kombinationen von) Figuren-, Affekt- und Gesellschaftskonstellationen sind damit verbunden?

Der Workshop, auf dem wir derartigen Fragen nachgehen wollen, gliedert sich in drei thematische Sektionen:

1. Narrative und Modelle

Zu den vielgestaltigen Erzählmustern, von denen die Diskursgeschichte des Klassenwechsels durchzogen ist, gehören die Paradigmen des ‚Aufstiegs‘, ‚Abstiegs‘ oder ‚Falls‘. Sie werden in literarischen Texten auf unterschiedliche Weise konkretisiert, verhandelt und vernetzt. Welche Varianten bilden sich dabei heraus, und inwiefern bestätigen oder transformieren sie die hierarchisierte Oben-Unten-Topik? Gegenwärtige literatur- und kulturwissenschaftliche Studien wenden sich vorrangig dem Aufstieg als Modus der Nicht-Reproduktion sozialer Macht zu (vgl. Jacquet 2018). Wir fragen nach weiteren – etwa ‚horizontalen‘ – Vektoren und Modi des Klassenwechsels, z.B. nach Narrativen des ‚Ausstiegs‘ oder der Transformation von Habitusklassen ohne Wechsel der objektiven Klasse (etwa in der Figur des schreibenden Arbeiters). Zu erkunden wären in diesem Zusammenhang auch Modelle sozioökonomischer Hybridität und deren literarische Gestaltungsweisen.

2. Figuren und Genres 

‚Parvenüs‘ und Selfmade(wo)men, Hochstapler*innen, ‚Neureiche‘, Findelkinder und Bildungsabsteiger*innen: Das Spektrum literarischer transclasse-Figuren ist ebenso breit wie disparat, wurde bisher aber noch nicht systematisch erfasst. Dementsprechend liegen nur wenige Untersuchungen zur Korrelation von (Sozial-)Figuren und literarischen Genres und Formen vor (z.B. Hochstapler*in/Satire, Selfmademan/Aufstiegsroman). Hier wäre auch nach intersektionalen, etwa geschlechtsspezifischen, Codierungen zu fragen, besonders aus historischer Perspektive.

Weitgehend unerforscht sind Figuren und Konstellationen sozialer Mobilität (und Hybridität) in der Kinder- und Jugendliteratur. Explizit sind daher auch Beiträge aus der KJL-Forschung erwünscht.

3. Affekte und Politiken

Texte, die um Klassenwechsel kreisen, stellen oftmals spezifische (Sozial-)Affekte aus: ‚Kraftgefühle‘, Sozialneid, Herkunftsscham, Klassenstolz oder Abstiegsangst. Zugleich lassen sie Affektpolitiken und -mobilisierungen erkennbar werden – insbesondere wenn sie affirmativ oder subversiv an Subjekt- und Sozialphantasmen mitschreiben. Wir möchten diese unterschiedlichen Affektdynamiken in der Bandbreite ihrer implizierten Politiken und literarischen Manifestationen erkunden. Lässt sich eine Literaturgeschichte der sozialen Mobilität und ihrer affektpoetischen Verfahrensweisen schreiben? 

 

Der Workshop wird veranstaltet von Alexandra Pontzen und Jana Vijayakumaran (Universität Duisburg-Essen) in Kooperation mit Dennis Borghardt (Universität Münster) und Sarah Maaß (Universität zu Köln) sowie dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI).

Er findet am 16./17. Mai 2024 am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) statt. Themenvorschläge (max. 1 Seite plus Kurzbiobibliografie) für ca. 25-minütige Beiträge, die jeweils an einen der skizzierten Schwerpunkte anschließen oder Querverbindungen zwischen den Sektionen untersuchen, erbitten wir bis zum 12.11.2023 per E-Mail an: projekte.pontzen@uni-due.de unter dem Betreff „CFP Soziale Mobilität“.

Wir bemühen uns um eine Tagungsförderung, können jedoch zum jetzigen Zeitpunkt keine Übernahme von Reise- und Übernachtungskosten zusichern. Eine Publikation der Beiträge streben wir an.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur und Soziologie, Poetik, Gattungspoetik, Kinder- und Jugendliteratur, Stoffe, Motive, Thematologie

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Ansprechpartner

Einrichtungen

Kulturwissenschaftliches Institut (KWI) Essen
Datum der Veröffentlichung: 06.11.2023
Letzte Änderung: 06.11.2023