Lecture series

Ringvorlesung. Das frühneuzeitliche Frauenzimmer (Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte. Vierzehnte Folge), Bochum

Beginning
15.04.2025
End
15.07.2024

Das frühneuzeitliche Frauenzimmer (Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte. Vierzehnte Folge), Bochum

Ringvorlesung an der Ruhr-Universität Bochum im Sommersemester 2024

Montag 12–14 Uhr, HGB 20

Veranstaltet von Nicola Kaminski und Sven Schöpf

Der Titel der diesjährigen Frühneuzeit-Ringvorlesung klingt altmodisch, und altmodisch klang das Wort „Frauenzimmer“ auch schon 1878, als im vierten Band des Grimmschen Wörterbuchs der Artikel zu diesem Stichwort veröffentlicht wurde. Zugleich gibt dieser Wörterbucheintrag zu erkennen, daß das Wort „Frauenzimmer“ als spezifisch frühneuzeitliches etwas über den Status der Frau im 16., 17. oder früheren 18. Jahrhundert zu erzählen weiß. Zunächst „ein ort, dann eine mehrheit von hoffrauen, hernach von frauen überhaupt geltend“, trat aus dem Raum- und Kollektivbegriff „Frauenzimmer“ bei Martin Opitz 1622 erstmals „die vorstellung des individuums“ hervor, und zwar für „eine feine, gebildete frauensperson“. Als besondere Leistung des Ausdrucks „Frauenzimmer“, der „so seltsam und ungelenk […] aussieht“, hebt das Grimmsche Wörterbuch seine Inklusivität hervor: daß er „die vorstellungen jungfrau, ehfrau und matrone zugleich“ umfaßt. Der „bürgerstand“ ist in dem aus der höfischen Sphäre stammenden Wort, das ab 1730 sprachgeschichtlich Karriere macht, ausdrücklich eingeschlossen, während er „einer rohen bäuerin […] nicht zustehen“ kann, die hingegen „unter frauensperson, weibsperson, weibsbild mit einbegriffen wird“. „heutzutage“, so schließt der Artikel, „heiszen die frauen nicht mehr gern frauenzimmer, auch dies eigentlich vornehme wort hat die zeit wieder herunter gebracht.“ Beschäftigen soll uns aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen nicht nur die sozial- und gendergeschichtliche Reflexivität von Sprachgeschichte und Sprachgebrauch, sondern auch spezifisch weiblich codierte Gattungen, Schreibweisen, gesellige und künstlerische Spielräume ebenso wie (männliche oder weibliche) literarische Gestaltungen von Weiblichkeit in der frühen und späteren Frühen Neuzeit.

Im Mittelpunkt jeder Vorlesung steht ein überschaubarer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird. Für einen Teil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten (Frauenzimmer selbstverständlich inbegriffen) ein – nicht nur aus den Philologien, sondern auch aus angrenzenden Disziplinen wie der Rechtsgeschichte oder der Theologie –, so daß Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten auch anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Programm

15. April     

Sven Schöpf (Bochum)

Ehe und Liebe in der Frühen Neuzeit. Ein Blick auf Gryphius’ Cardenio und Celinde. Oder Unglücklich Verliebete und darüber hinaus (zugleich Einführung in die Ringvorlesung)

22. April      

 Sandra Waldenberger (Bochum)

Das Schreiben von Frauen in der FNZ aus linguistischer Perspektive

29. April        

Marina Beck (Erlangen)

Das „Frauenzimmer“ im frühneuzeitlichen Schlossbau

6. Mai             

Benedikt Jeßing (Bochum)

Joh. Elias Schlegels „Die stumme Schönheit“

13. Mai          

Bettina Full (Bochum)

„Le Muse sono donne“ - Boccaccio und die Frauen

20. Mai – Pfingstferien

27. Mai         

 Sven Schöpf (Bochum)

„Die Pietisterey im Fischbein-Rocke“

3. Juni          

Iphigenie auf Tauris. In einer Mischung aus Schauspiel, Rezitation und Schilderung der Hintergründe im lockeren Dialog stellen Jutta Seifert (Warburg) und Markus von Hagen (Münster) Iphigenie auf Tauris in der Fassung von Johann Wolfgang von Goethe vor.

10. Juni        

 Katja Barthel (Osnabrück)

„Die versteckte Liebe im Kloster“ (1694) – Crossdressing von ,Frauenzimmern‘ und Genderkonstellationen im galanten Roman

17. Juni         

Christian Meierhofer (Bonn) 

Das galante Frauenzimmer. Variationen von Weiblichkeit im Roman um 1700

24. Juni         

Arndt Kiehnle (Bochum): Die Sicherung von Ansprüchen gegen Dritte durch (,vornehmere‘) Frauenzimmer in der Frühen Neuzeit: „Eine Gans bleibt eine Gans ...“

1. Juli             

Florian Bock (Bochum) 

Was verstand der Aufklärer Friedrich Nicolai (1733-1811) unter dem „katholischen Augenaufschlag beym Frauenzimmer“ (1781)?

8. Juli           

 Nicola Kaminski - tba

15. Juli         

 Semestersynopse / Abschlussdiskussion

Source of description: Information from the provider

Fields of research

Feminist studies, Gender Studies/Queer Studies, Literature and cultural studies, Literature and theology/study of religions, Literature of the 16th century, Literature of the 17th century, Literature of the 18th century

Links

Institutions

Ruhr-Universität Bochum (RUB)
Date of publication: 12.04.2024
Last edited: 12.04.2024