Vergleichendes Lesen. Praktiken des Vergleichens in Literaturwissenschaft und Literaturkritik (22.-23.09.2022)
Vergleichendes Lesen. Praktiken des Vergleichens in Literaturwissenschaft und Literaturkritik
Workshop am Sonderforschungsbereich 1288 Praktiken des Vergleichens der Universität Bielefeld
veranstaltet von Marius Littschwager, Kristina Petzold, Elisa Ronzheimer
22.-23.09.2022
„Vergleichendes Lesen“ wird auf vielfältige Weisen praktiziert. Begreift man das ‚Vergleichende‘ als ein Attribut des Lesens, rückt die Frage in den Blick, wie und zu welchem Zweck Literaturwissenschaftler*innen und Literaturkritiker*innen vergleichen, wenn sie lesen. Die Lektüretechniken der Literaturwissenschaft befinden sich – zwischen close, distant und scalable reading – in einem stetigen Wandel. In jüngster Zeit ermöglichen es digitale Methoden mithilfe von Algorithmen, Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen und innerhalb von Texten sichtbar zu machen, die dem menschlichen Leser womöglich verborgen geblieben wären. Vor diesem Hintergrund fragt der Workshop danach, wie im philologischen Umgang mit Texten Gleichheit, Differenz oder Ähnlichkeit von Literatur produziert wird und wurde.
Fasst man das ‚Vergleichende‘ als Objekt des Lesens, richtet sich der Fokus auf den Umgang mit literarischen Vergleichsoperationen: Wie wird das Vergleichen in literarischen Texten lesbar gemacht, welche Strategien werden für den Umgang mit der Unlesbarkeit von Vergleichen entwickelt? Wann wird ein Vergleich als geglückt, wann als misslungen bewertet? Gibt es bestimmte literarische Genres und Verfahren, die ‚vergleichendes Lesen‘ provozieren (oder sich dagegen sträuben) – anders gefragt: Welche Literatur macht uns zum vergleichenden Leser?
Ziel des am Bielefelder SFB 1288 Praktiken des Vergleichens durchgeführten Workshops ist es, die verschiedenen Verknüpfungen zwischen Praktiken des Vergleichens und denen des Lesens in den Blick zu nehmen.
Programm
Donnerstag, 22.09.
09.30 Uhr Einführung
10.00-11.30 Uhr Vergleichen (An-)Erkennen
Stefan Willer (HU Berlin): Entstehung des Verdachts. Vergleichspunkte und Vergleichsverfahren nach Friedrich Schleiermacher
Nathan Taylor (Universität Frankfurt a.M.): Undignified Prose. Literary Commensurability and the Value Form after Romanticism
11.30-12.00 Uhr Kaffeepause
12.00-12.45 Uhr
Francisco García Chicote (Universidad de Buenos Aires): Political and epistemological aspects of comparison in Georg Simmel’s essays
Moderation: Jørgen Sneis
12.45-14.00 Mittagessen
14.00-15.30 Uhr Inter- und Extratextuelles vergleichen
Berenike Herrmann (Universität Bielefeld): Stilometrie. Zu Verfahren des inter- und intratextuellen Vergleichens
Moritz Baßler (Universität Münster): Paradigmatisches versus referenzielles Lesen (und Schreiben)
Moderation: Walter Erhart
15.30-16.00 Uhr Kaffeepause
16.00-17.30 Uhr Vergleichende Medienpraktiken
Sophie König (FU Berlin): "Über den Vergleich hinaus"? Transmediale Perspektiven auf Phänomene zwischen Literatur und bildender Kunst
Thomas Ernst (Universiteit Antwerpen): Booktubing als Medienformat. Vernetzte Literaturkritik und Praktiken des Vergleichens
Moderation: Sebastian Schönbeck
17.30-18.00 Uhr Kaffeepause
18.00 Uhr Werkstattgespräch mit Sieglinde Geisel und Britta Hochkirchen
Moderation: Elisa Ronzheimer
Freitag 23.09.
09.00-10.30 Uhr Praktiken des Ver- und Nicht-Lesens
Mona Körte (Universität Bielefeld): Arbeit an der Wörtlichkeit. Zur Produktivität des Verlesens und ihrer Bändigung durch Vergleich
Friederike Schruhl (Universität Bayreuth): Praxeologische Überlegungen zum Vorwurf des Ungelesenen
Moderation: Kristina Petzold
10.30-11.00 Uhr Kaffeepause
11.00-11.45 Uhr (Un)Sichtbares Vergleichen
Hanna Hamel (ZfL Berlin): Track changes: Schreibweisen vergleichender Glättung
Moderation: Anna Lenz
11.45 Abschlussrunde