Symposium: Race, Class, Gender & Beyond – Intersektionale Ansätze der Comicforschung
Über das Symposium
Der Begriff der ‚Intersektionalität‘ hat Hochkonjunktur. Immer häufiger ist sowohl im akademischen wie auch im öffentlichen Kontext von intersektionalem Denken oder dem Paradigma der Intersektionalität die Rede. Innerhalb der aufstrebenden Comicforschung ist die Perspektive der kulturwissenschaftlich ausgerichteten Intersektionalitätsforschung jedoch kaum vertreten. Die mangelnde Auseinandersetzung mit der ‚sequenziellen Kunst’ aus intersektionaler Perspektive, ist umso verwunderlicher, insofern sich Comics aufgrund ihrer medialen Beschaffenheit besonders gut eignen, alternative Lebenswege aufzuzeigen und das ‚sichtbar‘ zu machen, was sich außerhalb des hegemonialen Diskurses befindet. Viele Künstler*innen nutzen Hybridität und Sonderstellung der Comics, um ebenso persönliche wie gesellschaftspolitische Geschichten zu erzählen.
Mit dem Symposium „Race, Class, Gender & Beyond – Intersektionale Ansätze der Comicforschung“ soll das Potenzial eines intersektionalen Ansatzes für die noch junge Comicforschung herausgestellt werden. Die dreitägige Veranstaltung schafft den Rahmen zur Vorstellung und Diskussion von Forschungsergebnissen sowie zum interdisziplinären Austausch von internationalen Wissenschaftler*innen und Kulturschaffenden. Dabei steht die Verzahnung verschiedener Differenzachsen wie Gender, Sexualität, Alter, Klasse, Nationalität, Dis/Ability und Race, sowie die Analyse der mit diesem Wechselspiel einhergehenden hierarchischen Machtverhältnisse im Medium Comic, aber auch im Kontext seiner Produktion und Rezeption im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Intersektionalität ist eine disziplinenübergreifende analytische Perspektive, mit deren Hilfe sowohl die Konstitution und Verschränkung identitätslogischer Kategorien als auch multiple Formen der Diskriminierung und normativen Klassifizierung betrachtet werden, und, die in enger Beziehung zu den Gender-, Queer- oder auch Dis/Ability und Postcolonial Studies steht.
Mit dem Thema „Race, Class, Gender & Beyond“ werden bestehende Ansätze innerhalb der deutschsprachigen Comicforschung gezielt um eine intersektionale Perspektivierung erweitert und erstmals in den Mittelpunkt einer mehrtägigen internationalen Veranstaltung gestellt. Dadurch soll die Sensibilisierung für und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen der mehrdimensionalen Diskriminierung und Ausgrenzung im Medium Comic innerhalb der interdisziplinären Comicforschung vorangetrieben, international sichtbar(er) gemacht und gefestigt werden.
Tagungsprogramm
MITTWOCH, 20.10.2021
ab 11.00 Uhr Registrierung/Empfang
12.30 Uhr Begrüßung
Anna Beckmann, Kalina Kupczynska, Marie Schröer &
Véronique Sina
13.00 Uhr Intersektion 1: Produktionen
Moderation: Anna Beckmann
Romain Becker (Lyon)
Gender & Genre im Comicverlag: Wer macht Was bei Reprodukt?
Bernhard Frena (Wien)
Mich selbst (be-)schreiben. Queere Webcomics, Own Voices & Auto-Ethnographie
Dorothee Marx (Kiel), digital
Gezeichnete Körper? Intersektionale Perspektiven auf Disability im Comic
15.00 Uhr Kaffeepause
15.30 Uhr Intersektion 2: Transformationen
Moderation: Kalina Kupczynska
Katharina Serles (Wien)
Im Transit verloren? Gender-Grenz-Überschreitungen in Franz Suess‘ „Paul Zwei“
Elisabeth Krieber (Salzburg)
Autographics & Adaption. Über die intermediale Verbreitung des transgressiven & queeren ‚Autografischen Selbst‘
Lynn Wolff (Michigan), digital
Intersektionalität durch Intermedialität: Die Erforschung von Subjektivität in autobiografischen Graphic Novels
17.30 Uhr Kaffeepause
18.00 Uhr Podiumsdiskussion
mit Sheree Domingo, Lisa Frühbeis, Sascha Hommer & Lara Keilbart
Moderation: Marie Schröer
19.30 – 21.00 Uhr Abendbuffet
DONNERSTAG, 21.10.2021
9.00 Uhr Intersektion 3: Historien
Moderation: Eva Kimminich
Markus Streb (Gießen)
Alte Wunden, alte Stereotype? Jüdische Überlebende als Rächer*innen im Comic
Sylvia Kesper-Biermann (Hamburg)
Comics & ‚Gastarbeiter*innen‘ in der Bundesrepublik (1970–1980er Jahre)
Ole Frahm (Frankfurt a.M.)
Zombies, Vampire, Golems, Gespenster. Comic Monstren kapitalistischer Gesellschaften
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Intersektion 4: Held*innen
Moderation: Juliane Blank
Annemarie Klimke (Siegen)
Affekt & Gender in Superheldinnencomics
Daniel Stein (Siegen)
Amazons, Abolitionists, Activists: Zur Intersektionalität von Race & Class in Comics US-amerikanischer Frauen
Véronique Sina (Mainz)
Intersektionalität remediated: Race, Class, Gender & Beyond in „The Handmaid's Tale”
13.30 Uhr Mittagsbuffet
14.30 Uhr Intersektion 5: Repräsentationen
Moderation: Susanne Hochreiter
Jasmin Wrobel (Berlin)
(In)visível/(Un)sichtbar: Überlegungen zu Repräsentation, Partizipation & Protagonismus afrobrasilianischer Frauen in graphischen Narrativen
Barbara Eder (Wien)
Nichts zu danken. Lager-Szenarien bei Nina Bunjevac
Brett Sterling (Arkansas), digital
Aus wessen Perspektive? Die Darstellung von race & Migration in deutschsprachigen Comics
16.30 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Mentoring-Gespräche
18.30 Uhr Abendbuffet
20.00 – 21.30 Uhr Comic-Lesung
mit Nino Bulling
Moderation: Anna Beckmann
FREITAG, 22.10.2021
9.30 Uhr Intersektion 6: (Mit-)Fühlen
Moderation: Nina Eckhoff-Heindl
Jaqueline Berndt (Stockholm)
Frauenmanga ohne Romantik: Prekarität & Weißraum
Assunta Alegiani (Berlin)
Begehrende Körper: Sexualität & Intimität in Darstellungen von Dis/Ability im Comic
Irmela Marei Krüger-Fürhoff (Berlin)
Verflochtenes Leben: Alter, Pflege & Tod im Comic
11.30 Uhr Kaffeepause
12.00 Uhr Visualisierungs-Workshop
mit 123comics
13.30 Uhr Mittagsbuffet
14.30 Uhr Intersektion 7: Aktivismus
Moderation: Mara Stuhlfauth-Trabert
Marina Rauchenbacher (Wien)
Grenzen – Grenzungen – Grenzende Körper. Comics über Flucht/Migration & ihr gesellschaftspolitisches Potenzial
Nina Schmidt (Berlin)
Sexuelle Aufklärung & Körperpolitiken im feministischen Comic der Gegenwart
Elizabeth Nijdam (Vancouver), digital
An der Kreuzung von Kunst & Aktivismus: Comics über Zwangsmigration
16.30 – 17.00 Uhr Abschlussdiskussion & Verabschiedung
Moderation: Anna Beckmann, Kalina Kupczynska, Marie Schröer & Véronique Sina
Veranstaltungsort:
Tagungszentrum der Volkswagen-Stiftung
Schloss Herrenhausen
Herrenhäuser Straße 5
30419 Hannover
Konzeption & Organisation:
Anna Beckmann, Freie Universität Berlin
Kalina Kupczynska, Universität Lodz
Marie Schröer, Universität Potsdam
Véronique Sina, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Kontakt: Véronique Sina | vsina@uni-mainz.de
Anmeldung & Teilnahme:
Da die Platzkapazitäten aufgrund der Corona-Pandemie limitiert sind, ist eine Teilnahme vor Ort für Zuhörer*innen leider nicht möglich. Wir bemühen uns jedoch, die Beiträge der Tagung online via Videostreaming für eine begrenzte Anzahl von Zuhörer*innen zur Verfügung zu stellen. Bei Interesse an einer Online-Teilnahme melden Sie sich bitte bis 20. September 2021 per Mail an. Diejenigen, für die ein Platz zur Verfügung steht, werden nach Ablauf der Anmelde-Deadline schnellstmöglich informiert. Zur Anmeldung senden Sie bitte eine formlose eMail mit dem Betreff „Anmeldung Race, Class, Gender & Beyond“ mit Namen, institutioneller Anbindung und/oder Funktion an: vsina@uni-mainz.de.
Förderung:
Das Symposium ist eine Veranstaltung der AG Comicforschung innerhalb der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) und wird gefördert von der Volkswagen-Stiftung.
Weitere Infos:
https://agcomic.net/2021/08/30/race-class-gender-beyond-intersektionale-ansaetze-der-comicforschung/
Design: Bernhard Frena
Tagungsmotiv: Sheree Domingo