Ringvorlesung „Die unheile Welt. Zerstörung und Erneuerung im Märchen“, TU Dresden
Ringvorlesung „Die unheile Welt. Zerstörung und Erneuerung im Märchen“, TU Dresden, Wintersemester 2023/24
mittwochs 16.40–18.10 Uhr
Präsenz: TU Dresden, Wiener Straße 48 (Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften), Raum 0.04
Livestream: Informationen unter https://www.serbski-institut.de/oeffentliche-ringvorlesung-die-unheile-welt-zerstoerung-und-erneuerung-im-maerchen/
Die Ringvorlesung ist eine gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Slavistik an der TU Dresden und des Sorbischen Instituts, sie wird gefördert von der Märchen-Stiftung Walter Kahn. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Die Welt des Märchens ist bestimmt von sozialen und diskursiven Ordnungen. Diese werden gestört und müssen dann mehr oder minder mühsam wiederhergestellt werden. Überhaupt bedingen sich Zerstörung und Erneuerung im populären Erzählen und seinen Medien gegenseitig. So erwächst aus den Körperteilen erschlagener Götter oder Riesen das Universum, aus den Überresten Getöteter entwickeln sich hilfreiche Pflanzen oder Vögel, zerstückelte Opfer werden wieder zusammengesetzt und mithilfe magischer Gegenstände neu zum Leben erweckt, Menschen in Tiergestalt finden Erlösung, nachdem man ihnen Gewalt angetan hat. Als Sinnbild für den Kreislauf von Schöpfung, Erhaltung, Zerstörung und Wiederbelebung widerspiegeln viele Erzählmotive im Märchen die Erfahrungen der Menschen mit einer sich periodisch selbst erneuernden Natur, aber auch ihren Wunsch nach Gesundung, Verjüngung und Überwindung des Todes.
Die Vorträge der Ringvorlesung nähern sich aus verschiedenen Disziplinen diesem Spannungsfeld. Sie befragen Märchentexte und andere Gattungen des populären Erzählens nach der Dialektik von Zerstörung und Erneuerung, ermitteln ihre Strukturen sowie Funktionsmechanismen und bieten kulturwissenschaftliche Deutungsansätze und Perspektiven.
Programm
18.10.2023 Susanne Hose (Sorbisches Institut Bautzen): Feuer, Wasser und Posaunen. Heil und Unheil im Märchen. Einführung
25.10.2023 Holger Ehrhardt (Universität Kassel): Schuld und Sühne in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
01.11.2023 Holger Kuße (TU Dresden): Von der Erde zu sich selbst. Karl Mays märchenhafter Orient
08.11.2023 Alfred Messerli (Universität Zürich): „Der König und Maruzza aber lebten noch lange reich und getröstet, und wir sind hier sitzen geblieben.“ Das Märchen von Ohimè aus der Sammlung sizilianischer Märchen (1870)
15.11.2023 Jenny Hagemann (Sorbisches Institut Cottbus): Verschlinger, Zerstörer, Bewahrer, Superheld. Der Wandel populärer Dracula-Erzählungen am Beispiel von Gary Shores „Dracula Untold“ (2014)
29.11.2023 Hans-Jörg Uther (Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen), zusammen mit der Erzählerin Angelika Schreurs (Düsseldorf): Extreme Situationen: Märchen und Sagen als moralische Instanzen
06.12.2023 Dorota Sadowska (Universität Warschau): Die unheile Welt. Polnische Kinder erzählen in Zeichnungen vom Krieg
13.12.2023 Kristin Wardetzky (Universität der Künste Berlin): KRIEG. Die Vernichtung Trojas in Epen und Dichtungen des antiken Griechenlands
10.01.2024 Annette Teufel (TU Dresden): „In dem Boden klaffte ein dunkler Spalt…“ – Topografien des Un-Heils in den modernen Mythen Paul Adlers
17.01.2024 Helmut Groschwitz (Institut für Volkskunde, München): „der lose zusammenhang des rettbaren“ – Jacob Grimm postkolonial gelesen
24.01.2024 Bernd Rieken (Sigmund Freud Privatuniversität Wien): Die Natur als Bedrohung in der populären Überlieferung
31.01.2024 Harm-Peer Zimmermann (Universität Zürich): Gewalt im Märchen. Was haben die Brüder Grimm dazu gesagt?
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