Konferenzen, Tagungen

Real Adventure? Abenteuererzählungen zwischen Fiktion und Tatsachenbericht

Beginn
01.07.2021
Ende
02.07.2021

Jahrestagung der DFG-Forschungsgruppe "Philologie des Abenteuers" an der LMU München

Laut Encyclopédie ist ein Abenteuer ein "évenement extraordinaire ou surprenant, soit réel soit imaginaire". Allerdings ist diese Alternative, derzufolge das außerordentliche oder überraschende Ereignis ein 'wirkliches' oder 'imaginäres' sein kann, nicht spannungsfrei. Ist der fiktionale Status eines Textes, in dem von einem außeralltäglichen, möglicherweise hochgefährlichen Ereignis erzählt wird, gesichert, so mag dies als beruhigende Schutzzone anmuten. Oft genug jedoch, etwa bei Berichten von Expeditionsreisen, wird durchaus erwartet, dass sich das Berichtete in allen wesentlichen Punkten tatsächlich so zugetragen habe – und Abweichungen davon werden dann nicht als 'Fiktionen', sondern schlicht als Unwahrheiten gewertet. Einen solchen Anspruch auf Tatsächlichkeit erheben sogar Autoren, die sonst eher durch ihre Romane bekannt sind, etwa Jack London, der anlässlich einer Geschichte seines alter egos Martin Eden insistiert: "He had entitled the story 'Adventure', and it was the apotheosis of adventure – not of the adventure of the storybooks, but of real adventure". Auch in der russischen Spätavantgarde entstehen Texte mit dem Anspruch, abenteuerlich 'und trotzdem' faktographisch zu sein. In anderen Fällen wird der Status fiktionaler Texte missverstanden – wie dies etwa im Don Quixote seinerseits fiktional gestaltet wird (jedenfalls solange nicht Cervantes' Roman wiederum als Fallstudie über einen tatsächlich existiert habenden Leser von Ritterromanen verstanden wird...). Mindestens gelegentlich dürften Autoren solche Missverständnisse befördert haben: Waren etwa Mandevilles Berichte von Menschen ohne Kopf 'Fiktionen' (als die sie heute gern neutralisiert werden) oder nicht doch eher 'fake news', denen Leser jahrhundertelang auf den Leim gingen? Oder ist diese Alternative als solche keine transhistorisch gültige, sondern musste erst herausgebildet werden? – Die geplante Tagung soll die Trennlinien, oft wohl eher Grauzonen, zwischen fiktionalen und faktualen Abenteuererzählungen in historischer Perspektive ausloten.

Mit Beiträgen von Hannah Eglinger, Wolfram Ette, Marina Münkler, Brigitte Obermayr, Michael Ott, Robert Stockhammer, Georg Witte, Burkhard Wolf und Matthias Bauer.

Programm und Format der Tagung werden in Kürze bekannt gegeben.

Organisation und Konzeption: Brigitte Obermayr und Robert Stockhammer

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Erzähltheorie, World Literature/Weltliteratur, Gattungspoetik, Erzählung, Stoffe, Motive, Thematologie
Abenteuer

Ansprechpartner

Einrichtungen

Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften

Adressen

München
Deutschland

Verknüpfte Ressourcen

Projekte und Forschung

Philologie des Abenteuers
Datum der Veröffentlichung: 17.05.2021
Letzte Änderung: 17.05.2021