Johann Jakob Bodmers Ästhetik
Internationale Tagung, 7.-9. November 2019, Universität Zürich
SNF-Forschungsprojekt ETHOS. Ethische Praktiken in ästhetischen Theorien des 18. Jahrhunderts
(https://www.ethos.uzh.ch/de.html)
Organisation: Prof. Dr. Frauke Berndt, Johannes Hees, MA & Dr. des. Carolin Rocks
Mit Bodmer steht eine der wichtigsten Stimmen in der Heteronomieästhetik zur Verhandlung. Die Auffassung, es gehe in Bodmers Ästhetik (und weiter im kunsttheoretischen Horizont der deutschen Frühaufklärung) grosso modo um eine rein moraldidaktische und damit eindimensionale Funktionalisierung der Künste, ist in der germanistischen Forschung nach wie vor gang und gäbe. Damit aber gehen Differenzierungen innerhalb der Heteronomieästhetik verloren, in deren Zuge auch die geläufige Identifizierung von Bodmer mit Breitinger und Breitinger mit Bodmer stattgefunden hat. Zu solchen notwendigen Differenzierungen möchte die Tagung beitragen, indem mit Bodmer ein eigenständiger Kunsttheoretiker und ein Korpus, das für die Aufklärungsforschung zentral ist, vom Rand des Blickfeldes ins Zentrum gerückt wird. Vor allem die Trennung der Doppeleinheit ‹Bodmer/Breitinger› ist bis heute ein Forschungsdesiderat, zu dessen Einlösung die Tagung beiträgt.
Doch nicht nur die Identifikation eigener Positionen, sondern auch die Revision geläufiger Annahmen über die Heteronomieästhetik stehen zur Diskussion – im Fokus jedoch, ob die Art und Weise, wie Bodmer den Nexus von Ethik und Ästhetik begründet, mit dem Attribut ‹Heteronomie› tatsächlich adäquat beschrieben ist. Denn eine Grenzlinie zwischen Ästhetik und Ethik ist in Bodmers Schriften im Grunde kaum zu ziehen. Insbesondere das von ihm entwickelte Spektrum der poetologischen Anleitungen und Anweisungen ist als ein Set genuin ethischer Praktiken zu verstehen, das er in seine ästhetische Theorie implementiert. Eine solche Theorie tendiert geradewegs zur ästhetischen Lebenspraxis. Der Fokus der Tagung liegt daher auf der Systematisierung der für Bodmer besonders relevanten ethischen Praktiken. Aus dieser Perspektive lässt sich ein neues Licht auf die intrinsischen Strukturen der Heteronomieästhetik werfen: Systematisch beschreibbar werden dergestalt die heteronomen Faktoren, ja die spezifischen Züge einer im Leben, v.a. in der moralischen Praxis verwurzelten Kunst.
TAGUNGSPROGRAMM
Donnerstag, 7. November (Universität Zürich, Rämistrasse 71, 8006 Zürich, KOL-G-212)
14.00 Uhr Frauke Berndt
Begrüssung und Eröffnung
14.30 Uhr Anett Lütteken
«Sophie hat gewonnen!» – Johann Jacob Bodmer und die Erziehung zur Sittlichkeit aus dem Geist der Zürcher Aufklärung
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Sergej Rickenbacher
Bodmers digestive Proto-Ästhetik. Über Verdauen, Dichten und Klopstock
17.00 Uhr Nina Hahne
Johann Jakob Bodmers Poetik der Moralischen Wochenschrift – ethische Praktik und ästhetische Kritik
Freitag, 8. November (Universität Zürich, Rämistrasse 71, 8006 Zürich, KOL-E-13)
9.30 Uhr Kaffee
10.00 Uhr Eric Achermann
‹Was einmahl geschehen ist, das kan wieder geschehen›. Der Zürcher Literaturstreit im Licht philosophisch-theologischer Kontroversen
11.00 Uhr Roland Spalinger
«Loquere ut te videam». Ethopoietische Praktiken in J.J. Bodmers Rhetorik
12.00 Uhr Mittagessen im Dozentenfoyer der ETH Zürich
14.00 Uhr Nicola Gess
Staunen als ästhetische/ethische Praxis. Überlegungen zu Bodmer und einigen Zeitgenossen
15.00 Uhr Katja Fries
Ästhetik und Ethik in der Kunsttheorie Johann Heinrich Füsslis (1741–1825)
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Timo Stahlkopf
Inszenierung und Gefährdung heiliger Autorschaft. «Der Messias in Zürich»?
Samstag, 9. November (Universität Zürich, Rämistrasse 71, 8006 Zürich, KOL-E-13)
9.00 Uhr Kai Kauffmann
Johann Jakob Bodmers Praktiken der Literatur im Zusammenhang von Kulturkritik und Kulturpolitik
10.00 Uhr Johannes Hees
Die dunkle Seite der Einbildungskraft bei Johann Jakob Bodmer
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Carolin Rocks
Bodmers Mahlerinnen
Alle Interessierten sind herzlich willkommen! Eine Anmeldung ist nicht nötig, Fragen bitte an: carolin.rocks@ds.uzh.ch