CfP/CfA Veranstaltungen

Metamorphosen. Verwandlungsmetaphern in Literatur und Film, im Austausch mit den Naturwissenschaften u.a.

Beginn
24.09.2025
Ende
26.09.2025
Deadline Abstract
31.03.2025

VII. Internationale Tagung der deutschsprachigen Literatur an der Universität des Baskenlandes:  

Metamorphosen. Verwandlungsmetaphern in der Literatur und im Film Deutschlands und Europas.  

Eine Reflexion im Austausch mit den Natur-, Technologie- und Sozialwissenschaften und der Agenda 2030 

 

24. - 26. September 2025, Vitoria-Gasteiz (Spanien) 

Die Universität des Baskenlandes lädt zur VII. Tagung der deutschsprachigen Literatur ein, die alle zwei Jahre Ende September in Vitoria-Gasteiz stattfindet.  

Unsere Forschungsgruppe interessierte in den ersten Tagungen die Revision des Heimatkonzeptes in der deutschsprachigen Literatur, mit dem Ziel, es von essentialistischen Konnotationen zu befreien und seinen kulturellen und dynamischen Charakter zu betonen, um es für die Reflexion über individuelle und kollektive Identitätskonfigurationen, insbesondere im Rahmen aktueller Transformationen wie etwa aufgrund Migrationsprozesse, wieder produktiv zu machen. Bei der VI. Tagung 2023 wurde der Fokus auf Räume des Zusammenlebens in der europäischen Literatur erweitert. Ziel war, innovative Ansätze für die Entwicklung von Gesellschaften zu untersuchen, die von Werten der Gemeinschaftlichkeit und der Nachhaltigkeit geprägt sind. 

 

Auf den bisherigen Linien aufbauend wollen wir diesmal den Fokus auf das Studium der Verwandlungsprozesse richten, die im Film und in Literatur entworfen werden, und welche von den Beiträgen der Sozial-, Natur- Technologiewissenschaften und der Agenda 2030 beeinflusst sind. Es geht darum, auf dieser transdisziplinären Grundlage über gegenwärtige und sich anbahnende Transformationen unserer Welt nachzudenken, welche von mehreren Krisen (des Klimas, der gesellschaftlichen Mitte, der Sozialmarktwirtschaft u.a.) und Debatten (zunehmende Cyborgisierung, ethische Aspekte der Biotechnologien, Verwandlung des Arbeitsmarktes, gesellschaftliche Veralterung und Isolation, usw.) geprägt sind. Für eine fundierte Analyse solch komplexer Fragen sind neben den Literatur- und den Kulturwissenschaften die Perspektiven der Philosophie, der Wirtschaft, der Geschichte, der Soziologie, der Psychologie, aber auch der Biologie, der Medizin sowie der KI und der Robotik gefragt, deren neueste Errungenschaften und Einsichten die oben erwähnten Tendenzen grundsätzlich bestimmen. 

 

Das Konzept der Metamorphose war im deutschsprachigen Raum bereits in der Weimarer Klassik von Bedeutung, als Goethe die Gesetze der Natur mit denen der Dichtung zu vereinen suchte. Aber auch heute ist es von großer Aktualität. Das Jahr 2024 wird als Kafka-Jahr mit den dazu gehörenden Tagungen und Ausstellungen gefeiert. Wie schon bei Gregor Samsa ist eine grundsätzliche Revision nicht nur unseres Verhältnisses zur Umwelt, sondern überhaupt unserer Selbstdefinition und des Spannungsverhältnisses zwischen Determinismus, Freiheit und ethischer Verantwortung fällig. Im Bereich der Studien über sozialökonomische und pädagogische Modelle der Nachhaltigkeit fordert S. Sterling eine Metamorphose im großen Maßstab (Sterling, S.: Riding the storm. Towards a connective cultural conciousness 2007). Auch E. Morin erkennt die Notwendigkeit einer Zivilisationsreform, d.h. einer großen Metamorphose (Morin, E. Para una política de la civilización 2009). Porrit schlägt als realistische Lösung eine Verwandlung innerhalb des kapitalistischen Systems vor, hin zu einem Paradigma, das, ebenfalls vom Kapital bestimmt, dieses aber zugunsten der Nachhaltigkeit aktiviert (Porrit, J.: Capitalism. As if the world matters, 2005). 

 

O. Ette (der einen Plenarvortrag auf unserer letzten Tagung hielt) erinnert in Anlehnung u.a. an P. Descola, dass die Trennung zwischen Natur und Kultur nicht aufrechtzuerhalten sei. Jenseits der Klassifizierung in Natur- und Kulturwissenschaften wäre vielmehr eine Lebenswissenschaft von Belang. In diesem Sinne bietet die Literatur auch eine Art Labor, nämlich ein Lebenslabor, in dem unterschiedliche Lebensmodelle erprobt werden können (Ette, O. Zum Verhältnis zwischen Natur und Kultur, 2022); nicht zuletzt, wäre hinzuzufügen, Modelle der Metamorphose. Die Notwendigkeit, Literatur und Naturwissenschaften zusammenzudenken wurde auch von M. Schmitz-Emans als Desiderat der Forschung unterstrichen, und zwar im Rahmen ihrer Besprechung über die neueste deutschsprachige Studie zum Konzept der Metamorphose in den Geisteswissenschaften (Gottwald/Klein 2005). Zur Behebung dieser von Schmitz-Emans aufgezeigten Lücke will diese Tagung beitragen.  Auch die jüngste akademische Beschäftigung mit dem Metamorphosenbegriff fokussiert die Analyse im geisteswissenschaftlichen Umfeld (Metamorphosen – Paradigmen des Wandels in Kultur, Literatur und Sprache, Transsilvanien-Universität Brașov, Kronstadt, April 2024). Auf der anderen Seite ist das Ziel unserer Tagung, Kontakt mit Kolleg:innen aufzunehmen, die explizit die Wechselwirkungen von Literatur und Naturwissenschaften erforschen.  

 

Aber zurück zu Ettes Ausführungen: Ihm zufolge gründen die Literaturen auf dem Konzept der Nachhaltigkeit, indem sie das vorige Wissen in sich aufnehmen und es mittels der Intertextualität in neuen Formen und Gedanken dynamisieren, in einem Dialog zwischen Texten unseres kulturellen Erbes und neuen Zukunftsentwürfen (Ette, O.: Zum Verhältnis zwischen Natur und Kultur, 2022). Diese Erkenntnis ist relevant, um Metamorphosen in Literatur und Film zu untersuchen. Die Intertextualität kann eine produktive Annäherungsform an Werke darstellen, um Verwandlungsprozesse anschaulich zu machen. 

 

Schließlich wäre eine Reflexion über Verwandlungsmodelle - neben den Errungenschaften in Biotechnologie, Medizin, KI usw. - ohne die Mitberücksichtigung ökonomischer, sozialer und historischer Prozesse nicht vollständig, die die jeweilige Realität ausformen, diese in die eine oder andere Richtung vorantreiben und somit literarische, filmische und künstlerische Vorschläge prägen.  

 

Erwünscht sind Vorschläge zu folgenden Themen (die ggf. miteinander kombiniert werden können): 

- Metamorphose: Das Konzept in den Naturwissenschaften und in der Literatur. Theoretische Aspekte, Konvergenzen und Divergenzen.  

- Modelle der Verwandlung in Literatur und Film in Interaktion mit Erkenntnissen der Biologie, der Medizin, der Umweltwissenschaften und anderer Naturwissenschaften.  

- Metamorphosen und Intertextualität in Film und Literatur. Dialog zwischen dem Erbe und dessen Verwandlungen. 

- Metamorphosen und Technologie: Auf dem Weg zu einer Welt des Posthumanen? 

- Soziale, ökonomische und historische Metamorphosen im 21. Jh. und ihre literarische Behandlung. 

 

 Geplant sind 20-minütige Vorträge und ca. 10 Minuten Diskussion. Abstracts im Umfang von max. 1 DIN-A-Seite (2000 Zeichen inkl. Leerzeichen) sowie kurze Informationen zu Vita und Forschung (500 Zeichen) können bis zum 31. März 2025 an die Mailadresse der Tagungsorganisation geschickt werden: literaturtagungupvehu@gmail.com  

 

Eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge (nach einem doppelten Peer-Review-Verfahren) ist vorgesehen. 

 

Gastvorträge: 

Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt (Universität Leipzig)  

Prof. Dr. Aura Heydenreich (FAU Erlangen-Nürnberg, ELINAS Center for Literature and Natural Science) 

 

Anmeldegebühren: 

Vortragende: 50 Euro 

Zuhörer:innen: 30 Euro 

Studierende: 25 Euro 

 

Zeitplan: 

31. März 2025: Fristende für die Einreichung von Abstracts 

Erste Maiwoche 2025: Zusage an die Autorinnen und Autoren 

 

Wir freuen uns auf reges Interesse und verbleiben mit besten Grüßen 

  

Die Organisation 

Dr. Carme Bescansa, Dr. Garbiñe Iztueta, Dr. Iraide Talavera, Dr. Anja Rothenburg

Mitglieder der Forschungsgruppe IDEOLIT

Universität des Baskenlandes 

 

Contact Information

Dr. Carme Bescansa


Institut für Anglistik, Germanistik und Übersetzungswissenschaft
Universität des Baskenlandes, UPV/EHU
Vitoria-Gasteiz, Spanien

Contact Email

carme.bescansa@ehu.eus

URL

https://literaturtagungupvehu.wordpress.com/

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur und Soziologie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur und Naturwissenschaften, Intermedialität, Stoffe, Motive, Thematologie

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Einrichtungen

Universität des Baskenlandes
Datum der Veröffentlichung: 16.12.2024
Letzte Änderung: 16.12.2024