Zusammenfassung: The first chapter of this paper presents typical features of colonial discourse in order to provide a solid base of vocabulary and concepts used in the ensuing analysis. These features are mostly taken from Spurr’s book The Rhetoric of Empire but they are frequently supplemented by ideas from other authors. The theoretical assumptions are accompanied by examples from books by two famous Victorian travel-writers: Henry Morton Stanley’s "In Darkest Africa, Vol. I and II" and Joseph Conrad’s "Heart of Darkness". The former author was chosen because he is a typical representative of this mode of colonialist writing, while Conrad has been selected because of the many similarities between his and Naipaul’s work. The chapter entitled ‘Resistance’ at the end of this section shows how colonial rhetoric can be left behind and how something like a ‘postcolonial perspective’ can be established. The analysis of Naipaul’s texts will start with an examination of “In a Free State”. After a short introduction dealing with the several possible interpretations of the narrative’s title, a comparison with Conrad’s Heart of Darkness will serve as a first step toward the characterisation of the text’s position in relation to colonial discourse. The ensuing examination will focus on the depiction of the African characters, white expatriates’ attitudes towards them and Africa in general. Since the description of the members of this latter group seems to aim at exposing their prejudices and misconceptions, it will be discussed whether the negative characterisation of the African natives has to be considered an ironic play with the reader’s expectations or whether this is due to the narrator’s own involvement in the rhetoric of colonial discourse. To resolve this problem, the relation between the text’s characters, its narrator and its author will be examined. The second main part of this paper is dedicated to the analysis of Naipaul’s later texts on Africa. The examination of the two novels and three shorter narratives does not proceed chronologically but focuses on important topics. Therefore, the analysis does not aim at an interpretation of these texts as a whole but presents a selection of topics relating to the way in which Africa and Africans are presented. These include the special position occupied by the texts’ hybrid narrators whose situation, aims and limitations will be discussed in the first chapter of part four. Themes like magic, rituals, sexuality and violence are central in Naipaul’s depiction of African culture and will be discussed in the second chapter of this part. The analysis of the effects of racial mixing is given a separate chapter as it is an important issue in most of the texts, both in the sense of co-existence of different cultures at one place and on the level of personal relationships. The ensuing two chapters discuss problems in the educational sector and on the political arena in different post-colonial African societies, while the sixth chapter of this part is dedicated to the relation-ship of Europe and Africa. The final chapter in this section deals with the model of history promoted in A Bend in the River and locates the place it ascribes to Africa. The conclusion will try to determine whether Naipaul’s attitude towards the ‘Dark Continent’ has changed between the publication of “In a Free State” and that of Half a Life and expose some of the reasons for the persistent controversies around Naipaul’s literary work ; Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit befasst sich mit V.S. Naipauls schriftstellerischen Texten über Afrika. Hierzu zählen die Romane "A Bend in the River" und "Half a Life", die Erzählungen “In a Free State” und “The Crocodiles of Yamoussoukro”, sowie die kürzeren Essays “A New King for the Congo” und “Home Again” . Anhand dieser Texte soll Naipauls Verhältnis zum ‘kolonialen Diskurs’ und zu literarischen Vorläufern, wie Joseph Conrad und dessen Roman Heart of Darkness, beurteilt werden. Im theoretischen Teil der Arbeit (Teil 2) werden zunächst grundsätzliche Merkmale des kolonialen Diskurses vorgestellt. Die verwendeten Termini sind im Wesentlichen David Spurrs 1993 erschienenem Buch "The Rhetoric of Empire" entnommen, werden aber vielfach durch Ideen anderer Vertreter der postkolonialen Theorie und der Xenologie-Forschung ergänzt. Teil 3 beschäftigt sich mit “In a Free State”, dem chronologisch frühesten Text. Nach einführenden Bemerkungen über den polysemischen Titel dieser Erzählung, der vielfältige Rückschlüsse auf den Zustand der dargestellten Gesellschaft zulässt, widmet sich die Analyse zunächst den auffälligen Gemeinsamkeiten zwischen Naipauls Text und Conrads Roman. Die Effekte der Dekolonisierung stehen im Zentrum des nachfolgenden Kapitels. Hierbei lässt sich vor allem ein allgemeiner Verfall der kolonialen Bauwerke, sowie der Sitten der Einheimischen feststellen, was schließlich zum Wiederaufleben von Stammesrivalitäten und einem generellen Chaos führt. Der vierte Teil beschäftigt sich mit den fünf verbliebenen Texten, jedoch nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern anhand von wichtigen, häufig wiederkehrenden Themenkomplexen. Während der Erzähler von “In a Free State” anonym bleibt, besteht eine wesentliche Gemeinsamkeit der übrigen Texte darin, dass sie von einem ‘Ich-Erzähler’ mit indischem Hintergrund erzählt werden, was sich unter anderem auch auf die Konzentration auf bestimmte Themen auswirkt. Nach einer kurzen Betrachtung der Sonderstellung dieser (hybriden) Erzähler und einer kritischen Auseinandersetzung mit den Methoden und Zielen Naipauls als Reisendem, wendet sich die Untersuchung der Darstellung der afrikanischen Kultur zu. Magie, Rituale, Alkoholmissbrauch, Sexualität und Gewalt gehören zu den in den Texten am ausführlichsten behandelten Bestandteilen dieser Kultur, die vor allem durch Zügellosigkeit, dem Leben in einer spirituellen Gegenwelt und der ‘natürlichen’ Gewaltbereitschaft der Afrikaner gekennzeichnet wird. Die Vermischung verschiedener Kulturen wird in beinahe allen Texten diskutiert und durchweg als problematisch und nicht erwünschenswert dargestellt. Dies gilt sowohl für interkulturelle Beziehungen auf der privaten Ebene, als auch für das Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturkreise innerhalb eines Landes. Ein zentrales Thema sind zudem die politischen Entwicklungen in verschiedenen postkolonialen afrikanischen Ländern und deren Bewertung. Die Analyse konzentriert sich hierbei im Wesentlichen auf Naipauls Beurteilung von Zaires langjährigem Machthaber Mobutu und der Einschätzung von Felix Houphouët-Boigny, dem damaligen Präsidenten der Elfenbeinküste. Dem Einfluss solcher Machthaber auf das Erziehungswesen wird im anschließenden Kapitel nachgegangen, in welchem zudem die Gründe für Naipauls äußerst angespanntes Verhältnis zu afrikanischen Intellektuellen dargelegt werden. ‘Europa’ zeigt sich in Afrika in vielerlei Gestalt, unter anderem auch in importierten Produkten und Ideen, teuren Hotels und luxuriös-angelegten Neubauten. Alles Europäische erscheint jedoch letztlich fremd und lässt sich nicht auf Afrika übertragen. Sinnbildlich hierfür, sind die im europäischen Stil und von europäischen Architekten angelegten Bauten, die ständig vom Zerfall bedroht sind. Immer wieder gewinnt das ‘wahre’ Afrika, der ‘Busch’, die Oberhand. Diese Bewertung fügt sich in das in A Bend in the River entwickelte Geschichtsmodell ein, wonach westliche Länder eine linear verlaufende, auf Fortschritt ausgerichtete Geschichte haben, während sich in Afrika der immergleiche Zyklus von Entstehung und Zerstörung vollzieht. Die Afrikaner werden hierbei zu den Vollstreckern des Zerstörungsaktes stilisiert und damit der Natur gleichgestellt. Abschließend wird der Frage nachgegangen weshalb es zu keiner Einigung in den erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Naipauls Kritikern und seinen Befürworten kommt
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