FONTES 46 (Ammanati), FONTES 48 (Cirni), and FONTES 49 (Martellini) behandeln die schriftlichen Zeugnisse, die dasselbe öffentliche Fest dokumentieren: ein Triumph-Einzug, der für die Entstehung und Entwicklung der politischen Ikonographie des Medici-Prinzipats (1537 ff.) ein wichtiges Ereignis darstellte. Dabei spielen Architektur und Bild eine zentrale Rolle. Es handelt sich um den triumphalen Einzug von Cosimo I. de’ Medici und seiner Familie in die Stadt Siena am 28. Oktober 1560 aus Anlass des im Jahr zuvor siegreich beendeten Krieges von Siena und der daraufhin erfolgten Annexion von Siena, die mit die territoriale Grundlage für die Gründung eines toskanischen Staates bildete. Der Einzug war die erste Station auf einer Reise, an der ein großer Teil des herzoglichen Hofes beteiligt war. Danach reiste das herzogliche Gefolge weiter nach Rom, wo der Herzog und seine Begleitung am 6. November 1560 zu einen längeren Aufenthalt eintrafen. Der Sieg über Siena erlaubte die grundlegende Konsolidierung der territorialen und dynastischen Ambitionen von Cosimo. Mit dem Einzug selbst beabsichtigte er, die Unterwerfung der Besiegten durchzusetzen und gleichzeitig ein Zeichen der Versöhnung zu setzen. Gleichzeitig sollte die Feier Cosimos neuen königlichen Machtstatus verdeutlichen, den der erweiterte Medici-Staat beanspruchte. Um diese Ziele durchzusetzen, reiste der Herzog, seine Familie und sein Hof anschließend zum päpstlichen Hof Pius IV. Um die Bilder der Macht zu entdecken, die bei diesem Ereignis verwendet wurden, muss man die die umfangreichen schriftlichen Quellen konsultieren, die diese Feier beschreiben. Deshalb publiziert FONTES 50 das letzte der bekannten schriftlichen Dokumente, das den Einzug in Siena beschreibt. Dieses ist eine zusammenfassende Schrift, die sich auf die programmatischen Aspekte des Einzuges (Bilderfindungen und Inschriften) konzentriert. Diese Beschreibung befindet sich unter den Handschriften Vincenzo Borghinis in der Biblioteca Nazionale Centrale in Florenz (BNCF). Vincenzo Borghini (1515-1580) war der langjährige Freund und Ratgeber von Giorgio Vasari. Er war auch der "luogotenente" (Statthalter) der Künstlerakademie in Florenz und ein wichtiger künstlerischer Berater der Medici. Die Beschreibung Borghinis ist Teil einer Handschrift in der zahlreiche Festbeschreibungen aus verschiedenen Zeiten gesammelt sind. Sie stammen aus Italien und weiteren europäischen Ländern. Die Beschreibung Borghinis basiert auf Angaben von Informanten. Die Existenz dieser Sammlung von Festbeschreibungen dokumentiert die Kristallisation einer europäischen Tradition der Festkultur und Festbeschreibung. Der Einzug von 1560 in Siena verdient eine weitere Erforschung in Bezug auf eine Ausarbeitung einer erkennbaren "Iconics" der Mediceer während des Prinzipats und speziell während der Herrschaft des ersten Medici-Herzogs, Cosimo I. Dieser Fragenkomplex wurde intensiv im letzten halben Jahrhundert erforscht. Der Einzug von 1560 ist ein frühes Ereignis in der zweiten Phase der politisch geprägten Ausarbeitung der ideologischen Imagerie der Medici, eine Phase, die im Jahre 1555 begann und schon kurz vor 1574, als Cosimo I. starb, zu verblassen begann. Der Einzug in Siena findet also in einer Zeit statt, in der die laufende und kumulative Ausarbeitung symbolischer Programme für die Medici noch in einer sehr aktiven Phase war. Festbeschreibungen sind fast gänzlich von Julius Schlosser in seiner "Kunstliteratur" (1924) vernachlässigt. Die wichtige Stellung dieser Gattung als fester Bestandteil der Geschichte der Kunst und der Kunstliteratur wurde jedoch schon von Giorgio Vasari in seinen "Viten" (1568) zum Ausdruck gebracht. Das Werk Vasaris enthielt eine lange und ausführliche Beschreibung der Feierlichkeiten für die Hochzeit des Francesco de’ Medici, des Sohnes von Cosimo (1565). Der Wegfall dieses Textes in den meisten der späteren Ausgaben der "Viten" zeigt die lange Emarginierung der Gattung der Festbeschreibung in der Kunstgeschichte. Festbeschreibungen bildeten dagegen eine wichtige Sektion in der Bibliothek Aby Warburgs (1866-1929). FONTES 46 (Ammanati), FONTES 48 (Cirni), and FONTES 49 (Martellini) have each treated the written testimonies that document a civic festival important for the emergence and evolution of the political iconography of the Medici principate, established in 1537, an event in which architecture and images played a central rôle. This event was the triumphal entry of Cosimo de’ Medici and his family into Siena following the conclusion of the War of Siena, in 1559, and the subsequent annexation of Siena to Cosimo’s territories, laying the basis for a Tuscan State. The entry itself took place on 28 October 1560, and it was the first stop on a journey undertaken by a large part of the ducal court which led the entourage to Rome, where the Duke and his company arrived on 6 November 1560 for an extended stay. The victory over Siena represented the first and the essential consolidation of Cosimo’s territorial and dynastic ambitions, and the entry was intended to enforce the submission that followed victory and the conciliation that healed defeat, both accompanied by the celebration of a new power status enjoyed by the expanded Medici state and by the assertion of claims to a regal rank. It was the advancement of these aims that led the Duke, his family, and his court to continue on to the Rome of Pope Pius IV. If one attempts to discover and visualise the images of power that accompanied this event, it is to the extensive written sources that one must turn. The subject of FONTES 50 is the last of the known written documents that describe the entry into Siena. It is a somewhat summary description of the entry which focuses on its programmatic elements (inventions and inscriptions). It is found among the papers of Vincenzo Borghini in the Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze (BNCF). Vincenzo Borghini (1515-1580) was the friend, confidant, and counselor of Giorgio Vasari, the luogotenente of the Accademia del Disegno, and an important artistic adviser to the Medici. Borghini’s description belongs to a manuscript which contains a collection of Borghini’s notes about various public festivals extending over many years and drawn from many places within Italy and beyond in Europe. Borghini’s description is based on information furnished to him by informants. The existence of Borghini’s collection of festival descriptions documents the crystallization of a European tradition for such events. The Siena entry of 1560 merits further study in the context of the elaboration of Medici iconics during the principate, especially during the reign of the first Medici duke, Cosimo I, a topic which has been intensively researched in the last half-century. It is an early event in the second phase of the elaboration of the "imagerie" of Medicean ideology, which began in 1555 and was already beginning to fade a few years before 1574, the year Cosimo I died. The entry into Siena thus comes at a time when the ongoing and cumulative elaboration of symbolic programmes for the Medici was still in a very active phase.
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