,Die Angeklagte hat in der Nacht vom 20. zum 21. Mai 1943 den zur Bestattung nicht freizugebenden, sondern gemäß Führererlass vom 3. September 1942 der hiesigen Anatomie zu gemeinnütziger Verwertung zu überstellenden Leichnam ihres wegen...
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,Die Angeklagte hat in der Nacht vom 20. zum 21. Mai 1943 den zur Bestattung nicht freizugebenden, sondern gemäß Führererlass vom 3. September 1942 der hiesigen Anatomie zu gemeinnütziger Verwertung zu überstellenden Leichnam ihres wegen Wehrkraftzersetzung hingerichteten Bruders aus dem Leichenkeller der Anatomie entwendet und an unbekannter Stelle begraben." Dieser Tatvorwurf gegen Anne Hofmann gibt die Spielhandlung von "Berliner Antigone" wieder, die von dem Moment der Urteilsverkündung und der Situation kurz vor der Vollstreckung eingerahmt wird. Dazwischen erzählt der Film in gedanklichen Impressionen und Partikeln die Vorgeschichte, die immer subjektiv aus Sicht der Angeklagten dargestellt wird. Der Regisseur arbeitet mit Montagen von Bewusstseins- und Erinnerungsfetzen. Er hebt die Kontinuität der Zeit fast völlig auf, verzahnt Vergangenes mit Gegenwärtigem und Zukünftigem. Durch diesen Kunstgriff und durch den Verzicht, das Geschehen aus dem Blickwinkel des objektiven Beobachters zu zeigen, gelingt ihm eine erstaunliche seelische Demaskierung der weiblichen Hauptfigur. Quelle:http://www.3sat.de/ (Januar 2001)