Zweitveröffentlichung mit Genehmigung des Verlages. Erschienen in: Alexander Košenina, Ursula Goldenbaum (Hg.): Berliner Aufklärung : kulturwissenschaftliche Studien (Band 6), Werhahn Verlag, Hannover 2017, S. 145 - 160. ISBN 978-3-86525-596-9 ; Mit dem Tod Friedrich des Großen im August 1786 und über ihn hinaus wurden Fragen der Erinnerungskultur für einen ›Großen Mann‹ virulent, die eine besondere Ausprägung erfuhren, trafen sie doch im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts auf eine sich mehr und mehr ausprägende Denkmalkultur. Der spätere preußische Hofbildhauer Johann Gottfried Schadow (1764–1850), zum Todeszeitpunkt des Königs junges Mitglied einer klassizistischen Künstlerkolonie in Rom, sendet einen Denkmalentwurf nach Berlin, den er später immer wieder überarbeiten wird: Inmitten einer dorischen Tempelarchitektur, entworfen vom Künstlerkollegen Hans Christian Genelli, wird der Verstorbene als thronender Philosoph stilisiert. Die Entwürfe spiegeln programmatisch die zwei Pole der >Imago Fridericus Rex< in einem bewusst antik gedachten Kontext wider: dessen janusköpfiges Changieren zwischen musisch-philosophischem Philanthropen und kriegerisch-imperialem Absolutisten. 1851 wurde Unter den Linden ein anderes Denkmal enthüllt. Doch in den Entwürfen eines jungen Künstlers bzw. einer Künstlergemeinschaft liegt ein entscheidendes, vielleicht bislang zu wenig beachtetes Moment begründet, das die zwei richtungsweisenden Positionen eines Denkmalstreites vereint, dessen eine Linie eine Mausoleumsarchitektur vorsah, während die andere den Feldherrn als Reiterstandbild favorisierte. Mit dem Entwurf, der Architektur und Skulptur eine gleichwertig Anwendung zukommen ließ, entfachten Schadow und Genelli eine bildhauerische und architektonische Debatte, die zu einem wichtigen Schmelztiegel für die Ausbildung klassizistischer und beginnender historistischer Strömungen in Deutschland bzw. Berlin wurde und für die pars pro toto Schadow selbst Pate stand. Als Ausdruck einer von Rom ausstrahlenden Klassizität zeigt das ...
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