Abschriften und Kopien bringen eine spezifische Ästhetik hervor, die bislang im Schatten einer Ästhetik des ›Originals‹ stand und als entweder redundant oder als vernachlässigbar galt. Denn das Original eines Dokuments ist längst nicht mehr das Maß aller Dinge. Dennoch hat sein ›Anderes‹ vom Wertverfall des Originals nicht in gleichem Maße profitiert.Die spezifische Ästhetik von Abschriften, Duplikaten und Kopien wird von deren Geringschätzung nicht nur affiziert sondern von ihr oft allererst hervorgebracht: Kopien verblassen etwa aufgrund des dafür verwendeten Materials (Papier, Tinte, Graphit etc.), während Originale überwiegend geschützt werden. Zuweilen werden diese ästhetischen Dimensionen und die dahinterstehenden Operationen erst dann manifest, wenn, durch welche Umstände auch immer, die Kopie ohne das Original und damit singulär vorliegt.Wenn etwas kopiert wird, geht immer etwas verloren. Noch mehr geht verloren, wenn Kopien kopiert werden. Aber es kommt immer auch etwas hinzu − ein Grauton, ein Fleck, ein Abdruck: Signaturen einer bislang vernachlässigten Kulturtechnik. Angaben zur beteiligten Person Paulus: Jörg Paulus: Prof. Dr. phil. Studium der Germanistik und Philosophie in Heidelberg und Berlin. Nach Stationen in Braunschweig, Tokio und Würzburg seit 2016 Professor für Archiv- und Literaturforschung an der Bauhaus-Universität Weimar. Angaben zur beteiligten Person Hübener: Andrea Hübener studierte Germanistik und Anglistik an der TU Berlin und der Universität Cardiff. 1998 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin. 1999−2001 Mitarbeit an der Herausgabe der Frankfurter Nachlasshefte von Wilhelm Heinse. 2000 Promotion zu E.T.A. Hoffmann. Seit 2001 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der TU Braunschweig. Angaben zur beteiligten Person Winter: Fabian Winter ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Archiv- und Literaturwissenschaft der Bauhaus-Universität Weimar. Studium der Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaft in Oldenburg und Weimar. Stipendiat der Thüringer Graduiertenförderung von 2018−2019. Dissertationsprojekt zu Kopierpraktiken als theorieproduktive Verfahren im Archiv. Briefkopierbücher zwischen 1800 und 1900. Angaben zur beteiligten Person Krajewski: Markus Krajewski, Prof. Dr. phil., geb. 1972, ist Juniorprofessor für Mediengeschichte der Wissenschaf-ten an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar. Zu den aktuellen Forschungsgebie'ten zählen Epistemologien des Randständigen, die Wissensgeschichte der Genauigkeit sowie bestimmte Bauformen deutscher Nachkriegsarchitektur. Buchveröffentlichungen: Der Diener. Mediengeschichte einer Figur zwischen König und Klient, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010, Paper Machines. About Cards & Catalogs, 1548-1929, The MIT Press, Cambridge, Mass., 2011, Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 2006, ZettelWirtschaft. Die Geburt der Kartei aus dem Geiste der Bibliothek, Kulturverlag Kadmos, Berlin, 2002, sowie als Herausgeber Projektemacher. Zur Produktion von Wissen in der Vorform des Scheiterns, Kulturverlag Kadmos, Berlin, 2004. Außerdem: Autor der elektronischen Literaturverwaltungssoftware synapsen. Ein hypertextueller Zettelkasten, www.verzetteln.de/synapsen/ Für weitere Informationen: www.uni-weimar.de/medien/wissenschaftsgeschichte/
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