Vorbemerkung von Hazel Rosenstrauch Am 24. Dezember 2003 ist Edith Rosenstrauch-Königsberg gestorben. Wir wußten, daß sie die Schmerzen und die Demütigung, die ihre Krankheit mit sich brachte, nicht mehr lange ertragen wird. Nach jüdischem Brauch werden Tote binnen 48 Stunden begraben, und wir, die Familie, die aus verschiedenen Himmelsrichtungen anreiste, waren erstaunt, wie viele Freunde und Bekannte trotzdem am Grab standen, angereist aus Salzburg, Linz und Graz, obwohl Weihnachten nicht nur der höchste christliche Feiertag, sondern auch eine beliebte Urlaubszeit ist. Edith hat viele Freundinnen und Freunde gehabt, und sie hat - mit ihren Einladungen, ihrer Korrespondenz, ihren sorgfältig gesammelten Unterlagen über Geburts- und Ehrentage - diese Freundschaften gepflegt. Insofern ist sie, obwohl verstorben, immer noch da, denn bekanntlich lebt ein Mensch so lange, wie sein Gedächtnis bewahrt wird. Edith hat wissenschaftlich gearbeitet, ihre Bücher und Aufsätze und die grandiose Bibliothek, die nach ihrem Willen der Wiener Stadt- und Landesbibliothek übergeben wurde, bewahren das Wissen - ihr Wissen und das Wissen, daß Edith Rosenstrauch-Königsberg eine Pionierin der österreichischen (Literatur-)Geschichtsschreibung war. Und wie das oft so ist, werden sich die Freunde und Angehörigen erst nach dem Tod, beim Leichenschmaus und in der Trauerzeit, bewußt, was sie die Tote gern gefragt hätten, was sie von ihr noch wissen wollten. So entstand die Idee zu diesem Bändchen für Ediths Freundinnen und Freunde, Bewunderer, Kolleginnen und Kollegen und für die inzwischen doch recht groß gewordene Familie, die sie begründet hat.
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