Textpolitik
zur Vergegenwärtigung von Geschichte bei Rudolf Borchardt
Obwohl der mit dem Topos 'Historia Magistra Vitae' jahrhundertelang gesicherte Vergangenheitsbezug der Gegenwart durch das moderne Verständnis der Einmaligkeit historischer Ereignisse gekappt worden ist, wird auch in der Moderne am Projekt einer...
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Obwohl der mit dem Topos 'Historia Magistra Vitae' jahrhundertelang gesicherte Vergangenheitsbezug der Gegenwart durch das moderne Verständnis der Einmaligkeit historischer Ereignisse gekappt worden ist, wird auch in der Moderne am Projekt einer "Vergangenen Zukunft" (Koselleck) und damit an Geschichtsapplikationen festgehalten. Die vorliegende Studie untersucht Konzepte und Verfahren in Texten Rudolf Borchardts, die, wie es für sein Werk spezifisch ist, zugleich eine ästhetische, wissenschaftliche und politische Vergegenwärtigung von Geschichte intendieren: Literargeschichtlich werden die Texte zwischen dem proklamierten Traditionsverzicht der Avantgarde und dem ästhetischen Traditionalismus Hofmannsthals und Georges situiert. Wissenschaftsgeschichtlich zu perspektivieren sind sie im Panorama von historistischer Forschungspraxis, kulturhistorischen Ansätzen, Nationalgeschichtsschreibung und Historikern aus dem George-Kreis. Die politische Dimension seiner Schriften ist innerhalb der politischen Kontroversen um das 'Reich' in der späten Weimarer Republik beleuchtet. Methodisch interessiert dabei, wie sich die ästhetische, wissenschaftliche und politische Vergegenwärtigung von Geschichte bei Borchardt verschränkt.
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