Die klassische Polis war ein Nährboden des pathē, der Leidenschaften. Dabei wurden Affekte und Emotionen jedoch nicht nur als schwer zu bändigende Störfaktoren der sozialen Ordnung angesehen. Sie galten auch als unverzichtbares Mittel zur Internalisierung kollektiver Normen und Werte und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Gemeinschaft. Der vorliegende Band beleuchtet die Rolle von Emotionen in den griechischen Gesellschaften der klassischen Zeit in interdisziplinärer Perspektive. Zehn Beiträge aus der Klassischen Philologie, der Alten Geschichte und der Klassischen Archäologie bieten ein breites Spektrum an Zeugnissen sowie methodischen und theoretischen Zugriffen, um der Vielfalt an ästhetischen, rhetorischen und performativen Strategien gerecht zu werden, die am 'Theater der Leidenschaften' in der klassischen Polis beteiligt waren.InhaltsübersichtViktoria Räuchle: English Introduction I. Emotion und Kohäsion David Konstan: Love and Reciprocity: The Two Poles of Civic Solidarity – Angela Ganter: Neuer Wein in alten Schläuchen? Das Fest der Anthesteria als methodische Herausforderung für die Emotionsgeschichte II. Bilder und Affekte Viktoria Räuchle: Pathos in Disguise: Conveying Emotions in the Visual Arts – Marion Meyer: Zu Strategien der Pathosevozierung im Bild: Das Wiedersehen mit der schönen Helena III. Emotionen auf der Theaterbühne Michael Krewet: Zum Potential der emotionalen Einflussnahme des Sophokleischen Dramas auf die zeitgenössischen Polisbürger – Emiliano Buis: Comic Pathos and the Legal Emotional Community: Destabilizing Judicial Pity and Anger in Aristophanes IV. Emotionen auf der politischen Bühne Sven Page: Krieg der Gefühle: Emotionale Volksversammlungen während des Peloponnesischen Krieges – Christoph Michels: Erinnerung und Emotion in Reden vor der Volksversammlung V. Leiden für die Polis Sabine Müller: Leiden und leiden lassen für die Polis: Aischines, Demosthenes und der Aufstieg Makedoniens – Isabelle Künzer: »Ich rette diese Stadt, mein Leben geb' ich freudig für sie hin“: Pathos und Pragmatik bei der Selbsttötung für die Polis Emotions abounded in the Classical city-state. However, they were not exclusively considered to be disruptive factors jeopardizing the social harmony. Emotions were regarded as indispensable tools to internalize the collective norms and values – and thus ultimately helped strengthening the community. This volume, based on a 2017 conference, sets out to illuminate the pragmatics of emotions in ancient Greek communities of the Classical era from an interdisciplinary perspective. By bringing together ten contributions from philology, ancient history, and classical archaeology, it covers a wide spectrum of sources as well as methodological and theoretical approaches, and thus accounts for the variety of aesthetic, rhetorical, and performative means that contributed to the 'theatre of pathos' in the Classical polis.Survey of contentsViktoria Räuchle: English Introduction I. Emotion und Kohäsion David Konstan: Love and Reciprocity: The Two Poles of Civic Solidarity – Angela Ganter: Neuer Wein in alten Schläuchen? Das Fest der Anthesteria als methodische Herausforderung für die Emotionsgeschichte II. Bilder und Affekte Viktoria Räuchle: Pathos in Disguise: Conveying Emotions in the Visual Arts – Marion Meyer: Zu Strategien der Pathosevozierung im Bild: Das Wiedersehen mit der schönen Helena III. Emotionen auf der Theaterbühne Michael Krewet: Zum Potential der emotionalen Einflussnahme des Sophokleischen Dramas auf die zeitgenössischen Polisbürger – Emiliano Buis: Comic Pathos and the Legal Emotional Community: Destabilizing Judicial Pity and Anger in Aristophanes IV. Emotionen auf der politischen Bühne Sven Page: Krieg der Gefühle: Emotionale Volksversammlungen während des Peloponnesischen Krieges – Christoph Michels: Erinnerung und Emotion in Reden vor der Volksversammlung V. Leiden für die Polis Sabine Müller: Leiden und leiden lassen für die Polis: Aischines, Demosthenes und der Aufstieg Makedoniens – Isabelle Künzer: »Ich rette diese Stadt, mein Leben geb' ich freudig für sie hin“: Pathos und Pragmatik bei der Selbsttötung für die Polis
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