Gegenstand dieser Arbeit ist die Zeitschrift Damskij zhurnal (dt. Damenjournal), die unter dem Herausgeber P.I. Shalikov in den Jahren 1823-1833 in Moskau erschien. Anhand dieser Zeitschrift werden die gesellschaftlichen und diskursiven Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für literarisches Handeln von Frauen in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts in Russland veranschaulicht. Die kulturwissenschaftliche Perspektive, die in der Arbeit eingeschlagen wird, macht die Konzeptualisierungen von Weiblichkeit darstellbar. Die Zeitschrift ist in mehrfacher Hinsicht an Grenzen positioniert, so dass Spannungsverhältnisse und diskursive Verschiebungen deutlich gemacht werden können: Die elf Jahre ihres Erscheinens liegen nicht nur in der Übergangszeit vom Sentimentalismus zur Romantik, sondern auch im Übergang von einer Salonkultur bzw. einer Zeitschriftenlandschaft, die sich an einem kleinen, elitären Zielpublikum orientiert, zu einem institutionalisierten Literaturbetrieb mit fortschreitender Kommerzialisierung. Vom Frauenbild her ist die Zeitschrift einerseits dem Sentimentalismus verpflichtet, wo Komplementärzuschreibungen im Vordergrund stehen und wo für Frauen in der Literatur v.a. die Rolle der einfühlsamen Leserin vorgesehen war. Andererseits aber werden Frauen in der Zeitschrift aufgefordert, ihre Werke in diesem Zeitschriftenrahmen zu publizieren und so an die Öffentlichkeit zu treten. Dieser Problembereich nimmt eine zentrale Stellung ein, v.a. auch unter dem Aspekt, wie männliche Vermittlung auf solche literarischen Emanzipationsschritte korrigierend eingreift. Die Zeitschrift ist damit in einer Periode situiert, in der sich Kanonisierungsprozesse und Vorstellungen über männliches und weibliches Schreiben ausdifferenzieren. In der Arbeit werden aus dem umfangreichen Material relevante Aspekte ausgewählt und ein breites Themenspektrum angesprochen. Im Rahmen einer allgemeinen Kontexutalisierung werden Weiblichkeitsbilder in Sentimentalismus und Romantik in Bezug gesetzt zu Bildungskonzepten und ...
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