Warum soll uns interessieren, was uns eigentlich nichts angeht? Woher kommt das zunehmende Interesse an der Privatsphäre? Künstlerische Praktiken der 1990er Jahre bewegen sich in diesem Spannungsfeld, wenn sie private Lebenserfahrungen »aufrichtig«...
mehr
Warum soll uns interessieren, was uns eigentlich nichts angeht? Woher kommt das zunehmende Interesse an der Privatsphäre? Künstlerische Praktiken der 1990er Jahre bewegen sich in diesem Spannungsfeld, wenn sie private Lebenserfahrungen »aufrichtig« wiedergeben oder gar »live« vorführen: So fotografierte Wolfgang Tillmans ab 1990 Intimszenen seines Freundeskreises, Félix González-Torres zeigte 1992 in New York Werbetafeln mit der Großaufnahme seines Bettes und Elke Krystufek masturbierte 1994 in der Kunsthalle Wien. Vor dem Hintergrund der aktuellen theoretischen Rekonzeptualisierung des »Privaten«, welche dessen mobile Trennlinie zum Öffentlichen erörtert, untersucht Elena Zanichelli künstlerische Praktiken der Visualisierung jenes Feldes, das eigentlich verborgen bleiben müsste und das Autonomie und Freiheit zugleich verspricht und reguliert Why should we take interest in that which doesn't concern us? Where does the growing concern for the private sphere originate? Artistic practices of the 1990s act within this zone of tension when they reproduce private experiences candor or even demonstrate »live«: Wolfgang Tillmans has photographed intimate scenes of his circle of friends since 1990, Félix González-Torres appeared on New York billboards with a close-up of his bed in 1992, and Elke Krystufek masturbated at the Kunsthalle Wien in 1994. Against the background of current theoretical reconceptualization of the »private«, which debates the nonetheless inseparable relevance to its moving boundary with the public realm, Elena Zanichelli explores artistic practices of visualizing that sphere which must in fact remain concealed and autonomy and freedom at once promised and regulated