Abstract: "Nicht der griechische Gott Proteus kommt in der Soziologie vor, sondern ein nach ihm benanntes Problem: 'We are becoming fluid and many-sided', konstatiert R.J. Lifton, und R. Sennett spricht von der 'corrosion of character'. Für diese 'Verflüssigung' personaler Identität steht der Meeresgott Proteus metaphorisch ein, weil er - Karl Philipp Moritz 1791 publizierter Götterlehre zufolge - 'gleich der geheimnisvollen Natur, die unter tausend abwechselnden Gestalten den forschenden Blicken der Sterblichen entschlüpft, sich in Feuer und Wasser, Tier und Pflanze verwandeln konnte und nur denen, die unter jeder Verwandlung ihn mit starken Armen festhielten, zuletzt in seiner eigenen Gestalt erschien und ihnen das Wahre entdeckte'. Die Erneuerung des Selbst, und sei es um der Forcierung von Differenzen - mithin: um sozialer Ungleichheit - willen, wird für Proteus ein weitaus geringeres Problem sein als die Erhaltung des Selbst; und die Chance dafür sieht er nur in der Indifferenz. Die Poe
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