1947 trafen sich junge Publizisten auf Einladung von Hans Werner Richter, dem ehemaligen Herausgeber des "Ruf", um einander Texte für eine neue Zeitschrift, den "Skorpion", vorzulesen. Sie erschien nie. Doch es entstand, was als "Gruppe 47" repräsentativ wurde für die deutsche Nachkriegsliteratur. Ihr gehörten die wichtigsten Schriftsteller an, ihre Tagungen waren das Ereignis des deutschsprachigen Literaturbetriebs, den die Gruppe 20 Jahre lang beherrschte. Im Jahr 1980 erschien in der Reihe TEXT + KRITIK eine erste und bis heute grundlegende Darstellung ihrer Geschichte. 1987 folgte die zweite, überarbeitete Auflage des bald zum Standardwerk avancierten Sonderbandes; sie wurde 1995 unverändert nachgedruckt. Die nun erscheinende dritte Auflage bietet zusätzlich neue Beiträge: Heinz Ludwig Arnold porträtiert Hans Werner Richter, den spiritus rector der Gruppe 47, und erzählt die Geschichte des "Skorpion". Außerdem wurde der dokumentarische Anhang des Bandes erweitert und die Bibliografie aktualisiert. "In fünfzig Jahren", sagte Hans Werner Richter einst, "wird kein Mensch mehr eine Ahnung haben, was die Gruppe 47 wirklich war". In der Tat gilt es immer mehr, zwischen Legende und Wirklichkeit zu unterscheiden. Das TEXT + KRITIK Heft leistet dazu einen entscheidenden Beitrag.
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