"Gebraucht wird eine Kultur der Erinnerung." - Diese Einschätzung, die Christian Bergmann am Ende seines Buches "Die Sprache der Stasi. Ein Beitrag zur Sprachkritik" formuliert hat, ist gedacht als Mahnung für den Umgang mit jenem Abschnitt deutscher Vergangenheit, der in der DDR geformt wurde und gelebt werden musste. Wir schließen uns ihr, der Einschätzung wie der Mahnung, uneingeschränkt an. Gebraucht wird - nicht nur, wenn man an die vierzigjährige Existenz der DDR denkt, aber gerade auch dann - eine Kultur der Erinnerung an die rituelle, formelhafte offizielle Sprache, an die Propagandasprüche der Partei und jene ideologisch aufgeblähten Sätze, die auf Betriebsversammlungen und bei sonstigen - Aktivitäten im Rahmen der "gesellschaftlichen Arbeit" zu sprechen waren. - Doch neben dem, was als denkwürdige Ausprägung eines totalitären Staates im Bewusstsein aller Menschen in der heutigen Bundesrepublik Deutschland aufbewahrt oder überhaupt in dieses Bewusstsein gebracht werden sollte, gibt es noch eine andere Erinnerung, die zu kultivieren sich ebenso, wenn auch aus anderen Gründen, - lohnt. Es ist die Erinnerung an jene Sprachbereiche, die sich kritisch gegen die offiziell verordnete und praktizierte Sprache wandten, sie subtil "korrigierten". Vor allem im politischen Witz zeigte sich in der DDR. wie auch in anderen Staaten des einst so genannten "Ostblocks", eine Opposition, lebte der Versuch, offiziellen Wirklichkeitsbildern eine andere, "ungeschminkte", entideologisierte Sicht der Wirklichkeit gegenüberzustellen. Eine Erinnerung an diese Sprachbereiche sucht ein Stück "Sprachkultur" aufzuheben, die, weil sie an die bekannten, glücklicherweise aber überwundenen gesellschaftlichen und politischen Zustände in der DDR gebunden - war, verloren ist - und verloren bleiben soll
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