Noch nie war die Kunst sichtbarer, präsenter und prägender als heute und noch nie war sie zugleich so sehr ein bloßer Teil der gesellschaftlichen Prozesse: eine Ware, eine Unterhaltung, eine Meinung, eine Erkenntnis, eine Handlung. Die gesellschaftliche Allgegenwart der Kunst geht einher mit dem zunehmenden Verlust dessen, was wir ihre ästhetische Kraft nennen können. "Kraft" - im Unterschied zu unseren "vernünftigen Vermögen" - meint hier den unbewussten, spielerischen, enthusiastischen Zustand, ohne den es keine Kunst geben kann. Die philosophische Reflexion auf diesen Zustand führt Christoph Menke zur Bestimmung ästhetischer Kategorien - Kunstwerk, Schönheit, Urteil - und zum Aufriss einer ästhetischen Politik, das heißt einer Politik der Freiheit vom Sozialen und der Gleichheit ohne Bestimmung. „Am Ende steht daher ein gespaltener Eindruck: Menkes ausgesprochen luzide Aufsätze zur Ästhetik sind in einen grösseren Rahmen eingebettet, der der Kunsterfahrung eine systematische Rolle innerhalb der Philosophie einräumt, die sie seit Adorno nicht mehr innehatte. Hier beackert Menke ein Feld, das fruchtbar ist. Dieses Potenzial vermögen die bisweilen assoziativ bis dunkel bleibenden Texte zu Politik, Freiheit und Philosophie leider nicht zu entfalten. Vielmehr lassen sie die grundsätzliche Frage aufkommen, inwiefern der Begriff der Kraft als einer, der, wie Menke zugibt, «nicht objektiv bewiesen oder festgestellt werden kann», philosophisch über die Ästhetik hinaus überhaupt anschlussfähig ist. Die Philosophie denkt im Medium des Begriffs und mit den Vehikeln des Arguments. Das schliesst ein, dass sie die Begriffe, mit denen sie operiert, selbst wiederum verstehen will. Einsichtig zu machen, wie ein nebulöser Begriff wie «Kraft», der sich einer denkenden Durchdringung bisweilen zu sperren scheint, für die Philosophie mehr sein soll als ein Hindernis auf dem Weg des Verstehens, bleibt wohl einer (durchaus wünschenswerten) systematischen Ausarbeitung von Menkes Skizzen vorbehalten“ (NZZ)
|