ger: Die Arbeit stellt einen Teilbereich des seit 1981 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Helmut Birkhan, Inst. f. Germanistik (Univ. Wien), bestehenden Projekts 'Motiv-Index der deutschsprachigen weltlichen Erzählliteratur von den Anfängen bis 1400' (MI) vor. Ziel dieses Projekts ist ein umfassendes Motivverzeichnis der deutschsprachigen weltlichen Erzählliteratur von den Anfängen bis 1400, basierend auf dem Katalogisierungsschema, das Stith Thompson in seinem 'Motif-Index of Folk-Literature' (Kopenhagen²1955 - 58) entwickelt hat. Der von uns benützte Motivbegriff orientiert sich zwar an dem weitgespannten Begriff Thompsons, faßt ihn aber genauer: 'Als Motive gelten alle bewußt geformten, herausgehobenen und für die Erzählung wichtigen Stoffelemente, wie sie, dem konkreten Kontext enthoben, sich sinnvoll auch anderen Texten einfügen können.'1 Das Zuordnungsschema Thompsons baut auf einer Kombination von alphabetischer Gliederung, die die großen Themenbereiche absteckt und ein erstes grobes thematisches Zuordnen ermöglicht (zu Kategorien wie D Magic, F Marvels, P Society) und auf einer dieser untergeordneten Zahleneinteilung im Dezimalsystem auf. Jede Sigle ist mit einer kurzen Motivcharakteristik verknüpft, gefolgt von Literaturangaben (Sekundärliteratur bzw. andere Motiv-Indices) sowie Querverweisen auf andere Motiveinträge. Ein alphabetischer Index erschließt das System. Für den MI werden nun sechs Kataloge erstellt: * Hauptkatalog: Gesamtkatalog nach Thompson von A-Z. Die Stellenangabe wird von einem kurzen Kommentar begleitet, der in seiner einfachsten Form zumindest den Personennamen der Figur enthält, die an dieser Stelle mit dem Motiv verbunden ist. Querverweise auf andere an dieser Stelle mit dem Motiv verknüpfte Einträge beschließen den Eintrag. * Exzerpte: Exzerpt des jeweiligen Textes: Angabe der zugeordneten Motivnummern zu jeder Erzähleinheit; * Werkkatalog: wie Hauptkatalog, jedoch für jedes einzelne Werk erstellt; * Namenverzeichnis (Neuerung): Eigennamen mit Kurzcharakteristik und den zugeordneten Motiven; * Indizes der Kultur-Stichwörter (Kst-Index) (Neuerung): wie alphabetischer Index, doch sind die einzelnen Belege zusätzlich thematischen Großgruppen, die alphabetisch gereiht sind, zugeordnet. Seine Neueinführung ist darin begründet, daß Thompsons Werk hauptsächlich für Texte aus dem Bereich von Sage und Märchen konzipiert ist. So bietet er in vielen Fällen keine - oder eine nur sehr oberflächliche - Möglichkeit, Erzählmotive aus dem Bereich des höfischen Lebens einzuordnen, die oft auch nicht als eigentliche Erzählmotive per definitionem faßbar sind. Sie zeigen sich aber nichtsdestoweniger als für den Text charakteristisch, für den Fortgang der Handlung wichtig oder als in den Text eingeflossene 'Detailrealismen' interessant; ihre Nichtbeachtung würde somit einen deutlichen Mangel des Nachschlagewerks darstellen. Die Einführung dieses Index ist im Kontext der aktuellen Forschungsdiskussion im Bereich der Kulturwissenschaften zu sehen und soll dem Interesse an kulturwissenschaftlichen Fragestellungen Rechnung tragen. Ein umfassender Exkurs in der Einleitung der Arbeit illustriert am Beispiel des Handschuh-Symbols die praktische Verwendbarkeit des Index. * Alphabetischer Index: Erschließung des Katalogs in Form von kurzen Satzgebilden, die den Indexbegriffen zugeordnet sind. eng: This thesis has been carried out in the course of the project 'Motiv-Index der deutschsprachigen weltlichen Erzählliteratur von den Anfängen bis 1400' ('Motif-Index of the German Medieval Narrative Literature from the Beginnings up to 1400') (MI), which, headed by Univ.-Prof. Dr. Helmut Birkhan, Institut für Germanistik, Univ. Wien (Dept. of Germanic Studies, University of Vienna), was initiated in 1981 at the Austrian Academy of Sciences (Österreichische Akademie der Wissenschaften). Object of this project is a comprehensive classification of narrative elements in German narrative literature from the beginnings up to 1400, according to the classification by Stith Thompson in his 'Motif-Index of Folk-Literature' (Kopenhagen, 2. Aufl. 1955 - 58). The term 'motif' as used by us is based on the broad definition Thompson employs, but goes more into detail: 'A motif is any element of narrative structure that is intentionally created, emphasized and relevant for the narrative; it can be isolated from its context and inserted into other texts without losing or changing its meaning.' Thompson's classification combines an alphabetic division, defining the main themes (thus permitting a rough classification to categories as D Magic, F Marvels, P Society) with a subdivision into tens or groups of tens. Each logogram is linked to a short description of the motif, followed by references on secondary literature and other motif-indices, as well as cross references to other motifs. Key words are given in an alphabetic index. Six catalogues are provided for the MI: 1. Main Catalogue: according to Thompson from A-Z: a short commentary is provided for every reference, which at least states the proper name of the person connected with the motif. The entry contains as well cross-references to other motifs. 2. Excerpts: Excerpt of each text: motifs are assigned to each narrative unit; 3. Catalogue of Individual Works: as Main Catalogue, but for every single work; 4. Index of proper names (novelty): proper names with a short description and assigned motifs; 5. Indices of cultural key words (Kst-Index) (novelty): as alphabetic index, but the individual entries are additionally assigned to alphabetically listed thematic groups. This index has been introduced as Thompson's work is mainly designed for folktales and legends and does in many cases not provide the opportunity to classify motifs of courtly life. The theme-group P. Society, you would expect to be adequate for this kind of motifs, is not detailed enough for an exact and correct classification. In some cases we invented new motif numbers, but this often proved not to be sufficient, as many aspects of courtly life are not 'motifs' in the strict sense of the word, and are nevertheless characteristic for the text, essential for the narrative, or interesting as realistic details. Their omission would leave the MI incomplete. This index has been due to the present interest in the field of cultural studies. A comprehensive chapter in the introduction illustrates, by the symbol of the glove, the practical use of the index. 6. Alphabetic Index: as short sentences that are assigned to the key words.
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