CfP/CfA Veranstaltungen

Panel Deutscher Germanistentag 2025: Dialog als Form in der interkulturellen Erzählliteratur in der postmigrantischen Gesellschaft, Braunschweig

Beginn
14.09.2024
Ende
17.09.2024
Deadline Abstract
08.09.2024

Dialog als Form in der interkulturellen Erzählliteratur in der postmigrantischen Gesellschaft

„Die Idee, Geschichte aus der Perspektive und Erfahrung von Migration zu erzählen und dabei marginalisierte Wissensarten sichtbar zu machen, ist für ein postmigrantisches Konzept von zentraler Bedeutung. Migration wird radikal neu gedacht und als gesellschaftsbewegende und gesellschaftsbildende Kraft verstanden.“ (Yildiz 2014: 21). Begriffe wie „interkulturelle Literatur“ oder „postmigrantische Literatur“ sollen diese neue Sichtweise auf Migration kennzeichnen und auf das Potenzial des Kulturdialogs für Kunst und Literatur hinweisen (auch wenn diese Begriffe kritisch reflektiert werden (müssen), vgl. Schramm 2018: 89 und Holdenried 2020: 55-57) Dementsprechend nimmt der Dialog als Aushandlungsform verschiedener Perspektiven und als Prinzip des Kulturaustauschs in einer Literatur, die sich mit Migration und ihren Folgen befasst, eine entscheidende Rolle ein, da sie per se eine Literatur der Vielstimmigkeit und Mehrsprachigkeit ist. Wir beziehen uns dabei nicht ausschließlich auf die Literatur der Gegenwart, sondern auch auf ‚ältere‘ Erzähltexte, die dialogisch von Migration handeln bzw. diese strukturell inszenieren, wie z. B. Sophie von la Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771).

Der Fokus unseres Panels soll dabei auf erzählenden Texten liegen, die den Dialog nicht nur als Mittel des Meinungsaustausches zwischen Figuren einsetzen, wie in der erzählenden Literatur allgemein üblich, sondern auf Texten, die Dialogizität auch als erzählerisches Prinzip einsetzen. Dies kann formal ganz unterschiedlich realisiert werden: man kann ganz klassisch an Briefromane denken oder an Texte, in denen stellenweise der dramatische Modus dominiert und die Erzählinstanz in den Hintergrund drängt, wie z. B. in Abbas Khiders Ohrfeige (2017) oder Olivia Wenzels 1000 serpentinen angst (2020 Ebenso ist ein Dialog zwischen verschiedenen Kapiteln oder Abschnitten bzw. zwischen Text und Paratext eines Buches im Sinne einer Gegenüberstellung denkbar: Hier wäre etwa an Karosh Tahas Roman Im Bauch der Königin (2020) zu denken, der von beiden Seiten zu lesen ist und die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt. Darüber hinaus können Erzählungen durch intertextuelle Verweise miteinander in den Dialog treten und die Perspektive auf den Komplex der Postmigration so erweitert wird. Der Verweis kann sowohl der Abgrenzung von bestimmten Positionen dienen als auch der Intensivierung von Allianzen zwischen Autor*innen bzw. dem Einschreiben in eine Tradition. Nicht zuletzt kann eine dialogische Ästhetik auch als Schreiben verstanden werden, das das Publikum mitdenkt und auf besondere Weise anspricht, wie Terkessidis dies für einen Kulturbetrieb fordert, der sich selbst als „postmigrantisch“ versteht (vgl. Terkessidis 2014: 95).

Wir wollen interkulturelle Erzählliteratur in der postmigrantischen Gesellschaft nicht auf die Herkunft der Autor*innen reduzieren oder auf einen bestimmten Zeitraum einschränken: Uns geht es um Texte, die Migrationserfahrungen und kulturellen Austausch in den Vordergrund stellen und dazu dialogische Verfahren verwenden.

Geplant wird, dass die jeweiligen Beiträge (ca. 15 Seiten) bereits zwei Monate vor dem Germanistentag in Form eines Readers mit einem Anhang aus zentralen Textstellen an alle sechs Doppelpanelteilnehmer*innen verteilt werden. Während der Tagung werden durch kurze Impulsvorträge (bis 10 Minuten) die wichtigsten Thesen auf der Textgrundlage diskutiert. Da die Fokussierung der dialogischen Form eine intensive Auseinandersetzung mit konkreten Passagen notwendig macht und die Kenntnis aller erwähnten Erzähltexte nicht vorausgesetzt werden kann, ist nur so ein produktiver Austausch gewährleistet.

Für die Teilnahme bitten wir bis zum 8. September 2024 um die Einsendung von Abstracts (max. 250 Wörter) einschließlich Titel, Kurzbiografie und institutioneller Verankerung an Dominika Gortych (dgortych@amu.edu.pl), Alessandra Goggio (alessandramaria.goggio@unibg.it) und Theresa Homm (homm@ndl-medien.uni-kiel.de). 

 

Literatur

Foroutan, Naika; Karakayali, Juliane; Spielhaus, Riem: Einleitung: Kritische Wissensproduktion zur postmigrantischen Gesellschaft. In: Postmigrantische Perspektiven. Ordnungssysteme, Repräsentationen, Kritik. Frankfurt a.M. 2018, S. 9–16.

Schramm, Moritz: Jenseits der binären Logik: Postmigrantische Perspektiven für die Literatur- und Kulturwissenschaft. In: Postmigrantische Perspektiven. Ordnungssysteme, Repräsentationen, Kritik. Frankfurt a.M. 2018, S., S. 83–94.

Terkessidis, Mark: Kultur und Ökonomie – Betriebsprüfung und Ökonomie. In: Nach der Migration. Postmigrantische Perspektiven jenseits der Parallelgesellschaft. Hg. von Erol Yildiz und Marc Hill. Bielefeld 2014, S. 89–101. 

Yildiz, Erol: Postmigrantische Perspektiven. Aufbruch in eine neue Geschichtlichkeit. In: Nach der Migration. Postmigrantische Perspektiven jenseits der Parallelgesellschaft. Hg. von Erol Yildiz und Marc Hill. Bielefeld 2014, S. 19–36.

Contact Information

Dominika Gortych (dgortych@amu.edu.pl), Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu

Alessandra Goggio (alessandramaria.goggio@unibg.it), Università degli studi di Bergamo

Theresa Homm (homm@ndl-medien.uni-kiel.de), Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Contact Email

dgortych@amu.edu.pl

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Postkoloniale Literaturtheorie, Erzähltheorie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies

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Datum der Veröffentlichung: 24.06.2024
Letzte Änderung: 24.06.2024