CfP/CfA Veranstaltungen

Land-Wirtschaft. Literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf agrarische Arbeit (15.01.2023)

Beginn
06.03.2024
Ende
08.03.2024
Deadline Abstract
15.01.2023

CfP: Land-Wirtschaft. Literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf agrarische Arbeit

6.–8. März 2024, Dortmund

Organisation: Dr. Sandra Fluhrer (FAU Erlangen-Nürnberg) und Dr. Mareike Schildmann (Universität Bremen), in Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund


Die Globalisierung, Digitalisierung und Technisierung von Arbeitsprozessen hat in der Gegenwart zu einem rasanten Wandel von Arbeitswelten geführt. Ein solcher Wandel ist jedoch keineswegs präzedenzlos; auch in der Vergangenheit haben gesellschaftspolitische, technologische, rechtliche und ökonomische Transformationsprozesse das Selbstverständnis und die Art und Weise von Arbeit immer wieder grundlegend verändert. Dies möchte die Tagung mit Blick auf jene Arbeit zeigen, die als die historisch älteste und scheinbar traditionsgebundendste gilt, die jedoch heute wie nie zuvor im Zentrum politischer, ökologischer und wirtschaftlicher Kontroversen steht: Die Landwirtschaft. Ausgehend von aktuellen Problemlagen (globalisierter und kapitalisierter Agrarsektor, Subventionspolitik und Bauernproteste, Krieg, Ökologie und Klimawandel) untersucht die Tagung aus literatur- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven die kulturellen Codierungen und historischen Umbrüche bäuerlicher Arbeit von der Antike bis zur Gegenwart, von Hesiods und Vergils agrarischen Lehrgedichten über die landwirtschaftlichen Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts, den sozialistischen Agrar-Experimenten des 20. bis zu den ökologischen Debatten des 21. Jahrhunderts. Fluchtlinien bilden dabei 1. die literarischen und künstlerischen Darstellungen bäuerlicher Arbeitspraktiken und Milieus, die auf ihre ambivalenten politischen, mythologischen und anthropologischen Implikationen sowie ihre wissens- und technikhistorischen Kontexte befragt werden sollen. 2. die Frage nach den dem Bäuerlichen zugeeigneten ästhetischen Traditionen und (Gattungs-)Konventionen (realistisch/naturalistisch, idyllisch/arkadisch, utopisch/(agrar-)romantisch, dystopisch, ökokritisch etc.), die sich mit einer Kunst des ländlichen Raums und des nature writing seit der Antike verbinden.  

Drei Schwerpunkte stehen im Zentrum der Tagung: 

1.  Politik der bäuerlichen Arbeit:  Vor dem Hintergrund des Erstarkens agrarisch-politischer Protestkulturen, neuerer sozialpolitischer Theorien und aktueller Forschungen zur Geschichte der Arbeit stellt sich die Frage nach der politischen Codierung bäuerlicher Arbeit. Bäuerliche Arbeit ist mit keiner homogenen oder stabilen Klassenzuordnung verbunden, ihre Codierung variiert je nach historischem Kontext, nach Funktion, Geschlecht, Milieu und sozialer Stellung. Welche rhetorischen und ästhetischen Mittel tragen zur politischen und sozialen Codierung bäuerlicher Arbeit bei? Wie und mit welchen Effekten wird dabei auf mythologische oder theologische Narrative zurückgegriffen? Wie und in welchem Modus (Kritik, Nostalgie, Affirmation etc.) reflektieren die Künste (historische) Übergänge und soziale Eigendynamiken agrarischer Wirtschaftsformen?

2. Praktiken und Techniken agrarischer Arbeit: Landwirtschaftliche Arbeit ist Kulturtechnik im ursprünglichen Sinne des Wortes: Cultura meint die Pflege, Bearbeitung und Bebauung des Bodens, die wiederum spezifische (Körper-)Techniken, (habituelles/überliefertes/erworbenes) Wissen und den Gebrauch von Instrumenten erforderlich macht. Wie reflektiert die Literatur das historische Verhältnis von Mensch, Körper(-techniken) und Maschine in der agrarischen Arbeit? Welche Rolle spielen die Künste, ihre Medien und Gattungen für die Konstituierung und den Transfer  agrarischen Wissens? Wie verhalten sich Literatur und Künste zu den ethischen und ökologischen Implikationen bäuerlicher Arbeit in der Moderne, d.h. zur Nutzung und auch Ausbeutung von natürlichen Ressourcen, Umwelt und (Arbeits-)Tieren? 

3.  Agrarische Arbeit und Krieg: Wie gegenwärtig der Ukraine-Krieg wieder vor Augen führt, sind Landwirtschaft und Kriegsführung eng miteinander verknüpft. Kriege hatten seit jeher einschneidenden Einfluss auf agrarische Arbeit. In der Antike waren die meisten Soldaten Bauern und die Kriege am Rhythmus der Feldarbeit ausgerichtet. In der Frühen Neuzeit und der Moderne wurden Kriege zum Verhinderer, aber auch Katalysator landwirtschaftlicher Produktion und Innovation. Wie reflektieren künstlerische Ausdrucksformen die Zusammenhänge zwischen agrarischer Arbeit und Krieg? Inwiefern können Interferenzen zwischen dichterischer und agrarischer Arbeit zu einem Gegenmodell zum Konnex von Krieg und Landwirtschaft werden?


Die interdiziplinäre Tagung richtet sich an Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen, KunsthistorikerInnen, Wissenschafts- und TechnikhistorikerInnen. Sie wird organisiert von Dr. Sandra Fluhrer und Dr. Mareike Schildmann in Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund. Die Tagung findet am 6.-8. März 2024 in Dortmund statt. Abstracts und Kurz-CV bitte bis zum 15. Januar 2023 an mschildm@uni-bremen.de und sandra.fluhrer@fau.de

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Ansprechpartner

Einrichtungen

Universität Bremen
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt (FHI)
Beitrag von: Mareike Schildmann
Datum der Veröffentlichung: 06.12.2022
Letzte Änderung: 06.12.2022