Polit-Talkshow
interdisziplinäre Perspektiven auf ein multimodales Format
Inkonsistent einseitig : Die Medienberichterstattung über Geflüchtete 2015–2020
Die Medienberichterstattung über Geflüchtete wird von einem großen Teil der deutschen Bevölkerung als einseitig wahrgenommen. Inhaltsanalysen zeigen allerdings sehr unterschiedliche Befunde: Während einige Studien eine einseitig positive...
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Die Medienberichterstattung über Geflüchtete wird von einem großen Teil der deutschen Bevölkerung als einseitig wahrgenommen. Inhaltsanalysen zeigen allerdings sehr unterschiedliche Befunde: Während einige Studien eine einseitig positive Berichterstattung konstatieren, kommen andere zu dem Ergebnis, die Berichterstattung sei einseitig negativ. Dabei handelt es sich jedoch meist um Querschnittstudien im Zusammenhang mit besonders spektakulären Ereignissen von unterschiedlicher Valenz. Zudem werden oft nur wenige Medien und wenige Indikatoren für Einseitigkeit betrachtet. Die vorliegende Studie untersucht deshalb erstmals die Berichterstattung von sechs deutschen Leitmedien über Geflüchtete in einem Zeitraum von fast sechs Jahren (Mai 2015 bis Dezember 2020) anhand verschiedener Indikatoren für Einseitigkeit. Eine manuelle Inhaltsanalyse von 8185 Medienbeiträgen zeigt, dass insgesamt zwei konfligierende Narrative die Berichterstattung dominierten: Geflüchtete wurden als Menschen in Not charakterisiert, die aus humanitären Gründen aufgenommen werden müssen, und gleichzeitig als Sicherheitsrisiko für die deutsche Bevölkerung beschrieben. Im Zeitverlauf zeigten sich ereignisabhängig erhebliche Schwankungen in Menge und Tendenz der Berichterstattung. Zugleich war aber auch ein Trend zu weniger und negativerer Berichterstattung erkennbar. Ursachen und vermutliche Folgen dieser Berichterstattungsmuster werden im Beitrag diskutiert.
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