Diese Arbeit ist ein Versuch, Kindheit als Ideen- und Funktionsträger in einem Textgefüge zu verfolgen. Parabeln sind für dieses Konzept besonders gut geeignet, weil es sich bei ihnen um eine Textsorte handelt, bei der ein Semantikensemble erwartet wird, für das im Grunde sämtliche Textelemente konstitutiv ausgerichtet sind. Selbst bei Texten der modernen Parabolik, bei denen nicht mehr wie im traditionell-lehrhaften Parabeltext ein Sinn eindeutig auszumachen ist, ändert sich an diesem auf der Gattungseigenschaft beruhenden Umstand nichts. Um die Sinndimensionen und –potentiale des Motivs der Kindheit herauszuarbeiten, werden vor allem Texte von repräsentativen Parabelautoren der Moderne wie Franz Kafka und Bertolt Brecht herangezogen. Auch relevante Texte von Rainer Maria Rilke, Robert Walser, Robert Musil und Walter Benjamin, für die die Kindheit einen bedeutenden Motivbereich darstellt, werden eingehend beleuchtet. In den behandelten Werken steht das Motiv der Kindheit im Zusammenhang mit verschiedenen Themen und Problematiken wie Erkenntnis, Subjekt, Sprache und Gesellschaftskritik.
|