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  1. Sprache und Liebe : Beobachtungen zu Kleists "Penthesilea"
    Published: 1993

    Der Artikel ist frei verfügbar; anstelle eines Abstract wird hier zunächst der Anfang wiedergegeben: „Ich sage vom Gesetz der Fraun mich los, Und folge diesem Jüngling hier.“[1] Das Motiv ist vertraut. Eine junge Frau, die einen jungen Mann kennen... more

     

    Der Artikel ist frei verfügbar; anstelle eines Abstract wird hier zunächst der Anfang wiedergegeben: „Ich sage vom Gesetz der Fraun mich los, Und folge diesem Jüngling hier.“[1] Das Motiv ist vertraut. Eine junge Frau, die einen jungen Mann kennen und lieben gelernt hat, will die Welt ihrer Herkunft verlassen und dem Geliebten in ein neues Leben folgen. Die Dramen des Bürgerlichen Trauerspiels entwickeln aus dieser Konstellation ihre tragischen Geschichten. Die Parallele wirkt einigermaßen absurd. In Kleists „Penthesilea“ ist alles anders als im Bürgerlichen Trauerspiel: Die Heldin kommt nicht aus einer bürgerlich-patriarchalischen Kleinfamilie, sondern aus einem mutterrechtlich bestimmten Fauenstaat; sie wird dem Jüngling nicht in seine Welt folgen (dies zu tun, hat sie sich immer geweigert), sondern ins Grab; und sterben wird sie nicht durch väterliche Macht oder feudale Gewalt, sondern durch ihren eigenen, bloßen Willen. Und dennoch verbindet die gleiche Grundkonstruktion Kleists Drama und die Bürgerlichen Trauerspiele, als deren Kontrafaktur es sich lesen läßt: das Motiv der schicksalhaften Jugendliebe, in der die Verheißungen einer historisch neuen, erotischen Zweierbeziehung für eine junge Frau stärker sind als die Bindungen und Gesetze ihrer sozialen Herkunft, und stärker als der Tod. Kleist also beteiligte sich mit „Penthesilea“ auf seine extreme Weise an der Ausarbeitung eines durchaus allgemeinen, (nicht nur) literarischen „Liebesdiskurses“, der mit der Empfindsamkeit begann und das 18. und 19. Jahrhundert durchzog. Junge, männliche Intellektuelle versuchten, sich Karrieren als Schriftsteller zu erschreiben, indem sie ihre traumatischen Realitätserfahrungen in einem neuen Sprach-, Bild- und Selbstverständigungssystem auffingen und dabei neue Bilder von Frauen, neue Rollen für Frauen und neue Metaphern für sie erfanden und eine neue Bedeutung, die die „große Liebe“ für Manner und Frauen haben solle – und dann vielfach auch hatte. Die tragikträchtige, ästhetische Ergiebigkeit der ‚empfindsamen‘ oder ...

     

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    Source: BASE Selection for Comparative Literature
    Language: German
    Media type: Article (edited volume)
    Format: Online
    Parent title: Heinrich von Kleist. - München : Heinz-Ludwig Arnold (Hrsg.), 1993. - 26-48, ISBN: 978-3-88377-440-4
    DDC Categories: 830
    Subjects: Germanistik; Sprache; Liebe; Kleist
    Rights:

    free