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ger: Die Korrespondenz Ferdinands I. mit seinen engeren Familienmitgliedern Karl V. und Maria von Ungarn gilt dank ihrer Fülle an Informationen zu den zentralen Themen habsburgischer Reichspolitik als besonders reichhaltige Quelle für die Erforschung der politischen Geschichte der Frühen Neuzeit. Liegt das Hauptinteresse an ihr naturgemäß im Hinblick auf einen geschichtswissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt, so hält sie aber auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht einen - wenngleich bislang kaum beachteten - reichhaltigen Fundus an höchst interessantem Datenmaterial bereit. Durch die unterschiedliche sprachliche Prägung der Korrespondenzpartner und den Gebrauch von vier verschiedenen Korrespondenzsprachen (Französisch, Spanisch, Deutsch, Latein) eröffnet sie gleich mehrere interessante sprachwissenschaftliche Betätigungsfelder, die von Aspekten frühneuzeitlicher Fremdsprachenkompetenz über Untersuchungen zu Sprachinterferenzen bei vorhandener Mehrsprachigkeit bis hin zu Fragen des Sprachwandels und seiner grammatiktheoretischen Implikationen reichen. Im Rahmen der Dissertation werden diese Themenbereiche mittels einer umfangreichen linguistischen Auswertung der vorhandenen Daten sowohl synchron als auch diachron genauer untersucht und analysiert. Ausgehend von einer synchronen Bestandsaufnahme des Sprachstatus der hier interessierenden Sprachen im beginnenden 16. Jahrhundert und einer Synthese des aktuellen Forschungsstandes zur Rolle des Sprach- bzw.
Fremdsprachenunterrichts in der Frühen Neuzeit sollen demnach die wesentlichen sprachlichen Charakteristika der Brieftexte der beiden Herrscherfiguren mit Schwerpunkt auf Sprachverwendung, Grammatik, Orthographie und Lexik herausgearbeitet und verglichen werden. In einem weiteren Schritt wird überprüft, inwieweit der Umstand der Mehrsprachigkeit der habsburgischen Geschwister Einfluss auf die jeweiligen Kompetenzen der einzelnen Sprachen nimmt bzw. wie dieser aus sprachwissenschaftlicher Sicht zu beurteilen ist. Eine kurz dokumentierte Forschungslage zum Fremdspracherwerb bzw. Spracheinfluss bei sukzessiv erworbener Mehrsprachigkeit wird hierfür die theoretische Grundlage bilden. Der dritte Teil der Arbeit widmet sich der mentalen Grammatik der beiden Herrscher und leistet damit auch einen Beitrag für die Grundlagenforschung zur Frage des Sprachwandels im Rahmen der generativen Spracherwerbstheorie. Hierbei sollen vor allem syntaktische Analysemethoden auf die Sprachdaten der Korrespondenz angewendet werden und auf ihre Praktikabilität innerhalb der gängigen Theorie universeller Prinzipien der Organisation von Grammatik untersucht werden. Die Sprachdaten des Mittelfranzösischen/frühen Neufranzösischen werden hier von besonderer Brisanz sein, zumal das Mittelfranzösische jene Übergangsphase markiert, in der das Französische den Status einer Nullsubjektsprache zusehends verliert und sich zu einer Nicht-Nullsubjektsprache entwickelt. Hinsichtlich der bisweilen stark konkurrierenden Erklärungsansätze zu Ursache und Verlauf dieses Sprachwandels ist angesichts der linguistischen Besonderheit des Datenmaterials hier mit äußerst interessanten Ergebnissen zu rechnen.
Den Abschluss der Arbeit bildet ein kurzes Resümee, das die wesentlichen Ergebnisse nochmals summarisch zusammenfassen soll.
eng: The correspondence of Ferdinand I and his immediate family members Charles V and Mary of Hungary is, thanks to its extensive information on the central themes of the imperial politics of the Habsburgs, a particularly rich source for studying the political history of the early modern period. Even though the main research interest pertains to its historical value, the correspondence also contains a high amount of - as yet barely regarded - interesting data from a linguistic point of view: due to the different linguistic profiles of the correspondents and the use of four different correspondence languages (French, Spanish, German, Latin), it offers a vast linguistic scope which comprises aspects of foreign language competences in the early modern time, studies on language interferences in case of multilingualism, as well as aspects of language change and its grammar-theoretical implications. Through a comprehensive linguistic analysis of the available data this thesis provides a detailed synchronical and diachronical examination of these issues.
Based on a synchronic survey of the status of the languages of interest in the early 16th century and a synthesis of current research on the role of foreign language teaching in the early modern period, the main linguistic characteristics of the letters will be identified and compared with emphasis on language use, grammar, orthography and vocabulary. Additionally, the thesis offers an examination of weather the fact of multilingualism of the correspondents influences the competences in each foreign language and how this should be interpreted from a linguistic point of view. A brief survey of research on successively acquired multilingualism will form the theoretical basis thereof. The third part of the thesis is devoted to the mental grammar of the two Habsburgs and thus makes a contribution to basic research on the issue of language change within the theory of generative grammar.
Thereby syntactic analyses of the data will serve to examine the adequacy of the current theory of universal principles in the organization of grammar. The linguistic data of Middle/Early Modern French will be of particular relevance, since in this transitional phase French was losing its status as a null-subject language and was developing into a non-null-subject language. With regard to the occasionally highly competitive explanations for this change and the linguistic peculiarity of the data, interesting results can be expected.
The thesis closes with a brief résumé which summarizes the main results.
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