Das deutsche Wort Muße ist nicht ohne weiteres übersetzbar. Umso schwieriger gestaltet sich die Erforschung der Muße in anderen kulturellen Kontexten. Der Sammelband illustriert die semantischen Probleme des Mußebegriffs innerhalb der gegebenen Wortfelder im Deutschen, Griechischen, Lateinischen, Englischen, Spanischen, Französischen und Tschechischen sowie in Bangla und Urdu. Die hier versammelten Aufsätze sind hauptsächlich von Literaturwissenschaftlern, aber auch von Vertretern der Psychologie, der Linguistik und der Theologie verfasst. Sie betten ihre Studien zur Muße in verschiedenen Kulturkreisen und Epochen in die Betrachtung des historischen und kulturellen Umfelds ein und fördern so das Beziehungsgeflecht zwischen Mußediskursen, Verunglimpfungen des Müßiggangs und der Verhandlung von sozialem Stand und ökonomischem Status zutage. Darüber hinaus erörtert ein Beitrag aus der Psychologie eine empirische Untersuchung, die Assoziationen von Mußebegriffen analysiert.InhaltsübersichtMonika Fludernik/Thomas Jürgasch: Einleitung Teil I. Begriffsgeschichten und ihre kulturgeschichtliche Relevanz Andreas Kirchner/Thomas Jürgasch: Scholē und ihre Bedeutungen im Kontext antiker griechischer Traditionen – Franziska C. Eickhoff: Otium, Muße, Müßiggang – mit Vorsicht zu genießen. Zur Ambivalenz von otium in der antiken lateinischen Literatur – Stefan Metz: Otium romanum in vita christiana. Konzepte von otium bei Paulinus von Nola – Hans W. Hubert/Antonio Russo: Ozio, diletto et piacere. Muße, Vergnügen und Gefallen aus architekturgeschichtlicher Perspektive am Beispiel Vitruvs und seiner Kommentatoren – Monika Fludernik: The Semantics of Idleness in British Drama, 1710–1760 – Julia Krasselt/Maren Runte: Das Lexem Muße in den Referenzkorpora des Deutschen: Semantik mit Methoden der digitalen Linguistik erfassen – Ursula Nothdurft/Agnes Kreil/Andrea Kiesel/Roland Thomaschke: Die kognitiv-affektive Kartierung des Begriffs 'Muße' Teil II. Literarische und politische Semantiken der Muße Stefan Seeber: Mußeraum Minnegrotte. Zur Semantik des Spaziergangs in Gottfrieds Tristan – Pierre Saint-Amand: Laziness and Enlightenment. Three Lazy Lives – Jan-Henrik Witthaus: Müßiggang im 18. Jahrhundert. Der Begriff der ociosidad im Spannungsfeld von Ökonomie, Imagination und aufgeklärter Schriftstellerei – Ernst Osterkamp: Edler Müßiggang. Über einen Vers in Goethes Faust – Marc Wurich: »Wir sind nun einmal Städter«. Semantiken, Praktiken und Figurationen urbaner Muße im Berlin-Roman um 1900 – Tilman Kasten: Muße-Semantiken im nationalen Diskurs. Fallbeispiele aus der tschechischen Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – Farha Noor: The Sensory Semantics of Otium in South Asia. Asymmetries, Entanglements and the Affective This volume deals with figurations of otium (translated as idleness or leisure in English) in various languages and in different cultural and historical contexts. The essays outline the word field of otium – repose, relaxation, idleness, leisure, recreation, diversion, entertainment – in classical Greek and Latin, in German (which has the specific untranslatable lexeme Muße), English, French, Spanish, Czech, Bangla and Urdu. These semantic analyses are complemented by discussions of the social and cultural or historical embedding of discourse about leisure and its opposite, laziness, and by an extensive examination of the utilization and manipulation of these discourses for various political, ideological and social or moral purposes. Contributors from disciplines focused on language, linguistics, classical studies, theology, and psychology ensure a broad interdisciplinary approach to the subject.Survey of contentsMonika Fludernik/Thomas Jürgasch: Einleitung Teil I. Begriffsgeschichten und ihre kulturgeschichtliche Relevanz Andreas Kirchner/Thomas Jürgasch: Scholē und ihre Bedeutungen im Kontext antiker griechischer Traditionen – Franziska C. Eickhoff: Otium, Muße, Müßiggang – mit Vorsicht zu genießen. Zur Ambivalenz von otium in der antiken lateinischen Literatur – Stefan Metz: Otium romanum in vita christiana. Konzepte von otium bei Paulinus von Nola – Hans W. Hubert/Antonio Russo: Ozio, diletto et piacere. Muße, Vergnügen und Gefallen aus architekturgeschichtlicher Perspektive am Beispiel Vitruvs und seiner Kommentatoren – Monika Fludernik: The Semantics of Idleness in British Drama, 1710–1760 – Julia Krasselt/Maren Runte: Das Lexem Muße in den Referenzkorpora des Deutschen: Semantik mit Methoden der digitalen Linguistik erfassen – Ursula Nothdurft/Agnes Kreil/Andrea Kiesel/Roland Thomaschke: Die kognitiv-affektive Kartierung des Begriffs 'Muße' Teil II. Literarische und politische Semantiken der Muße Stefan Seeber: Mußeraum Minnegrotte. Zur Semantik des Spaziergangs in Gottfrieds Tristan – Pierre Saint-Amand: Laziness and Enlightenment. Three Lazy Lives – Jan-Henrik Witthaus: Müßiggang im 18. Jahrhundert. Der Begriff der ociosidad im Spannungsfeld von Ökonomie, Imagination und aufgeklärter Schriftstellerei – Ernst Osterkamp: Edler Müßiggang. Über einen Vers in Goethes Faust – Marc Wurich: »Wir sind nun einmal Städter«. Semantiken, Praktiken und Figurationen urbaner Muße im Berlin-Roman um 1900 – Tilman Kasten: Muße-Semantiken im nationalen Diskurs. Fallbeispiele aus der tschechischen Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – Farha Noor: The Sensory Semantics of Otium in South Asia. Asymmetries, Entanglements and the Affective
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