Abstract: Baukunst im späten Historismus: Raymund Jeblingers Konzepte (1853 – 1937) Abstract
Das hellrote Erzbischöfliche Ordinariatsgebäude in der Freiburger Schoferstraße sticht mit seinem Formenreichtum und einem komplizierten Baugefüge aus der regionalen Architekturlandschaft des Historismus‘ auffällig heraus. Der Architekt Raymund Jeblinger hat sich hier mit einer sonderbaren Interpretation der Neuromanik als exklusiver Architekt präsentiert. Aber es war bei weitem nicht das einzige Großprojekt, das Jeblinger in seiner Zeit als Leiter des Erzbischöflichen Bauamtes von 1901 an realisierte und mit dem er seine Fähigkeit und seinen Hang zum eigenen Konzept bewies. Doch gab er sich bei jedem seiner Großbauten anders individualistisch. Manchmal sind es die Einzelformen, manchmal sind es die Fassadengestaltungen, in einigen Fällen die Bezüge zum mittelalterlichen Altbau, die die Planungen des Architekten besonders machen. Aber was zeichnet etwa die Josefskirche in Kollnau oder der Herz-Jesu-Kirche in Singen genau aus? Wolfgang Weismann untersucht in seiner Dissertation die Konzepte, die hinter den Einzelbauten gesteckt haben mögen. Schon während seines Schaffens in seiner Heimat Oberösterreich vor der Einsetzung als Freiburger Bauamtsleiter hat er zum Beispiel mit der Farbigkeit der Aigener Johanneskirche reichlich Mut zum Experiment gezeigt. Die neugotische Wallfahrtskirche in Maria-Neustift hat er durch ein kompliziertes Raumgefüge ausgezeichnet. Bevor Jeblinger die feste Stelle in Freiburg bekam, hat er als freier Architekt auch Profanbauten, vor allem in Linz gebaut. Außerdem war er beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben 1895 im heutigen Ljubljana in Slowenien (damals Laibach in Krain) als Planer beteiligt. Auch hier besticht Jeblinger durch individualistische Lösungen und der Autor möchte zeigen, wie diese ausgefallen sind. Im zweiten Teil der Arbeit geht es um die Architekturtheorie, die Jeblinger über sich und seine Bauten teils selbst ausformuliert hat. Auch wird der von Jeblinger bisweilen verfolgte Eklektizismus in die Strömungen der Zeit um 1900 eingeordnet. Nach der Lektüre der Arbeit soll den Lesenden die Frage beantwortet sein, welche Konzepte Jeblinger zum Individualisten machten
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