Preliminary Material -- Dank -- Einleitung: Diagnosen und Semiosen des Fetischismus -- Reliquie vs. Fetisch? Ding-Zeichen der Empfindsamkeit -- Schätze schaffen: Teufelspakt und Ding-Verhältnis im Faust -- Idealität und Spektralität: natürliche Töchter vor dem Spiegel -- „… und werde selbst mir ein Idol“: Raub und Gaben der Helena -- Fetisch Helena? Pragmatik und Performativität des Symbols -- Grenzenlose Tauschgeschäfte: Fetischisten der Romantik -- Fetischismus und die Rhetorizität der Wahrheit in Hoffmanns Fräulein von Scuderi -- Das Theater der Dinge -- Die Tücken der Objekte: Animation und Theatralität (Rückert und Vischer) -- Der Sammler als Fetischdiener: Epigonalität und Schöpfertum (Stifter, Balzac, Benjamin) -- Auftritte der Waren: Streichmachereien bei Stifter und Marx -- Aufs Spiel gesetzt. Dinge und Identitäten in Grillparzers Jüdin von Toledo -- Ideal-Wesen im Schaufenster: Panizzas Der Corsetten-Fritz -- „Den lieben Gott spielt keiner“: Grillparzers Spielmann und Stifters Kalkstein -- Pygmalion im Spiegelkabinett: Kellers Regine -- (Post-)Koloniale Verhandlungen: Urszenen des Fetischismus in Kellers Don Correa -- Das „Abwandeln“ der Narrative: Übertragung von Fetischen und Historisierung von Fetisch-Diskursen in Kellers Die Berlocken -- Venus in Serie: Reproduktion, Zirkulation und Idealisierung (Keller und Sacher-Masoch) -- In der Tat: Realisation und Verkörperung als Kippstellen der Narration -- Schluss und Ausblick -- Literaturverzeichnis -- Register. Im 19. Jahrhundert, dem »Jahrhundert der Dinge«, vervielfältigen sich die Objekte, mit denen Europäer umgehen, durch fortschreitende Industrialisierung, die Ausweitung des Warentauschs sowie koloniale Ausbeutung in einem enormen Ausmaß. Tausch, Raub und Zirkulation lassen die Dinge aus ihren angestammten Kontexten heraustreten und konfrontieren die Menschen mit Phänomenen der Entortung, Vermischung und Fremdheit. Kehrseite eines beunruhigenden Fremdwerdens der Ordnung der Dinge ist dabei eine neue Faszination für die Glücksversprechen und magischen Dimensionen der (Waren-)Dinge, ihr Sinn und Identität stiftendes Potential, das an die Stelle religiöser und metaphysischer Orientierungen rückt. Diagnosen und Theorien des Fetischismus, die in den zeitgenössischen Wissenschaften wie im Alltagsdiskurs eine bemerkenswerte Konjunktur erleben, dokumentieren ein Bemühen, die bedrohliche Macht der Dinge zu bannen, indem diese Akteuren und kulturellen Praktiken zugeschrieben wird, die als anders, abweichend, fremd oder abnorm klassifiziert werden. Literarische Texte reflektieren den Kult der Dinge auf vielfältige Weise: Herzensdinge und Beutestücke, geschätzte und verworfene Objekte, Ding-Belebung und Verfahren der Mortifikation und Verdinglichung werden unterschieden, aber auch enggeführt, wodurch ihre strukturellen Zusammenhänge hervortreten. Bischoffs Studie untersucht kanonische und weniger kanonisierte Texte daraufhin, wie sie an den im Kontext von Kolonial- und Genderdiskurs, Kapitalismuskritik, Psychopathologie und Antisemitismus formulierten Fetischismus-Diagnosen teilhaben, indem sie diese präfigurieren und imitieren, dabei aber zugleich ihre Funktionsweisen zur Schau stellen und unterlaufen. Die poetische Produktivität, die sich mit dem Kult der Dinge verknüpft, liegt, wie gezeigt wird, darin, dass Konstruktionen von Eigenem und Fremdem, korrekter und korrupter Objektbeziehung, wahrem Ding und Warending, als solche inszeniert werden und so Performativität und Materialität kultureller Symbolisierung lesbar werden
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