Biographical note: Brigitte Biehl, Dr. phil., ist Theaterwissenschaftlerin und arbeitet derzeit als Marketing-Dozentin an der School of Management and Business, an der Universität von Wales, Aberystwyth, in Großbritannien. Review quote: 2007-11-08, Werben & Verkaufen, "Wie das Theater zum Erfolg wird und nicht zum Fiasko, schildert die Theaterwissenschaftlerin und Dozentin Brigitte Biehl." Review quote: 2008-01-02, Harvard Business Manager, "Erstaunliche Erkenntnisse über Machtinszenierungen." Review quote: 2008-01-25, Handelsblatt, "Das Buch ist eine Bereicherung ... Es liefert einen kritischen Beitrag zum aktuellen Wirtschaftstheater." Review quote: 2008-03-20, Bilanz, "Die Autorin erteilt den Managern keine Ratschläge - sie berät eher die Zuschauer, wie diese die meistens doch eher plumpen Inszenierungen am besten durchschauen." Review quote: 2008-04-01, Euro, "Ein kritischer Beitrag zum Wirtschaftstheater." Long description: Performance ist alles. Topmanager wollen nicht nur strategische Planer sein, sondern auch gute Selbstdarsteller. Für ihre Auftritte setzen sie Mittel ein, die sonst vor allem im Theater zum Zuge kommen. Durch Beleuchtung, Kulissen und ausgefeilte Rhetorik wollen Banker und Autobosse ihr Publikum bei Hauptversammlungen, Presse- und Analystenkonferenzen in den Bann ziehen. Brigitte Biehl zeigt, welche Inszenierungsstrategien genutzt werden — und wie sie tatsächlich wirken. Denn oft tritt die gewünschte Wirkung gar nicht ein. Von geglückter Manipulation des Publikums kann bei Auftritten von Topmanagern und Vorständen großer Konzerne meist nicht die Rede sein — plump und pannenreich missmanagen viele ihre Rolle auf der Bühne. Woran das liegt, ist in diesem Buch zu lesen. Excerpt from book: Die ganze Welt ist eine Bühne und auch die Welt der Wirtschaft ist ein Schauplatz zur Selbstinszenierung. Theatralisierung durchzieht das ganze gesellschaftliche Leben und zunehmend auch die Geschäftswelt. Ihre Darbietungen machen sich die Gesetze und Techniken des Showbusiness zu Nutze. Sie bieten Personen, Emotionen und Versprechungen, um Investoren, Medien, Analysten und nicht zuletzt die Öffentlichkeit und Kunden zu beeinflussen, Reputation aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Diese weichen Faktoren werden zu Kapital, das sich hoch verzinst und besonders schwer wiegt, und so hängt die effiziente Wirtschaftsleistung von der wirkungsvollen Selbstinszenierung ab - Business is Showbusiness. Die Metapher von der Wirtschaftsbühne zeigt sich prägnant im buchstäblichen Sinne bei den Auftritten von Topmanagern: Gefühlige Leitmotive wie "Leistung aus Leidenschaft." oder "A Passion to Perform." prangen über den Brettern, die am Tag einer Veranstaltung der Deutschen Bank die Wirtschaftswelt bedeuten. Konzernchef Josef Ackermann steht wie jeder andere Vorstandsvorsitzende stellvertretend für das Unternehmen und will eine passionierte Performance bieten, überzeugend Rede und gekonnt Antwort stehen. Banker, Airliner und Autobauer müssen nicht nur Planer, sondern auch Selbstdarsteller sein. Die Ackermänner, Mayrhubers und Schrempps versuchen in den Rollen der "Kostenkiller" oder "Mister Shareholder Value" schon äußerlich zu verkörpern, was sie selbst ihrem Konzern zugute halten: Da glänzt das weiße Einstecktuch als Symbol der Finanzelite, ein gebräunter Teint soll jugendlichen Unternehmergeist signalisieren und der passende Vortragsstil kann auf das "Benzin im Blut" verweisen. Das Verkaufspotenzial bei Auftritten ist hoch, denn der Zuschauer kann sich persönlich ein Bild vom Vorstand machen. Wann wird er einem Manager eher vertrauen: Wenn er ihn direkt erlebt hat und dieser gar eine Frage souverän beantworten konnte - oder nach einem Blick auf das retuschierte Foto im Geschäftsbericht? Wenn die Darbietung gefällt, kann der Auftritt das Ansehen und damit auch die Wertentwicklung des Unternehmens beeinflussen.Überzeugend aufzutreten und bittschön "authentisch" zu bleiben ist aber nicht einfach. Sich zu präsentieren bedeutet immer, sich zu exponieren. Das Publikum kann interagieren und stellt kritische Fragen, Medien und Investoren wollen wissen, wo die Scheinwelt von Kompetenz und Heldentum endet. Zudem gibt es trotz dramaturgischer Bemühungen wie dem ehrfürchtig hohen Podium lachhafte Pannen: Auf dem Bühnenbild hantiert ein überlebensgroßer Jongleur mit Tennisbällen und die "Leidenschaft" verpufft, wenn die trockene Stimme von Bildertrümmern wie der "überstandenen Ertragsdelle" kündet. Je tiefer der Blick in die Rhetorik, desto weniger Verantwortungsbewusstsein lassen manche Verhaltensweisen zwischen schön Reden und Schönreden vermuten: Personal wird trocken "abgebaut", wirtschaftliche Misserfolge klein geredet, dafür wird das "Produktfeuerwerk" gepriesen. So hat die Kunst der Selbstdarstellung bei Managern einen Gipfel erreicht. Aber beileibe noch nicht den höchsten.
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