Der Beitrag thematisiert die Genese der Sakralisierung der arabischen Schrift, die im vorislamischen Arabien eine untergeordnete Rolle spielt und mit der Verschriftlichung des Korans den Status eines sakralen Symbolsystems erreicht. Hier wird die...
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Der Beitrag thematisiert die Genese der Sakralisierung der arabischen Schrift, die im vorislamischen Arabien eine untergeordnete Rolle spielt und mit der Verschriftlichung des Korans den Status eines sakralen Symbolsystems erreicht. Hier wird die These vertreten, dass die Sakralisierung der arabischen Schrift in Zusammenhang mit der Textgeschichte des Korans zu denken ist. Er ist Gefäß der göttlichen Offenbarung, deren Unverrückbarkeit auf das Speicherungsmedium der Schrift zurückprojiziert wird. Mit der Verschriftlichung des Korans wird nicht nur seine Kodifizierung und damit die Propositionalisierung des Islams beabsichtigt, sondern auch die Einreihung des Islams in die schriftlich-monotheistische Tradition. Muslime sind fortan wie Juden und Christen auch Schriftbesitzer, wie der Koran sie charakterisiert. Ursprünglich ist der Koran eine virtuelle heilige Schrift. Koran, AT und NT unterscheiden sich in erster Linie im Medium: Der Schriftlichkeit der hebräischen Bibel und der christlichen Bibel steht die Mündlichkeit des Korans gegenüber. Der Umschlag zu einer schriftlichen Form wird mit der arabischen Schrift vollzogen, die die frühen Muslime modifizieren, kodifizieren und einfrieren. Die Sakralisierung der arabischen Schrift hat bis in die Gegenwart hineinreichende Konsequenzen und trägt wesentlich zur Diglossie in der arabischen Welt bei. Religionswissenschaftlich interessant ist, dass im Fall der arabischen Muslime religiöse mit kultureller und auch nationaler Identität verschmelzen: Arabische Sprache und Schrift halten diese Symbiose zusammen.