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Milka Hartman (1902-1997) ist der Klang einer Landschaft, der in Gedichtbänden und Liederbüchern festgehalten ist. Als Dichterin und Lehrerin verschrieb sie ihr Leben der slowenischen Sprache, Bildung und Kultur. Das Gesamtbild der Lehrerin, Dichterin und Frau Milka Hartman bildet die Grundlage für die Dissertation zum Thema der Frauenbil-der in ihrem literarischen Werk. Unter dem Titel Ein Leben für die Muttersprache wird die Darstellung der Frau im literarischen Werk der Kärntner Slowenin Milka Hartman untersucht und der Zusammenhang zwischen ihrer Biografie und ihren Frauenbildern erforscht. Das erste Gedicht Milka Hartmans, Zakaj bi jaz ne pela? (Bister 1982: 71-72) aus dem Jahr 1918, ist eine Vorschau auf das breite Spektrum an Themenbereichen in Hartmans Lyrik. Dies sind die Identität, das Zuhause, die Heimat, die slowenische Muttersprache und ihr Glaube. In dem Gedicht stellt sich Hartman die Frage, warum sie denn nicht sin-gen bzw. schreiben solle. Diese Fragestellung mündet in der Überzeugung, dass die Voraussetzungen zum Schreiben gegeben sind. Sie beschreibt sich selbst als jung, fleißig, fröhlich und tapfer. Sie liebt die Heimat, das Zuhause und möchte dafür Lieder schreiben. Sie spricht die Muttersprache mit Ehrfurcht und setzt in ihr junges Beet metaphorisch drei Blumen ein: die Liebe, die Treue und den reinen Herzensfrieden. Die Sanftheit der Seele erhofft sie sich von Gott. Die literarischen Texte Milka Hartmans haben unterschiedliche Frauenbilder zum In-halt, gleich sind ihnen ihre Herkunft aus ländlicher Struktur, der Glaube und die Identität. Milka Hartman als empirische Autorin stellt sich fröhlich, traurig, für die Muttersprache kämpfend dar, die als Ratgebende jungen Frauen zur Seite steht. Die Großmutter steht für das Vermächtnis an jüngere Generationen, die Magd als von der Gesellschaft Vergessene. Die Bäuerin und die Mutter zeigen sich durchwegs stark und der Familie dienend. Die Ziehmutter grübelt über ihr Schicksal. Das Bauernmädchen ist eine junge, fröhliche, sorgenfreie Frau. Frauen werden von der romantischen Liebe träumend sowie naiv und betrogen dargestellt. Die alte Frau ist einsam und unglücklich. Die Mutter Erde steht für Identität, die Mutter Gottes für Zuflucht und Trost. Der weiße Tod (die weiße Tödin) steht für Erlösung im Jenseits. Die Sorge hingegen ist die schreckliche, dem Tod ähnelnde Frau. Milka Hartman schrieb in slowenischer Hochsprache und im slowenischen Loibacher Dialekt aus ihrem Lebensumfeld für ihre Leser und Leserinnen. Zu Beginn widmete sie ihre Texte mit Melodien Mädchen, die sie unterrichtete, später mehreren Generationen von Interessierten der slowenischen Volksgruppe. Der Bauernstand, die Religion, die Sprache und somit die politische Situation der Kärntner Slowenen bilden in der Biografie und in der Literatur Milka Hartmans eine Einheit. Fiktiv konstruierte wie auch real exis-tente Frauen und Frauenbilder sind in diese Einheit eingebettet und aufgerufen, Aufgaben zur Stärkung der slowenischen Volksgruppe zu erfüllen. Die Kompetenz dafür wurde von Milka Hartman vermittelt. Milka Hartman wird in der Rezension von Hafner und Prunč in Die Literatur der Kärntner Slowenen als ältere, zur »stark regional orientierten Generation« zÃählende, »bedeutendste slowenische Dichterin Kärntens« beschrieben, »deren Lieder und Gedichte von den inneren Dimensionen eines beseelten bäuerlichen Frauentums leben /.../« (Hafner; Prunč: 1980: 564). Wird diese These durch die Begriffe Biografie und Lebenserfahrung sowie Religion und Identität einer Frau und einer Generation ergänzt, ist es legitim, von einem Frauenbild bzw., wie in der Rezension bezeichnet, von einem »Frauentum« in Hartmans Literatur zu sprechen. Erst dieses für Hartman vollständige Bild gibt ihren Texten die Voraussetzung, ein für sie vollkommenes Frauenbild in all seinen Dimensionen zu konstruieren. Ich-Erzähler, artikuliertes Ich und Textsubjekt sind das Abbild des Lebens der empirischen Autorin und der Gesellschaftsstrukturen des 20. Jahrhunderts, aber auch die Wunschvorstellung einer perfekten Wirklichkeit. Wäre die Biografie Milka Hartmans eine andere gewesen, gäbe es das Kapitel des von ihr konstruierten und formulierten Frauenbildes in der Literatur der Kärntner Slowenen nicht. Die Biografie und die literarische Frau gehören bei Milka Hartman zusammen. Die Vielfalt an Frauenbildern bedingt die geistige Wanderung durch die Lebens- und Erfahrungswelt der Dichterin sowie ihre Vorstellungskraft des idealen Daseins. Bister, Felix J. (1982): Milka Hartman I, življenje. »Za skupino M. H.« uredil in izdal Feliks J. Bister (Hrsg.). Celovec-Dunaj. S. 71-72. Hafner, Stanislaus; Prunč, Erich (1980): Die Literatur der Kärntner Slowenen. Das verpflichtende Erbe. In: Kindlers Literaturgeschichte der Gegenwart. Autoren, Werke, Themen. Tendenzen seit 1945. Die zeitgenössische Literatur Österreichs II. Hrsg. Hilde Spiel. S. 554-568.
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